Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
fragte sie.
    »Ja, wunderbar«, sagte Vince.
    Sie setzten sich alle auf die Gartenstühle um den Tisch.
    »Echt schön hier draußen«, meinte Sue und sah zum Pool. »So was hätte ich auch gern.«
    »Du kannst jederzeit vorbeikommen«, sagte Vince. »Ihr beide.«
    »Danke«, sagte Sue. »Das ist wirklich nett. Weißt du was? Du hast mich reingelegt. Ich dachte, du wärst ein total fieser Typ.«
    Sie haben mich durchschaut!
    »In deinen Filmen bist du immer so gemein.«
    Fehlalarm.
    Sie lächelte ihn an. »Ich war noch nie im Haus eines Filmstars.«
    Mein süßer kleiner Liebling!
    »Ach, man kann mich nicht unbedingt als Star bezeichnen.«
    »Doch. Ich hab schon zig von deinen Filmen gesehen.«
    »Wir sind beide Fans von dir«, fügte Marta hinzu.
    »Also, danke.«
    »Weißt du, was mein Lieblingsfilm ist?«, fragte Sue. »Der, in dem du diesen Killer anheuerst, um deinen Geschäftspartner umbringen zu lassen.«
    Er nickte, als wüsste er ihr Lob zu schätzen, und überlegte, welchen Film sie meinte. Er hatte in mehreren Filmen Männer dafür bezahlt, Leute zu ermorden, die ihm im Weg standen.
    »Ich kann mich nicht an den Titel erinnern«, sagte Sue.
    »Ich auch nicht«, gab Vince zu. »Ich habe in so vielen Filmen mitgespielt. Erinnerst du dich an die Schauspieler?«
    »Du warst dabei.«
    Er kicherte.
    »Ich weiß nicht. Chuck Norris vielleicht?«
    »Mit Chuck Norris habe ich noch nicht gedreht.«
    »Hm, dann muss es jemand anders gewesen sein. Jedenfalls endet der Film damit, dass du auf einem Parkplatz dem Mörder eine Million Dollar übergeben willst …«
    Vince dachte plötzlich nicht mehr darüber nach, welchen Film sie meinte.
    Er sah sich selbst, wie er sein Auto nachts auf einen Parkplatz steuerte.
    Heute Nacht?, fragte sich Neal. Was ist das? Eine Erinnerung? Oder denkt er an heute Nacht?
    In Vinces Kopf setzte sich die Szene fort. Er stieg auf einem hell beleuchteten Parkplatz aus seinem Wagen. Es war der Parkplatz des Video City; Neal konnte das große Neonschild im Hintergrund erkennen.
    Vince trug eine zerknitterte alte Einkaufstüte mit sich. Sie war oben umgeschlagen und im unteren Bereich ausgebeult.
    Mein Gott, jetzt haben wir’s! Das Geld ist in der Tüte! Das ist die Geldübergabe!
    Du hast es geschafft, Sue! Du hast es geschafft!
    »… aber anstatt des Mörders kommt der Typ, der eigentlich ermordet werden soll, zur Geldübergabe. Wer hat den gespielt? Ich könnte schwören, es war Chuck Norris.«
    »Van Damme?«, schlug Marta vor.
    »Nein.«
    »Steven Seagal?«
    In dem Film in Vinces Kopf sah er sich selbst, wie er die Einkaufstüte in eine Mülltonne neben dem Eingang von Video City stopft. Als er die Tüte loslässt, sagt eine Stimme hinter ihm: »Wer anderen eine Grube gräbt …« Er wirbelt herum. Elise stolziert auf ihn zu, sehr lebendig und in ihrem blauen Satinpyjama. Der Stoff wallt um ihren Körper und schimmert im Licht des Parkplatzes violett. In einer Hand hat sie ein blutiges Hackmesser. Mit der anderen hält sie an den Haaren Leslie Glitts hin und her schwingenden Kopf.
    »Der Film kommt mir überhaupt nicht bekannt vor«, sagte Marta und riss Vince aus seiner schrecklichen Fantasie.
    Er nahm sein Glas und trank einen Schluck. »Ehrlich gesagt, bei mir klingelt auch nichts.«
    »Ich könnte schwören, dass du es warst«, beharrte Sue.
    »Ich glaube nicht.«
    Sue schüttelte den Kopf und nippte an ihrem Drink. »Tja«, sagte sie, »jetzt komm ich mir total dämlich vor.«
    Vince kicherte. »Dazu gibt es keinen Grund.«
    »Katt tritt in jedes Fettnäpfchen«, erklärte Marta ihm. »Ich glaube, sie mag das Gefühl.«
    »Und deine Füße sind so groß, dass sie in kein Fettnäpfchen reinpassen.«
    »Streitet euch doch nicht, Mädels«, sagte Vince vergnügt.
    »Zeig ihm doch mal deine Riesenfüße«, stichelte Sue.
    »Beruhige dich, Katt.«
    »Die sind so groß, dass sie nicht umfallen kann. Sie schnellt sofort wieder nach oben. Sie kann auch nicht ertrinken. Als hätte sie Schwimmflossen an. Ihr kann nirgendwo was passieren.«
    »Ha, ha«, sagte Marta. »Sehr witzig.«
    »Sie ist so sicher wie ein Safe. Wenn ich Schmuck hätte, würde ich ihn in ihr aufbewahren.«
    Vince lachte.
    »Wenn du das tun würdest«, entgegnete Marta, »würde ich dir die Kombination nicht verraten.«
    »Welche Kombination?«, fragte Sue.
    »Die, mit der du mich aufmachen und deinen Schmuck rausholen kannst.«
    »Ich hab keinen Schmuck.«
    Vince schüttelte lachend den Kopf.
    Los, komm schon, dachte

Weitere Kostenlose Bücher