Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
diabolischen Grinsen.
    »Was ist das andere?«, fragte Neal.
    »Das verraten wir nicht«, sagte Sue.
    Marta stellte ihr Glas ab. »Es ist noch nicht sicher. Ich hätte es gar nicht erwähnen sollen, aber … ich bin ziemlich spät dran und …«
    »Morgen kaufen wir einen Schwangerschaftstest«, sagte Sue.
    Marta sah sie beklommen an. »Ich hätte es nicht sagen sollen, ehe wir sicher sind.«
    »Egal. Ich wette tausend Dollar, dass du schwanger bist. Zehntausend – ich hab kurz vergessen, dass ich reich bin.«
    Neal wusste nicht, was er sagen sollte. Schließlich fragte er Marta: »Du glaubst wirklich …?«
    »Ich bin ziemlich sicher.«
    »Nicht nur das«, sagte Sue. »Marta meint auch, es besteht wenigstens eine Fifty-fifty-Chance, dass du der Vater bist.«
    »Sue!«, empörte sich Marta lachend. »Wenn ich schwanger bin, dann von dir«, sagte sie an Neal gewandt.
    »Das ist beruhigend.«
    »Du bist der Einzige …«
    »… mit dem sie zugibt, geschlafen zu haben.«
    Sie sahen beide Sue an.
    »Okay. Schon gut. Entschuldigung.« Sie hob die Hände. »Ich halte mich raus. Ich sollte rausgehen, damit ihr beide ungestört reden könnt.« Sie stellte ihr leeres Glas auf den Tisch und stand auf. »Ich mach einen kleinen Spaziergang und komm in ungefähr einer Stunde zurück.«
    »Das musst du nicht«, sagte Marta.
    »Ja, schon okay.« Sue winkte ihnen zu, als sie zur Wohnungstür ging.
    »Du brauchst nicht zu gehen«, wiederholte Marta. »Wirklich nicht.«
    Mit der Hand auf der Klinke blickte Sue zurück. »Ihr beide müsst eine Weile …«
    »Nein«, sagte Marta. »Bleib hier. Bitte. Ich möchte nicht, dass du rausgehst … nicht allein. Nicht, bis das alles vorbei ist. Sag du es ihr, Neal.«
    »Es könnte gefährlich sein«, sagte er. »Du solltest besser …«
    »Ich will euch nicht im Weg sein.«
    Wahrscheinlich wäre das aber besser, dachte Neal. Er war sich nicht so sicher, dass er im Moment mit Marta allein sein wollte. Worüber sollten sie reden? Über die Zukunft? Über Verpflichtungen? Und was war, wenn sie nicht zufrieden war mit der Situation?
    Neal wollte ein Kind. Er hatte sich schon immer gewünscht, eines Tages Vater zu werden. Aber das schien ein sehr seltsamer und unpassender Zeitpunkt zu sein.
    Wenn wir es einfach aufschieben könnten, bis Glitt und Vince …
    »Du störst uns nicht«, sagte Marta zu Sue.
    »Glitt läuft irgendwo da draußen herum«, erinnerte Neal sie.
    Sue lächelte ein wenig. »Und was meinst du, wo er war, als ich heute Nachmittag shoppen gewesen bin?«
    »Sue!«, blaffte Marta. »Bitte!«
    »Ihr müsst allein sein.« Mit diesen Worten zog sie die Tür auf.
    Marta sprang auf und lief zu ihr. »Ich meine es ernst! Verdammt! Geh nicht! Ich lasse nicht zu, dass du rausgehst und umgebracht wirst.«
    Neal stand auf. Doch er war unsicher, was er tun sollte, und blieb an Ort und Stelle.
    Sue drehte sich zu Marta und hob die Hände. »Okay, schon gut. Beruhige dich.«
    Marta versperrte Sue mit dem Arm den Weg und schob die Tür zu. Sie legte den Riegel vor. Dann lehnte sie sich mit dem Rücken gegen die Tür. Sie atmete schwer. Ihr Blick wirkte ein wenig verstört. »Entschuldigung«, keuchte sie. »Ich … es tut mir leid. Alles ist … Ich habe Angst, okay? Alles … läuft zu gut.« Sie sah zu Neal und dann wieder zu Sue. »Wir haben dieses Arschloch Conrad dermaßen ausgetrickst. Wir sind plötzlich reich. Ich meine, es ist eine ganze Menge Geld. Und ich bekomme wahrscheinlich ein Kind von dir, Neal. Wir werden einen kleinen Jungen oder ein kleines Mädchen haben. Wir werden eine Familie sein. Und dann sind da noch wir drei. Wir … wir sind ein gutes Team, wie du gesagt hast, Sue. Wir drei. Deshalb kann ich den Gedanken nicht ertragen, dass das alles plötzlich den Bach runtergehen könnte. Ich will, dass wir zusammenbleiben, in Sicherheit.« Ihr Mund verzog sich, und in ihren Augen glänzten Tränen. »Okay?«
    »Okay«, sagte Sue.
    »Wenn wir zusammenbleiben, wird uns nichts passieren.« Ihre feuchten Augen suchten Neal. »Oder?«
    »Ja«, brachte er trotz der Enge in seiner Brust hervor.
    »Stimmt’s?«, fragte sie Sue.
    »Ja.«
    »Wenn jemandem von euch etwas zustoßen sollte … würde ich es nicht überleben.«
    Sue ging zu ihr. Sie drückte ihr Gesicht knapp unter der Schulter gegen Martas weißes T-Shirt. Marta legte die Arme um sie.
    Sie hielten sich fest und weinten.
    Neal sah zu. Er war froh, dass Marta Sue überredet hatte, zu bleiben, doch die Nähe zwischen ihnen

Weitere Kostenlose Bücher