Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
Feuerlöschern, während andere versuchten, die Männer aus dem Wagen zu befreien.
    Hoffentlich sind die miesen Arschlöcher schön durchgebraten.
    Obwohl sie Angst hatte vor dem, was sie sehen könnte, blickte Sue hinab zu der Gruppe direkt unter ihr – Polizisten vor dem Eingang von Video City.
    Ein paar Uniformierte standen neben der offenen Tür eines Streifenwagens und unterhielten sich. Ein weiterer holte gerade eine Rolle gelbes Absperrband aus dem Kofferraum eines anderen Wagens.
    Sie müssen ihn ins Krankenhaus bringen!
    Sue schoss hinab. Vorsichtig, um nicht in jemanden hineingezogen zu werden, glitt sie an dem zerstörten Schaufenster vorbei und sah hinein.
    Sie entdeckte Neal.
    Er lag immer noch mit ausgestreckten Armen auf dem Rücken in den Glasscherben.
    Ein Polizist, der neben ihm stand, sprach mit einem Feuerwehrmann, aber Sue konnte nicht verstehen, was er sagte. Es war zu laut, und sie war zu weit weg. Sie schwebte auf ihn zu.
    Doch schnell wich sie wieder zurück.
    Noch näher, und sie könnte in ihm landen.
    Außerdem wollte sie eigentlich gar nicht hören, was dort geredet wurde.
    Es spielt keine Rolle. Neal ist tot. Sonst würden sie sich um ihn kümmern. Sie warten nur auf die Mordkommission oder den Leichenbeschauer oder so.
    Und wenn sie nur glauben , dass er tot ist?, fragte sie sich. Was, wenn sie sich irren?
    Sie näherte sich Neal.
    Ich werfe nur einen kurzen Blick hinein.

3
    3
    Marta fuhr gerade an einem Stoppschild an, als Sue schrie: »Aaaah!«
    Erschrocken trat sie auf die Bremse. Der Jeep kam schlingernd mitten auf der Kreuzung zum Stehen. Zum Glück waren keine anderen Autos in der Nähe. Marta konnte nicht einmal irgendwo in der Ferne Scheinwerfer sehen. Die Straßen waren sehr ruhig und leer. Sie ließ das Auto stehen, wo es war, und sah Sue an.
    Sie fragte sich, weshalb sie so geschrien hatte.
    Geht es ihr gut?
    O Gott, wenn ihr etwas zugestoßen ist?
    Was kann ihr schon passieren?, überlegte Marta. Ihr Körper ist hier bei mir in Sicherheit.
    Sue saß zusammengesackt auf dem Beifahrersitz und schnappte nach Luft. Sie zitterte ein wenig. Wenn Marta es nicht besser gewusst hätte, hätte sie gedacht, Sue schliefe nur und litte unter einem besonders schlimmen Albtraum.
    Was, wenn ihr doch etwas zugestoßen ist und sie nie mehr zurückkommt?
    Was, wenn ihre Seele – oder was auch immer – nicht wiederkehrt?
    Und ich weiß nicht einmal, wo ich sie suchen soll.
    Oder wie ich sie zurückholen kann.
    Sie bekam einen kurzen Vorgeschmack auf eine Zukunft ohne Neal und Sue, und das war eine erschütternde, einsame und beängstigende Aussicht. Sie trat aufs Gas. Der Jeep machte einen Satz, und sie fuhr von der Kreuzung und beschleunigte auf der kurvigen Straße.
    »Zur Hölle!«
    Marta zuckte zusammen. Sie riss den Kopf herum.
    Sue sah sie an und sagte: »Hi.«
    »Du bist zurück!«
    »Das war knapp.«
    Marta fuhr an einer freien Stelle an den Straßenrand und hielt an. Das Haus hinter dem Vorgarten war dunkel bis auf das Licht auf der Veranda. Sie griff nach Sues Schulter und drückte sie. »Alles in Ordnung?«
    »Ich hab mir wohl die Füße zerschnitten …«
    »Geht mir genauso.«
    »Hab ich gerade erst gemerkt. Bist du zurück …«
    »Was ist passiert? Du hast geschrien. Ich habe mich zu Tode erschreckt.«
    »O Gott, ja, ich hatte ganz schön Schiss. Ich bin zurück zu Video City und …«
    »Ich dachte, du wolltest zu Vinces Haus.«
    »Ich bin abgelenkt worden. Jedenfalls waren da überall Polizisten und Feuerwehrleute. Burger Boy brennt. Sah so aus, als ob die ganze elende Schweinebande in dem Wagen abgekratzt ist.«
    »Gut«, sagte Marta.
    »Aber sie …« Ihre Stimme brach. Sie sah weg. Marta massierte ihre Schulter.
    »Hast du Neal gesehen?«
    Mit abgewandtem Gesicht nickte Sue. »Er hat einfach dagelegen. Niemand hat ihn verarztet oder … Sie haben ihn nicht ins Krankenhaus gebracht.«
    »Schon okay«, flüsterte Marta.
    »Nein.« Sue sah sie an. Im Licht der Straßenlaternen glänzten die Tränen auf ihren Wangen silbern. »Nichts ist okay.«
    »Wir sind okay. Irgendwie. Ich hatte Angst, du würdest nicht zurückkommen.«
    »Das wär auch fast passiert. Vielleicht. Ich weiß es nicht genau. Es war so …« Sie atmete tief durch. »Ich hab mir gedacht, ich seh nach, ob Neal … ob er noch leben tut. Ich wollte einfach sicher sein. Deshalb wollte ich in ihn gehen. Es ist gegen die Regeln. Man soll sich von Toten fernhalten. Aber ich wollte es trotzdem machen, weil ich es

Weitere Kostenlose Bücher