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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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humpelte ein wenig in den Scherben.
    »Wir müssen Glitt und Vince erledigen«, erklärte Marta.
    »Die haben nichts damit zu tun.«
    »Doch, sie sind schuld daran. Vince hat diese Schweine geschickt, um Glitt zu töten. Er hatte das Geld nicht – weil wir es genommen haben –, deshalb hat er die Killer geschickt. Nur dass sie Glitt verfehlt und stattdessen Neal erwischt haben.«
    »Du solltest …« Sue verstummte. Plötzlich spiegelten sich in ihren feuchten Augen Wut und Schmerz. Mit ruhiger Stimme sagte sie: »Schnappen wir sie uns.«
    Sie rannte zur Beifahrerseite des Jeeps.
    Marta lief über den Weg auf die Mülltonne zu, bückte sich und angelte sich Neals Pistole vom Beton. Der Schlitten war zurückgezogen. »Scheiße«, murmelte sie. Aber sie behielt die Waffe und rannte zum Wagen.
    Sue saß bereits auf dem Beifahrersitz.
    Marta sprang hinter das Lenkrad, klemmte sich die Pistole zwischen die Beine, drehte den Zündschlüssel und schaltete in den Rückwärtsgang.
    Während sie zurücksetzte, sah sie Neal auf dem Boden der Videothek immer kleiner werden. Sie hatte das Gefühl, ihn durch eine Kamera zu betrachten, die langsam wegzoomte und ihn in der Ferne zurückließ.
    Dann wendete sie, um zur Ausfahrt zu fahren.
    Als sie vom Parkplatz rasten, fragte Sue: »Meinst du, er ist tot?«
    »Ich glaube schon.«
    Sue stieß ein hohes Kreischen aus. Bei dem Geräusch musste Marta an ein Schwein denken, das mit der Mistgabel gestochen wurde, obwohl sie so etwas noch nie erlebt hatte.
    Sie streckte den Arm aus und drückte Sues Hand.
    Sowohl Sues als auch ihre eigene Hand klebten von Neals Blut.
    Nur mit der linken Hand am Steuer fuhr Marta durch die Seitenstraße weg vom Venice Boulevard.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Sue mit zittriger, gebrochener Stimme.
    »Zu Neals Wohnung.«
    »Was?«
    »Wir können die Typen nicht mit einer leeren Pistole verfolgen.«
    »Leer?«
    »Er hat seine gesamte Munition auf die Schweine verschossen, die … ihn getötet haben.«
    »Er hatte noch eins von diesen Dingern.«
    »Ein Ersatzmagazin?«
    »Ja. Ich hab irgendwo eins gesehen.« Sue schniefte. »Er hatte es dabei … in seiner Tasche.«
    »In der schwarzen Reisetasche?«
    »Genau.«
    »Die ist in meiner Wohnung. Er hat das Magazin nicht mitgenommen, oder?«
    »Heute Nacht?«
    »Ja.«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht. Oder es ist noch bei dir.«
    »Also, ich weiß, dass er eine Schachtel mit Munition in seinem Schlafzimmer hat. Es könnte sowieso sein, dass ich mehr brauche, als in dem anderen Magazin ist.«
    »Also fahren wir zu seiner Wohnung?«, fragte Sue.
    »Genau. Es ist nicht weit. Keine zehn Minuten.«
    »Mach das. Hol die Munition. Wir treffen uns bei Vince. Ich geh schon mal.«
    Sie geht schon mal?
    Was soll das heißen? Will sie zu Fuß gehen?
    Marta wandte sich stirnrunzelnd zu ihr und sah, wie Sue den rechten Arm hob und die Lippen auf etwas knapp unter dem Ärmel ihres Pullovers drückte.
    Etwas, das im Mondlicht glitzerte.
    Das Armband!
    »Nicht!«, keuchte Marta.
    Sues linke Hand erschlaffte. Ihr rechter Arm fiel herunter, und sie sackte zur Seite, bis sie mit der Schulter gegen Marta stieß.

2
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    Von oben sah Sue, dass der Jeep ruckartig stehen blieb. Marta schob Sues Körper zur Seite und beugte sich über ihn.
    Sie will mir das Armband abnehmen.
    »Mach das nicht!«
    Während Sue weiter hinaufschwebte, beobachtete sie, wie Marta den Sicherheitsgurt über ihren Körper spannte.
    Ach, darum ging’s. Wirklich nett von ihr. Sie will verhindern, dass ich mich verletze.
    Sue fragte sich, ob Marta den Trick mit dem Abnehmen des Armbands überhaupt kannte.
    Haben wir es ihr erzählt?
    Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie oder Neal es gesagt hätten.
    Spielt keine Rolle. Sie hat es nicht abgezogen, das ist das Entscheidende.
    Marta setzte den Jeep wieder in Bewegung.
    Sue drehte sich um und stieg weiter auf, zurück zu Video City.
    Kurz darauf, als sie hoch über dem Parkplatz schwebte, sah sie, dass Feuerwehrautos und Polizeiwagen eingetroffen waren. Einige standen auf dem Parkplatz. Andere hatten auf dem Venice Boulevard angehalten und blockierten den Verkehr. Die Nacht war bunt erleuchtet von orangefarbenen Flammen und roten Blinklichtern, blauem Licht, gelbem Licht. Das Auto der Gangster brannte noch, und das Feuer hatte auf das Burger Boy-Gebäude übergegriffen. Feuerwehrleute liefen mit ihren Helmen und gelben Mänteln umher. Einige bekämpften die Flammen mit weißen Sprühwolken aus den

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