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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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darauf?«
    »Ich habe gesehen, wie der Mann es gebracht hat. Er ist ein Geschäftspartner von mir.«
    Neal stellte einen Fuß auf die Tüte und drückte das Papier auf die Bücher darin. »Dann sagen Sie mir, was drin ist.«
    »Das weißt du doch.«
    »Was erwarten Sie denn?«
    »Geld«, flüsterte Glitt. »Viel Geld.«
    »Falsch. Die Tüte ist voller Bücher.«
    »Lügner.«
    »Und zwar gute Bücher.« Neal versuchte zu grinsen. »Wenn Sie mit Geld gerechnet haben, Mister, dann sind Sie betrogen worden.«
    Glitt torkelte steif und mit verzerrtem Gesicht auf ihn zu.
    »Sehen Sie selber nach.« Neal wich zurück.
    Glitt ließ sich auf die Knie fallen und zerrte die Tüte auf. Das braune Papier zerriss, und ein paar Bücher fielen heraus. Glitt starrte sie an.
    »Scheiße!«, brüllte er.
    »Wenn Sie sie nicht wollen, dann nehme ich sie.«
    Als könnte er nicht glauben, dass kein Geld in der Tüte war, schob Glitt mit beiden Händen die Bücher zur Seite, wühlte darin herum, bis er den Boden der Tüte freigelegt hatte.
    Dann legte er den Kopf in den Nacken, als wollte er den Vollmond anheulen, und schrie: »Dieser beschissene Schwanzlutscher, ich bring ihn um!«
    »Das klingt ein bisschen übertrieben«, sagte Neal.
    Unglaublich, dachte er. Es funktioniert.
    Stöhnend erhob sich Glitt.
    »Kann ich die Bücher haben?«, fragte Neal.
    »Fick dich ins Knie«, sagte Glitt.
    Und wollte sich abwenden.
    Neal hörte das Boom, Boom, Buh-Boom, Boom eines entfernten Autoradios, wahrscheinlich drüben auf dem Venice Boulevard … und plötzlich ein schnelles Bam-Bam-Bam-Bam-Bam , das sehr nach Schüssen klang.
    Glitt warf sich zu Boden.
    Er glaubt, jemand schießt auf uns?
    Neal blickte über den Parkplatz und sah auf dem Venice Boulevard ein Auto vorbeirollen, mit heruntergelassenen Fenstern, aus denen sich Männer lehnten. Männer mit dunklen Pistolen, deren Mündungen aufblitzten.
    Was zum Teufel haben sie da, Uzis? AK-47er?
    Sieht aus wie in einem beschissen Bandenkrieg.
    Sieht aus wie in einem Film.
    Er nahm an, dass Vince sie geschickt hatte, um Glitt abzuknallen. Keine schlechte Idee. Kluger Mann.
    Ich bin auch hier! Sie schießen auf MICH!
    Neal wünschte, er wäre genauso schnell wie Glitt aus der Schusslinie gesprungen.
    Etwas zischte an seinem Gesicht vorbei.
    Scheiße!
    Neal riss die Sig Sauer aus der Tasche. Er bewegte sich zur Seite, zielte auf das Auto und zog den Abzug durch. Die Pistole ruckte und spuckte Feuer und Kugeln.
    Scheiß drauf, dachte er. Ich sollte mich vom Acker machen … hinter die Mülltonne springen …
    Kugeln schlugen ihm in die Brust, warfen ihn nach hinten. Er versuchte, sich auf den Beinen zu halten. Doch dann fiel er in einem Regen aus Glassplittern in das Schaufenster der Videothek.

Marta und Sue
    MARTA UND SUE

1
    1
    Sie beobachteten es aus dem Jeep.
    Als die Kugeln eine gepunktete Spur über Neals nackte Brust zogen, sah es aus, als hätte ihn ein Windstoß erfasst. Sein Haar flatterte. Die Wangen bebten. Er streckte die Arme aus, warf die Pistole weg und taumelte rückwärts. Hinter ihm zerbrach die Schaufensterscheibe, und die Scherben fielen herab, noch ehe er hineinstürzte.
    »NEIN!«, kreischte Sue.
    Sie stieß ihre Tür auf, doch Marta packte sie fest am Oberarm. »Nicht!«
    »Ich muss …!«
    Doch Sues Stimme brach ab, und sie starrten beide zum Auto der Gangster. Es sprang an der Ecke zum Venice Boulevard über die Bordsteinkante.
    »Ja!«, schrie Marta. »Los!«
    Sie konnte undeutlich die Gestalt eines Mannes hinter dem rechten Rückfenster des durch die Luft fliegenden Wagens erkennen. Doch an dem Fenster vor ihm war niemand.
    Es schien überhaupt niemand auf den Vordersitzen zu sein!
    Weder ein Beifahrer noch ein Fahrer.
    Hat Neal sie erwischt?
    Das Auto schlug auf, schleuderte herum und brauste dann auf das Burger Boy-Gebäude zu.
    »Ja!«, schrie Sue.
    Es krachte gegen die Wand. Die Fenster des Burgerladens zersprangen. Die Mauer wurde eingedrückt. Der Wagen blieb ruckartig stehen. Ein Körper tauchte aus dem Beifahrersitz auf. Der Kopf und die Schultern schlugen durch die Windschutzscheibe und blieben dort hängen.
    »Er hat sie erwischt!«, brüllte Marta, doch sie konnte durch Sues wilden Schrei, in dem sich Schmerz und Freude mischten, ihre eigenen Worte kaum hören.
    Sie wischte sich Tränen aus den Augen. Als sie nach dem Zündschlüssel griff, setzte sich der weiße Subaru ruckartig in Bewegung. Der Fahrer – es musste Glitt sein – hatte den Kugelhagel offenbar

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