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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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näherte sich kein einziges Fahrzeug.
    Glitt ist wahrscheinlich schon bei Vinces Haus. Wenn ich mich nicht beeile …
    Sie blickte hinab auf die Gegend, in der sie nach dem Haus gesucht hatte.
    Wo ist das verdammte …
    Plötzlich entdeckte sie etwas weiter östlich den Faden einer schwach beleuchteten Straße. Sie führte zu dem hellen breiten San Vicente und mündete genau dort, wo Greenhaven sein sollte.
    Noch ehe sie Vinces Haus sah, wusste sie, dass sie es finden würde. In ihrer Eile musste sie einfach über die Greenhaven Lane hinweggeflogen sein.
    Sie tauchte hinab.
    Auf dem Weg nach unten entdeckte sie das Haus.
    Es war das einzige unbeleuchtete Gebäude. Alle Lichter schienen ausgeschaltet zu sein. Die Veranda und die Einfahrt waren dunkel. Aus keinem der Fenster fiel Licht. Der Pool lag schwarz da.
    Doch Sue konnte im bleichen Mondschein alles erkennen.
    Keines der anderen Häuser hatte einen so großen Pool. Und außerdem waren die beiden Sprungbretter am nördlichen Ende unverkennbar.
    Während sie näher kam, dachte sie daran, wie Marta auf dem riesigen Turm herumgehüpft war. Gehüpft und gehüpft. Ihre Brüste waren auf und ab gewippt, und alles nur, um Vinces Aufmerksamkeit zu fesseln, während Neal nach dem Geld suchte.
    Sie hatte wirklich fantastisch ausgesehen dort oben.
    Schade, dass ein dreckiges Schwein wie Vince sie von oben bis unten anglotzen durfte. Aber er hätte Neal vielleicht erwischt, wenn Marta nicht …
    Schade, dass er Neal nicht erwischt hat.
    Wenn wir unsere Pfoten von seinem verfluchten Geld gelassen hätten …
    Plötzlich fragte sich Sue, warum alle Lichter in Vinces Haus ausgeschaltet waren.
    Er sollte besser da sein!
    Sie flog tief über die Greenhaven Lane. Vom San Vicente bis zu Vinces Haus stand kein einziges Auto. Keine Spur von Glitts Subaru. Die Einfahrt war leer, das Garagentor geschlossen.
    In der Garage fand Sue einen weißen Mercedes. Er gab leise knackende Geräusche von sich, als wäre vor Kurzem noch bewegt worden.
    Vince war vermutlich erst vor ein paar Minuten nach Hause gekommen, nachdem er die Tüte mit den Büchern vor der Videothek deponiert hatte.
    Glitt würde bald kommen.
    Wenn er überhaupt kommt.
    Er wird kommen. Und er wird nicht nur kommen, um zu fragen, wo das Geld ist. Er muss wissen, dass die Schüsse aus dem Wagen ihm galten. Marta hat es kapiert, dann kapiert er es auch.
    Sue glitt aus der Garage ins Haus. Sie fand sich in einem dunklen Flur wieder. Nirgendwo war Licht zu sehen.
    Er versucht bestimmt, sich zu verstecken.
    Es sei denn, Glitt ist bereits hier und hat den Strom abgestellt.
    Bei dem Gedanken an Glitt lief ihr ein Schauder über den Rücken.
    Ich habe gar keinen Rücken.
    Im Auto schon.
    Sie fragte sich, ob ihr Körper auf dem Beifahrersitz von Martas Jeep mit Gänsehaut überzogen war. Wahrscheinlich.
    Marta könnte es bemerken und glauben, ihr sei kalt.
    Mir ist nicht kalt. Ich hab nur das große Flattern wegen Glitt.
    Vor Vince hatte sie keine Angst, vor Glitt dafür umso mehr. Sie hasste die Vorstellung, dass er in diesem Moment gerade durch das Haus schlich.
    Wenn er herausspringt, krieg ich wahrscheinlich einen Herzkasper.
    Er kann mir nichts tun, sagte sie sich. Verdammt, er kann mich nicht mal sehen oder berühren oder auch nur wissen, dass ich hier bin.
    Außerdem sollte er eigentlich noch nicht da sein.
    Sue war sich nicht sicher, doch sie schätzte, dass es von Video City zu Vinces Haus zwölf bis fünfzehn Kilometer waren. Trotz Glitts Vorsprung und ihrer Schwierigkeiten, das Haus zu finden, ging sie davon aus, ihm ein paar Minuten voraus zu sein.
    Wenn er nicht wie ein Wahnsinniger gerast ist.
    So schnell ist er bestimmt nicht gefahren, sagte sie sich. Sonst müsste er Angst haben, dass die Polizei ihn anhält.
    Also, wo ist Vince?
    Komm raus, komm raus, wo du auch steckst.
    Sie warf einen Blick ins Schlafzimmer, in den großen Wandschrank, in dem Neal das Geld gefunden hatte, und in das Bad nebenan. Kein Vince.
    Wo versteckst du dich, du Memme?
    Unter dem Bett? Es kam ihr nicht gerade wahrscheinlich vor, doch sie sah trotzdem nach. Sie schlüpfte in den dunklen Spalt zwischen dem Lattenrost und dem Boden, rutschte bis zur anderen Seite durch, stand auf und eilte weiter durch die Glastür zum Pool.
    Keine Spur von Vince dort draußen.
    Doch das Ziehen war stärker als je zuvor.
    Sie kannte den Grund; sie war zu weit von ihrem Körper entfernt. Und vielleicht war sie zu lange fort gewesen, ohne jemandem einen Besuch

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