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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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dachte er.
    Doch dann schlich Glitt in seiner Vorstellung wie ein schwarzer Schatten in das Zimmer, und ihn überspülte erneut eine kalte Welle der Angst.
    Nein, nein, nein. Erst muss er ins Haus einbrechen. Ich werde es hören. Dann weiß ich, von wo er kommt. Er hat keine Chance.
    Vince stellte sich vor, wie er plötzlich hinter der Theke hervorkam und Glitt überraschte.
    Sprich kein Wort mit ihm, puste ihn einfach weg. Das ist der Fehler, den sie immer in den Filmen machen – reden. Immer gibt es einen beschissenen Vortrag, in dem alles erklärt wird. Hey, man bringt den Dreckskerl eh um, warum soll man ihm nicht kurz sein Herz ausschütten? Und dabei verpasst man seine Chance, und der Kerl legt einen um.
    Für ihn ist das alles nur ein Film, dachte Sue. Er spielt den Schurken in einem miesen Film.
    Scheiß auf das Gequatsche. Warte, bis er schön nah dran ist, dann spring auf und blas ihn aus seinen beschissenen Latschen. Bum, bum, bum, Feierabend. Ruf die Polizei. »Das ist der Mann, der meine Frau abgeschlachtet hat. Kennen Sie ihn? Die Bestie von Belvedere?«
    Scheiße, das sag ich lieber nicht. Sonst fragen sie sich noch, woher ich das weiß.
    In seinem Kopf lief ein neuer Film ab. Vince sah sich selbst, wie er sich nachts über das Heck eines Rennboots beugt und einen Mann aus dem Wasser zieht. Einen dürren nackten Mann mit zwei Einschusslöchern und einem Messer zwischen den Zähnen.
    Sag den Bullen gar nichts. Jedenfalls nichts darüber, wer er ist. Sie finden es sowieso raus – wahrscheinlich überprüfen sie seine Fingerabdrücke.
    Was, wenn sie auch herausfinden, dass ich damals in Sausalito ein Hausboot hatte?
    Scheiße.
    Ich muss es so machen, dass sie ihn nicht identifizieren können. Sein Gesicht zerstören, die Zähne ausschlagen. Vielleicht seine Fingerspitzen abschneiden und in den Müllhäcksler werfen.
    Wenn sie ihn nicht identifizieren können, finden sie es nie raus. Es ist schon so viele Jahre her. Und es ist zu abwegig, um es zu erraten – normalerweise fällt niemand von der Golden Gate und überlebt.
    Er hat es nur geschafft, weil …
    Vielleicht will er mich gar nicht umbringen. Scheiße, man tötet doch niemanden, der einen vor dem Ertrinken bewahrt hat. Ich habe ihm das verdammte Leben gerettet. Ihn gepflegt, bis er wieder gesund war. Ihn einen ganzen Monat lang versteckt.
    Vince verspürte einen Anflug von Hoffnung, doch sie währte nicht lang.
    Bloß, dass er gesagt hat, wir seien quitt. Damals, als er Jackie für mich erledigt hat.
    Vince sah Glitt grinsend vor sich stehen und sagen: »Jetzt sind wir quitt, Vincent. Ihr Leben für meines. Keine Gefallen mehr. Ab jetzt musst du dafür bezahlen, wenn ich mich um ein Problem kümmern soll.«
    Sue war erstaunt. Sie konnte es kaum erwarten, Neal und Marta die ganzen Neuigkeiten mitzuteilen. Dann fiel ihr ein, dass sie es Neal nicht würde erzählen können. Ihre Begeisterung erlosch. Ihr war zum Heulen zumute.
    »Hoffentlich erwischt dich Glitt!«, schrie sie in Vinces Kopf. »Hoffentlich macht er dich fertig!«
    … habe ich bloß die Jungs geschickt, um ihn zu erschießen. Ich hätte ihm einfach die Wahrheit sagen sollen. Er hätte mir vielleicht noch ein oder zwei Tage Zeit gelassen, das Geld zu besorgen.
    Während Vince darüber nachdachte, bekam Sue mit, dass sich in seinem Kopf noch etwas anderes abspielte. Es schien dort so etwas wie einen distanzierten Betrachter zu geben, der dachte, der Verlust des Geldes sei nur ein willkommener Anlass gewesen, die Killer anzuheuern. Vince hatte schon seit Langem gewollt, dass Glitt getötet wurde. Er hatte es nur aufgeschoben.
    Tote erzählen dem Staatsanwalt keine Geschichten – Geschichten, die Vince in die Todeszelle bringen können. Und Tote werden nicht wütend und verfolgen einen.
    Er hätte mich wahrscheinlich verprügelt. Aber nicht umgebracht. Ich meine, Scheiße, es war nicht meine Schuld, dass diese Arschlöcher gekommen sind und mein Geld gestohlen haben.
    Diese Arschlöcher, dachte Sue. Er meint uns.
    Man schlachtet nicht die Gans, die goldene Eier legt.
    Aber man schlachtet ganz sicher die Gans, die einem Killer auf den Hals hetzt.
    Deshalb …
    Ich sollte es abblasen! Diesen Drecksäcken sagen, sie sollen die fünf Riesen behalten und nach Hause fahren. Leslie wird mich verschonen.
    Er sah erneut auf seine Uhr.
    1:19 Uhr.
    Es wäre gerade noch rechtzeitig! Er sollte nicht vor zwei Uhr auftauchen, verdammt!
    Genug Zeit, um es abzublasen …
    Wenn ihr Handy dieses Mal

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