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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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funktioniert.
    Obwohl Vince einerseits darauf erpicht war, den Anschlag abzusagen, blieb er in seinem Versteck hinter der Theke. Denn andererseits glaubte er, die Männer ohnehin nicht zu erreichen. Und eigentlich war er auch davon überzeugt, dass die Killer schon zugeschlagen hatten – erfolglos. Und auf einer weiteren Ebene wollte er, dass sie den Hinterhalt durchzogen – falls es noch nicht geschehen war –, und zwar mit Erfolg.
    Aber wenn sie nicht versuchen, ihn zu töten, verschont er mich vielleicht.
    Aber wenn sie es schaffen, kann er mir nichts …
    Klingeln und schrille Piepstöne erfüllten das Haus.
    Vince zuckte zusammen, als hätte ihn jemand getreten. Doch schon während ihm der Schreck in die Glieder fuhr, begriff er, dass das Durcheinander von Klingeltönen von seinen verschiedenen Telefonen kam.
    Erleichterung überkam ihn.
    Das sind sie! Sie haben den Hurensohn erwischt!
    Er sah wieder auf die Uhr.
    1:20 Uhr.
    Noch früh. Es hat geklappt! Genau wie ich es geplant habe! Es hat bloß ein paar Minuten länger gedauert.
    Die Erleichterung verwandelte sich in Euphorie, und Vince rutschte aus der Ecke und stand auf. Als er um die Theke herumlief, spürte Sue ein unterdrücktes Kichern in seiner Brust.
    Vince ging quer durch das Gesellschaftszimmer zum nächsten Telefon. Im Dunkeln konnte er es nicht sehen, doch er wusste genau, wo es stand: auf dem Beistelltisch am Ende des Sofas.
    Ein oder zwei Schritte vom Telefon entfernt johlte er: »Ja! Sie haben dich erwischt! Ha!«
    Er nahm den Revolver in die linke Hand, wischte sich die verschwitzte Rechte an der Jogginghose ab, wandte dem Zimmer den Rücken zu und nahm den Hörer ab.
    »Hallo?«
    Keine Antwort.
    Er hörte nur ein hohles Rauschen.
    Es ist ihr Autotelefon, klar!
    »Hallo?«, sagte er erneut. »Hörst du mich?«
    »Ich bin hier«, sagte Glitt.
    Die Stimme drang durch das Telefon an sein rechtes Ohr. Und von hinter ihm an beide Ohren.
    Er hatte plötzlich das Gefühl, der Boden würde ihm unter den Füßen weggezogen.
    Er wirbelte herum.
    Da stand Glitt, nah genug, um ihn zu berühren, schwärzer als die Dunkelheit im Zimmer, ein Handy an seinen zotteligen schwarzen Bart gepresst.

7
    7
    Als Marta es geschafft hatte, fünf weitere Patronen in das Magazin zu schieben, zitterten ihre Hände vor Anstrengung, ihre Daumenspitze war dunkelblau angelaufen und bis zum Knochen eingedrückt, und sie war tropfnass. Der Schweiß brannte ihr in den Augen. Am Rest des Körpers kitzelte er. Hunderte Tropfen schienen über ihre Haut zu rinnen, und jeder einzelne juckte sie so, dass sie fast verrückt wurde.
    Sie konnte sie nicht ignorieren, doch sie weigerte sich, etwas dagegen zu unternehmen.
    Wenn sie nur nicht geduscht hätte … vor allem deshalb war ihr so heiß.
    Was sollte ich denn machen? Sollte ich in aller Öffentlichkeit mit dem Jeep herumfahren und dabei aussehen wie Carrie nach dem Schulball?
    Es half nicht gerade, dass es in Neals Schlafzimmer so warm war.
    Beeil dich, dann kannst du nach draußen gehen, wo es kühl ist.
    Zurück zu Sue.
    Du hast sie schon viel zu lang allein gelassen.
    Und kein Mensch weiß, was dort passiert, wohin sie mit dem Armband gereist ist.
    Schließlich schob Marta das Magazin zurück in den Pistolengriff. Es rastete erst ein, als sie mit dem Handballen dagegenschlug.
    »So!«
    Sie knallte die Pistole auf die Kommode. Sobald sie die Hände frei hatte, riss sie das Handtuch zwischen ihren Beinen hervor. Hektisch wischte sie sich den Schweiß von der Haut.
    Das dauert alles viel zu lang!
    Sie warf das Handtuch zur Seite, schloss die Schublade, ging in die Hocke und öffnete die unterste Schublade. Sie hatte gesehen, wie Neal dort Badehosen und verschiedene Shorts herausgeholt hatte.
    Sie wollte etwas mit Taschen.
    Sie fand eine graue kurze Sporthose und schüttelte sie auseinander. Die Shorts hatten vorne große Taschen.
    Marta zog sie an. Die Hose war so weit, dass sie sogar mit geschlossenem Reißverschluss und Knopf locker um ihre Hüften hing.
    Während Marta zu Neals Wandschrank ging, musste sie die Shorts festhalten. An einem Haken fand sie ein paar Gürtel. Sie spreizte die Beine, damit die Hose nicht herunterrutschte, und schob einen schwarzen Ledergürtel durch die Schlaufen. Dann zog sie den Gürtel fest und schloss die Schnalle.
    Sie nahm ein kariertes Hemd von einem Bügel.
    Auf dem Weg zurück zur Kommode schlüpfte sie in die kurzen Ärmel. Im Spiegel sah sie das weit offen stehende Hemd und ihre

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