Der Gast: Roman
hoffentlich nicht. Es ist besser, wenn er in seinem Körper geblieben ist, als …
»LESLIE GLITT!« Sue setzte sich nicht auf oder öffnete die Augen, sie schrie es einfach mit lauter und rauer Stimme in den Himmel, und Marta konnte kaum glauben, dass die Worte von ihr kamen. »Polizei! Lass das Messer fallen, Glitt. Weg von der Frau!«
Marta wirbelte herum und brachte die Pistole in Anschlag.
Sie hatte nicht damit gerechnet, dass tatsächlich jemand hinter ihr war.
Doch mitten in der Drehung sah sie eine dunkle Gestalt so dicht bei sich, dass es ihr eigener Schatten hätte sein können.
Sie kreischte vor Schreck.
Das Messer stach zu.
Sie schoss.
Im nächsten Augenblick stolperte Glitt rückwärts, während die Pistole auf den Beton fiel und Marta ihre rechte Hand hochriss.
Vor dem Hintergrund des hellen Mondes waren ihre Finger schwarze gebogene Klauen. Ein Jagdmesser ragte aus dem Handrücken.
Sie schrie auf. »Scheiße!«
Glitt war auf den Rücken gestürzt. Er stützte sich ab, um aufzustehen.
Marta ließ die Hand fallen, um das Messer mit der anderen Hand herauszuziehen. Doch sie passte nicht auf und schlug gegen ihren Bauch. Die Messerspitze, die ihre Hand durchbohrt hatte, stach durch ihr Hemd ins Fleisch.
Sie schrie. Ihre Hand ruckte vom Bauch weg. Dann packte sie das Messer mit der Linken und riss es heraus.
Marta umklammerte das Messer mit beiden Händen, hob es über den Kopf und warf sich auf Glitt. Sie landete mit dem Gesicht auf seinem Bauch und rammte die Klinge mitten in seine Brust.
Er grunzte.
»Marta!«, brüllte Sue. »Runter von ihm! Ich hab die Pistole.«
Sie ließ das Messer in seiner Brust stecken, stieß sich von ihm ab und kroch rückwärts von seinen Beinen herunter.
Er lag ausgestreckt auf dem Beton.
Er rührte sich nicht.
Sue schoss nicht. Sie stand neben seinen Beinen, leicht in der Hocke, den rechte Arm ausgestreckt und die Pistole nach unten auf ihn gerichtet.
»Tu es«, sagte Marta.
Sue nickte, schoss aber immer noch nicht.
Marta erhob sich und stellte sich neben sie. Sie spürte Blut aus ihrer Hand strömen und hörte, wie es auf den Beton plätscherte.
Sue warf ihr einen Blick zu. »Alles klar?«
»Er hat mir in die Hand gestochen.«
»Sieht so aus, als hättest du ihm ins Herz gestochen.«
»Ich habe ihm auch eine Kugel verpasst. Aber das heißt nicht, dass er tot ist.« Sie behielt Glitt im Auge und riss ihr Hemd auf. Die Knöpfe machten leise ploppende Geräusche, als sie aufsprangen. Sie zog das Hemd aus, wickelte es sich schnell um die rechte Hand und ballte sie zur Faust, um es festzuhalten. »Wir sollten dafür sorgen, dass er wirklich tot ist, und dann von hier verschwinden. Es könnte jemand die Polizei gerufen haben.«
»Wenn ich ihn mit Kugeln vollpumpe, ruft sie bestimmt jemand.«
»Bis sie da sind, sind wir weg.«
»Das können wir uns sparen, wenn er schon tot ist.«
»Das ist Rasputin, weißt du nicht mehr?«
»Doch. Ich weiß, klar. Aber das heißt nicht, dass wir ihn erschießen müssen. Es gibt auch noch andere Möglichkeiten.«
»Zum Beispiel?«
»Zum Beispiel können wir ihm den Kopf abschneiden.«
»Das ist nicht dein Ernst.«
»Was soll er ohne Kopf anstellen? Wenn er es überleben sollte, was nicht besonders wahrscheinlich ist, wäre er blind wie eine Fledermaus.«
Marta musste lächeln. Sie konnte es kaum fassen, dass sie in einer solchen Situation lächelte. »Du bist verrückt«, sagte sie kopfschüttelnd.
»Hast du eine bessere Idee?«
»Womit denn? Mit dem Messer?«
»Wir wär’s mit einer Axt? Ich hab eine in der Garage gesehen.«
»Nicht so gut«, sagte Marta. »Wir müssen zusammenbleiben. Und wenn wir beide gehen, müssten wir ihn hierlassen. Er könnte irgendwie verschwinden.«
»Dann müssen wir wohl das Messer nehmen.«
»Wenn wir uns nichts überlegen, das schnell geht, taucht die Polizei auf und verhaftet uns.«
»Ja. Sie sperren dich ein wegen unsittlicher Entblößung.«
»Sie werden uns beide einsperren. Wer weiß, was sie uns alles vorwerfen. Und wahrscheinlich durchsuchen sie auch meine Wohnung. Dann finden sie das Geld. Wir werden eine ganze Menge erklären müssen. Außerdem lassen sie es uns nicht behalten.«
»Nicht?«
»Soll das ein Witz sein? Auf keinen Fall.«
»Tja«, sagte Sue, »noch sind sie nicht hier. Wir sollten was unternehmen.«
»Wenn wir nur einen Schalldämpfer hätten.«
»Ich hab im Film gesehen, wie sie Kissen und so benutzt haben. Sollen wir ihn durch ein Sofakissen
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