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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Ich konnte nur deinen Vornamen lesen. Dann bin ich deinem Wagen gefolgt.«
    Bitte keine Fragen mehr!
    Karen sah ihn an. Sie runzelte ein wenig die Stirn, aber es war kein Ausdruck des Ärgers. »Das ist nicht dein Ernst, oder?«
    »Doch. So war’s. Heute Nacht … konnte ich es einfach nicht mehr abwarten. Ich musste einfach vorbeikommen und dich kennenlernen. Ich weiß, das klingt verrückt. So spät zu klopfen. Aber seit ich weiß, wo du wohnst, kann ich … einfach keinen klaren Gedanken mehr fassen. Das ist alles.«
    »Warum?«, fragte sie.
    »Was meinst du?«
    »Warum ich?«
    »Ich … du hast etwas an dir. Schon als ich dich das erste Mal gesehen habe, hatte ich dieses Gefühl. Als würden wir uns schon lange kennen oder so.«
    Ihr Stirnrunzeln verschwand. »Ich habe irgendwie … dasselbe Gefühl.«
    »Mir ist schon klar, dass es nicht richtig war, dich auf diese Weise kennenzulernen. Ich meine, du hältst mich jetzt wahrscheinlich für einen Irren …«
    »Ich weiß nicht.« Sie zuckte die Achseln. »Eigentlich nicht.«
    »Ein Glück. Jedenfalls, da wir uns jetzt kennengelernt haben, sollte ich wirklich besser gehen, damit du schlafen kannst. Vielleicht können wir uns morgen wiedersehen oder …«
    »Das wäre schön!«
    »Toll«, sagte Neal in dem Versuch, sich genauso begeistert zu zeigen. »Zum Abendessen?«
    »Klar.«
    »Soll ich dich abholen? Sagen wir, so gegen sechs?«
    »Sechs? Gerne.«
    »Super.«
    Doch sie blockierte noch immer die Tür.
    Neal grinste sie breit an. »Lässt du mich jetzt raus?«
    Sie erwiderte sein Grinsen. »Vielleicht, vielleicht auch nicht.«
    O Mann. Was kommt jetzt?
    »Ehe ich dich gehen lasse«, sagte sie, »musst du mir noch eine Sache verraten.«
    Keine Fragen mehr! Verdammt!
    »Ich muss jetzt wirklich los«, meinte er. »Mir fallen schon die Augen zu.«
    »Das Leben ist kein Zuckerschlecken.«
    Es gefiel ihm nicht, wie sie ihn dabei ansah. Er versuchte, weiter zu grinsen, doch es fiel ihm nicht leicht.
    »Was möchtest du wissen?«, fragte er.
    »Wie hast du von Darren erfahren?«
    Neal hatte das Gefühl, ihm würde der Boden unter den Füßen weggezogen.
    Genau die Frage, die er nicht hatte hören wollen.
    »Was genau willst du wissen?«, fragte er, um Zeit zu gewinnen.
    »Du hast gesagt, du wärst ein Freund von ihm«, erklärte Karen. »So hast du mich dazu gebracht, dich reinzulassen. Also, wenn ich für dich nur eine Fremde bin, in die du dich verguckt hast und der du nach Hause gefolgt bist, wieso weißt du dann von Darren?«
    »Ach, ich habe einfach irgendeinen Namen gesagt.«
    »Darren?«
    »Klar. Jeder kennt doch einen Darren.«
    Sie wirkte nicht gerade amüsiert. »Denk dir was Besseres aus.«
    Neal zögerte, dann sagte er: »Ich glaube nicht, dass du das wirklich wissen willst.«
    »Doch.«
    »Willst du mich hierbehalten, bis ich es dir erzählt habe?«
    »Ich bewege mich nicht von der Stelle.«
    »Ich könnte dich bewegen.«
    »Wenn du das versuchst, wird es dir leidtun.«
    »Ich dachte, du wolltest mit mir ausgehen .«
    »Vielleicht«, sagte sie. »Du scheinst … Ich glaube, ich könnte dich sehr mögen. Aber ich muss dir trauen können. Du musst aufrichtig sein. Bis jetzt war das nicht der Fall. Du hast mich unter einem Vorwand dazu gebracht, die Tür zu öffnen. Du hast mich angelogen. Das ist kein guter Anfang für ein Beziehung.«
    »Ich weiß. Aber ich dachte einfach, du würdest nicht aufmachen, wenn ich sage, ich bin irgendein Typ, den du nicht kennst.«
    Sie nickte, als wäre sie seiner Meinung. Doch dann fragte sie erneut: »Also, wie hast du von Darren erfahren?«
    Verflucht.
    »Von dir«, sagte er.
    Sie sah ihn ungläubig an. »Was soll das heißen?«
    »Es klingt verrückt, und du wirst glauben, dass ich wieder lüge. Aber es ist die Wahrheit. Ich schwöre es. Ich habe diese Gabe, diese Fähigkeit … Manchmal weiß ich, was jemand denkt. Ich kann Gedanken lesen.«
    Karen wurde dunkelrot im Gesicht. »Ja, klar. Verarschen kann ich mich selber.«
    »Als ich zu deiner Tür kam, habe ich mich auf dich konzentriert. Und ich habe Darrens Namen in deinen Gedanken gesehen.«
    Sie starrte ihn an. »Nein. Nein, das stimmt nicht.«
    »Doch.«
    Sie schüttelte ruckartig den Kopf. »Das ist unmöglich. Niemand kann Gedanken lesen.«
    »Ich schon.«
    »Nein.«
    »Ich hatte keine Ahnung, dass er dein Bruder ist«, erklärte Neal.
    Und wünschte sich im selben Augenblick, er hätte das nicht gesagt.
    Karens Lippen bewegten sich, doch es kamen keine Worte

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