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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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herunter.
    Dann ging er ins Schlafzimmer.
    Um seine Sachen zu packen.
    Gibt es einen Grund, nicht zu verschwinden?, fragte er sich.
    Da gerade Sommerferien waren, würde er keinen Vertretungsjob verpassen. Soweit er wusste, hatte er in den nächsten paar Wochen keine Termine. Zwar arbeitete er in unterschiedlichen Stadien an mehreren Drehbüchern, doch es gab in nächster Zeit keine Abgabetermine oder Besprechungen. Eigentlich hatte er die Zeit nutzen wollen, um mit ein paar neuen Drehbuchideen herumzuspielen.
    Geld sollte auch kein Problem darstellen. Er hatte noch über fünftausend Dollar auf seinem Girokonto – sein Honorar für die erste Fassung von Tote Bräute . Und im September war wieder ein guter Batzen fällig, wenn die Dreharbeiten zu Tief in der Nacht beginnen sollten.
    Vorausgesetzt, sie sagen es nicht ab, dachte er.
    Auf diese Filmheinis kann man sich wirklich kein bisschen verlassen.
    Doch, auf eines kann man sich verlassen – darauf, dass auf die eine oder andere Art die ganze Geschichte auf Eis gelegt wird und nie irgendwelche Dreharbeiten beginnen.
    Es spielt keine Rolle, was im September geschieht, sagte er sich. Ich habe genug Geld, um unterzutauchen.
    Zwei Wochen, wahrscheinlich.
    Oder bis meine Arme verheilt sind. Oder bis ich mir eine gute Ausrede für die Kratzer ausgedacht habe.
    Ehe Neal zu Karen gefahren war, hatte er das Video mit seiner Aussage zusammen mit dem Armband und der Pistole in seine Reisetasche gelegt, unter seinen Kulturbeutel, die Sportschuhe und die Unterwäsche.
    Die Sachen waren noch dort.
    Er ließ das Video, wo es war, holte jedoch das Armband und die Pistole heraus. Das Armband schob er sich über das Handgelenk. Die Pistole steckte er sich vorn in die Hosentasche.
    Dann ging er mit der Tasche ins Wohnzimmer. Er stellte sie neben der Tür ab und trat in die Küche. Martas alte Reiseschreibmaschine stand noch auf dem Tisch. Neal legte ein Blatt Papier ein und tippte.
Liebe Marta,
Du hast wahrscheinlich schon gemerkt, dass ich weg bin. Ich habe beschlossen, mich aus dem Staub zu machen.
Mach Dir keine Sorgen, okay?
Alles ist in Ordnung, wirklich.
Ich halte es bloß für eine gute Idee, erst einmal abzutauchen.
Ich möchte nicht, dass Du in die Angelegenheit hineingezogen wirst. Es könnte gefährlich sein. Schließlich bin ich der einzige Zeuge des Mordes an Elise. Ich habe zwar nicht gesehen, wie es passiert ist – aber so gut wie. Außerdem habe ich den Mann angeschossen. Er wird mich vermutlich umbringen wollen, wenn es irgendwie geht.
Wenn er es probiert, möchte ich nicht, dass Du in der Nähe bist.
Ich will nicht, dass er auch nur annimmt , Du hättest irgendeine Verbindung zu mir.
Ich will nicht, dass er überhaupt von Dir weiß.
Ich kann den Gedanken nicht ertragen, was er Dir antun könnte.
Jedenfalls ist die Gefahr, dass Rasputin hinter Dir her ist, geringer, wenn ich mich für eine Weile verabschiede.
Außerdem möchte ich auch nicht, dass Du Ärger mit der Polizei bekommst.
Ich weiß im Moment noch nicht, wo ich hingehen werde. Irgendwo außerhalb der Stadt, wo ich mich entspannen kann und mir weder wegen der Polizei noch wegen Rasputin Sorgen machen muss.
Ich werde mich wahrscheinlich nicht bei Dir melden. Je weniger Du weißt, desto besser.
Es tut mir schrecklich leid, dass ich Dich in meinen Schlamassel hineinziehe. Ich wollte eigentlich alles für mich behalten, doch Du bedeutest mir so viel, und ich konnte Dich nicht anlügen.
Ich liebe Dich, Marta. Ich werde an Dich denken und Dich vermissen. Noch einmal: Mach Dir bitte keine Sorgen. Es ist viel sicherer, wenn ich mich verstecke. Und ich bleibe nicht länger weg als nötig.
Adios.
In Liebe
    Nachdem er den Brief unterschrieben hatte, schob er das Blatt mit der Unterseite hinter die Walze der Schreibmaschine, sodass es aufrecht stand.
    Er nahm seine Tasche, schaltete überall in der Wohnung das Licht aus und ging hinunter zu seinem Auto. Ehe er sich aus dem Staub machte, musste er in seine eigene Wohnung fahren und ein paar Sachen zusammenpacken.
    Wohin soll ich gehen?, fragte er sich, als er den Wagen anließ.
    In ein Motel oder ein Hotel. Außerhalb von Los Angeles, wenn er nicht riskieren wollte, jemandem zu begegnen, den er kannte. Am besten auch raus aus Südkalifornien. Warum sollte er dieses Risiko eingehen? Die Welt war klein. Im Disneyland Hotel könnte es zum Beispiel leicht passieren, dass er einem Bekannten über den Weg lief. San Diego schien ihm in dieser Hinsicht auch zu heikel.
    Schade,

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