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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Der andere Darren. Das muss der sein, den ich kenne.«
    »Ich glaube nicht, dass ich noch einen anderen Darren kenne.«
    Das habe ich eigentlich auch nicht gedacht.
    »Natürlich«, beharrte Neal. »Du musst noch einen anderen Darren kennen. Der, mit dem ich zur Highschool gegangen bin. Du erinnerst dich nicht an mich, oder?«
    »Nein. Aber du kommst mir irgendwie bekannt vor. Vielleicht sind wir uns schon mal begegnet. Warst du mal bei uns zu Hause? Ich war nicht auf der Hamilton. Meine Eltern haben mich auf die Saint Joan’s geschickt. Das ist eine kirchliche Schule in der Innenstadt. Sie wollten ihr kleines Mädchen vor den ganzen großen bösen Jungs beschützen.«
    Neal zwang sich zu einem Lächeln. »Ach, das erklärt alles. Der Darren, den ich kenne, war auf der Santa Monica High School.«
    »Seltsam«, sagte Karen.
    »Ja. Dass er zufällig auch Darren heißt und eine Freundin namens Karen …« Neal versuchte, sich an Karens Nachnamen zu erinnern.
    Ich weiß ihn nicht! Habe ihn noch nie gewusst!
    Oh, Scheiße!
    Sie sah ihn an, die Brauen bis über das Brillengestell hochgezogen.
    Ein paar Sekunden verstrichen. Dann fragte sie mit leiser wachsamer Stimme: »Karen wie?«
    »Du weißt schon.«
    »Ja, ich weiß es. Und du?«
    »Das ist wirklich peinlich«, sagte er. »Ich glaube, ich habe gerade einen Aussetzer. Kennst du das, wenn einem plötzlich ohne jeden Grund ein Name nicht mehr einfällt?«
    »Du hast doch meinen Namen im Telefonbuch nachgeschlagen, oder?«
    »Ja, klar. Aber ist dir noch nie ein Name entfallen?«
    »Was geht hier vor?«, fragte sie.
    Neal zuckte die Achseln und versuchte, unschuldig zu wirken. »Vielleicht sollte ich jetzt einfach gehen. Tut mir leid, dass ich deinen Namen vergessen habe.« Er lachte. »Manchmal kann ich mich kaum an meinen eigenen erinnern.«
    »Neal Darden«, sagte sie.
    Toll. Großartig. Fantastisch. Sie hat ihn sich gemerkt.
    »Wenn das überhaupt dein richtiger Name ist.«
    »Entschuldigung«, sagte er. »Ich gehe einfach, okay?« Er stellte sein Glas auf dem Beistelltisch ab.
    Als er aufstand, erhob sich Karen ebenfalls.
    Als er zur Tür ging, ging auch sie zur Tür.
    Sie war zuerst da und lehnte sich mit dem Rücken dagegen.
    »Ich möchte gehen«, sagte er.
    Sie sah ihm in die Augen. »Zuerst musst du mir sagen, was das alles zu bedeuten hat. Aber wie wär’s dieses Mal mit der Wahrheit? Du hast meine Adresse nicht aus dem Telefonbuch, oder? Du weißt nicht mal meinen Nachnamen.«
    »Doch.«
    »Hör auf zu lügen. Du scheinst ein anständiger Kerl zu sein. Ich werde nicht die Polizei rufen oder so. Ich will nur wissen, was du hier tust.«
    »Okay«, sagte er und fragte sich, was er ihr erzählen sollte. Auf keinen Fall die Wahrheit. Sie würde die Wahrheit nicht glauben. Außerdem hatte Neal nicht vor, irgendjemandem von dem Armband zu erzählen.
    »Du hast recht«, fuhr er fort. »Ich kenne dich nicht. Ich habe dich hier im Viertel gesehen, und ich … bin dir einmal nach Hause gefolgt.« Er lächelte und versuchte, reumütig zu wirken.
    »Warum?«
    »Ich wollte wissen, wo du wohnst.«
    »Warum?«
    »Puh … Ich wollte dich vielleicht kennenlernen. Ich weiß, das klingt irgendwie unheimlich. Als wäre ich ein Stalker oder so.«
    »Ein bisschen schon«, sagte sie. Doch sie machte eher einen neugierigen als einen besorgten Eindruck. »Wie hast du meinen Namen herausgefunden?«
    Der Briefkasten?, überlegte Neal.
    Nein! Bei den meisten Häusern stand auf dem Briefkasten nicht der Vorname. Wahrscheinlich war auf ihrem nur ein »K«.
    Und der Nachname.
    Ich hätte dort nachsehen sollen! Alles würde gut laufen, wenn ich mir nur die Mühe gemacht hätte, ihren Nachnamen herauszufinden!
    Karen zog die Brauen hoch. »Denkst du dir gerade eine gute Antwort aus?«
    Habe ich jemanden gefragt?
    Klar. Wen?
    Habe ich ihren Namen irgendwo gelesen? Auf den Fahrzeugpapieren?
    Tolle Idee. Bring sie auch noch auf den Gedanken, dass du in ihrem Auto herumgeschnüffelt hast. Dann hält sie dich ganz sicher für einen kranken Spinner.
    »Ich schäme mich ein bisschen«, sagte er.
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    Habe ich ihren Namen auf ihrem Führerschein gelesen? Wo zum Teufel sollte ich ihren Führerschein gesehen haben?
    Ja!
    »Du wirst mich bestimmt für einen richtigen Schnüffler halten«, sagte er, »aber so, wie die Dinge liegen …« Er verzog das Gesicht. »Ich habe im Supermarkt hinter dir an der Kasse gestanden und gesehen, wie … wie du einen Scheck ausgefüllt hast.

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