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Der Gast: Roman

Der Gast: Roman

Titel: Der Gast: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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heraus. Sie atmete schwer.
    Warum kann ich nicht meinen Mund halten!
    »Schon gut«, sagte er. »Ich werde es niemandem erzählen.«
    Sie sah ihn entsetzt an. »Was erzählen?«
    »Von dir und Darren. Was ihr miteinander gemacht habt.«
    »Du … du weißt das?«
    »Es tut mir leid.«
    »Mein Gott!« Sie schlug die Hände vors Gesicht, bohrte die Fingerspitzen in ihre Wangen und ächzte: »O Gott, nein!«
    »Schon gut«, sagte Neal noch einmal.
    »Nein!«, schrie sie.
    »Pst. Ich gehe jetzt einfach. Okay? Lässt du mich vorbei? Du wirst mich nie wiedersehen. Ich verrate es niemandem.«
    »Du Schwein!«
    Sie warf sich kreischend auf ihn und versuchte, ihn zu kratzen.
    Neal taumelte zurück. »Nein!«, keuchte er. »Großer Gott!«
    »Du Schwein!«
    Er riss die Arme hoch, um sein Gesicht zu schützen. Sie bohrte ihre Nägel in seine Unterarme. »Au!« Er stieß sie zurück und blickte auf die blutigen Striemen an seinen Armen. »Sieh, was du getan hast! Verdammt!«
    Karen ging erneut auf ihn los. Sie schluchzte. Tränen rannen über ihr Gesicht.
    »Nein!«, brüllte er.
    Sie hörte nicht auf und schlug mit gekrümmten Fingern nach ihm.
    »Scheiße«, sagte Neal. Dann wehrte er ihren Angriff mit dem linken Arm ab und schlug ihr die rechte Faust in den Bauch. Die Stelle war weich. Seine Faust stieß tief hinein. Die Luft zischte aus ihrem Mund, und sie klappte zusammen.
    Neal hielt sie unter den Achseln fest. Er ließ sie sanft auf die Knie sinken. Dann zog er seine Hände unter ihren Armen hervor. Sie sackte nach vorn und drückte die Stirn auf den Boden. Laut röchelnd rang sie um Atem.
    Neil ging vor ihr in die Hocke. »Geht’s?«, fragte er.
    Sie keuchte weiter.
    »Es tut mit leid, dass ich das tun musste, Karen. Ich hätte nicht herkommen sollen. Entschuldigung. Aber was mich angeht, ist die Sache damit erledigt. Es war ein großer Fehler, und es tut mir leid, dass ich … die Geschichte mit Darren rausgefunden habe. Aber ich werde es niemals jemandem verraten, das verspreche ich. Dein Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben. Okay? Zeig mich nur nicht bei der Polizei an. Ich gehe jetzt. Jetzt sofort. Du wirst mich nie wiedersehen.«
    Hoffe ich, dachte er.
    Er stand auf, ging um sie herum und eilte zur Tür. Als er nach der Klinke griff, blickte er zu ihr zurück. Sie kniete noch dort mit der Stirn auf dem Boden. Neal hatte damit gerechnet, ihr weißes Bikinihöschen zu sehen, doch sie hatte es nicht mehr an. Er blickte flüchtig auf ihre blassen Hinterbacken, die dunkle Furche dazwischen, die glänzende Spalte, das Schamhaar. Schnell wandte er den Kopf ab, riss die Tür auf und trat hinaus.
    Er zog die Tür vorsichtig hinter sich zu.
    Dann stieg er die Treppe hinab und lief zum Tor hinten im Hof.

20
    20
    In Martas Badezimmer säuberte Neal die Kratzer an seinen Unterarmen mit Toilettenpapier und Wasser.
    Alles wird immer schlimmer, dachte er.
    Wie sollte er Marta die Kratzer erklären? Sie würde sie zwangsläufig bemerken. Er konnte sie nicht verbergen, indem er lange Ärmel trug, nicht die ganze Zeit, nicht im Juli.
    Wie zieht sich ein Mann mitten in der Nacht Kratzer an den Armen zu?
    Er brauchte eine Erklärung, in der nicht vorkam, dass er Martas Wohnung verlassen und in einen Kampf verwickelt gewesen war.
    Soll ich ihr erzählen, dass ich in meine eigene Wohnung gegangen und mit Rasputin aneinandergeraten bin?
    Nein!
    Er hatte genug von den ganzen Lügen. Die Lügen hatten ihm diesen Schlamassel eingebrockt.
    Lügen und Neugierde.
    Ich hätte nie zu Karen fahren sollen, dachte er.
    Das war der erste Fehler gewesen. Der zweite Fehler bestand darin, dass er ihre Wohnung betreten hatte. Er hatte sie an der Tür gesehen und sich bereits vergewissert, dass sein voriger Besuch wirklich stattgefunden hatte. Es war nicht notwendig gewesen, hineinzugehen.
    Warum habe ich es dann getan?, fragte er sich.
    Am liebsten hätte er sich eingeredet, dass er hineingegangen war, weil sie ihm leidtat und er sie aus ihrer Einsamkeit befreien wollte, doch das war nur ein Teil der Wahrheit. Er hatte sich von ihr angezogen gefühlt. Er hatte ihre Gedanken gemocht, als er in ihr gewesen war, und ihm hatte ihr Äußeres gefallen.
    Wollte ich zum Zug kommen?
    Nein, sagte er sich. So war es nicht. Ich betrüge Marta nicht. Verdammt, das habe ich ja wohl bewiesen, oder? Wenn ich mit einer ins Bett gegangen wäre, dann mit Elise. Sie war viel schöner als Karen. Und willig. Aber ich habe mich nicht darauf eingelassen.
    Wenn das nicht der

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