Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)
wurde ihr hübsches Gesicht. »Und deine Mutter hat es gewusst …«
Maximilian nickte. »Warum sie vom Turm gesprungen ist, kannst du dir jetzt selbst ausrechnen. Und nun kein Wort mehr davon.« Er starrte auf die Gräber.
Maria legte wieder den Arm um ihn, hielt ihn fest und schüttelte immer nur den Kopf. So saßen sie, bis unten im Dorf die Kirchuhr drei schlug. »Nur eine Frage noch, bevor wir in die Küche gehen.« Maria stand auf. »Dass Mathis sterben musste und die beiden anderen – hat das etwas mit dieser schändlichen Geschichte zu tun?«
»Du meinst, ich könnte den Mönch gedungen haben?« Ein bitteres Lächeln verzog Maximilians Gesicht zu einer kalten Grimasse. »Weil er mir nicht glauben wollte?«
»Niemals!« Maria schlug entsetzt die Hände zusammen. »Niemals würde ich so etwas denken!«
»Du glaubst nicht, in wie vielen Nächten ich mir das Hirn zermartert habe wegen dieses Mörders in Mönchskutte.« Seufzend erhob sich nun auch Maximilian. »Vielleicht hast du von der Liste mit den Namen gehört, die man neben Mathis gefunden hat.« Maria nickte und hakte sich bei ihm unter. Seite an Seite schritten sie durch den Schatten der Linde zur hinteren Küchentür. »Ein Racheakt, inzwischen bin ich fast sicher. Das Mädchen, das der Schneeberger sich aus dem Odenwald mitgenommen hatte, ist spurlos verschwunden. Dein Prinz hat Boten ins Neckartal geschickt, um nach ihm suchen zu lassen.«
In der Küche legte Maria dem Koch und seinen Gehilfen einen Speiseplan für die Hochzeitsfeier vor. Die Prinzessin hatte ihn während der Reise entworfen. Sie bestimmte genau, wie viele Schweine, Kälber, Gänse und Enten in den umliegenden Höfen gekauft werden mussten und welches Wildbret die Jäger bis zu welchem Tag zu jagen hatten, damit Zeit blieb, es lange genug abzuhängen. Maximilian bewunderte sie für die Zielstrebigkeit und Sorgfalt, mit der sie plante. Kein Detail, zu dem sie sich nicht schon Gedanken gemacht hatte.
Länger als eine Stunde schärfte sie dem Gesinde in der Burgküche ein, was sofort, was in naher Zeit und was unmittelbar vor der Hochzeit zu tun war. Danach wollte sie das Gemach sehen, das Maximilian für seine Hochzeitsnacht vorgesehen hatte.
Er führte sie ins zweite Obergeschoss und dort in ein kleines Burgzimmer, von dessen Ostfenster aus man ins Elbtal hinabsehen konnte. Maria prüfte die Fenster, die Vorhänge, die Matratzen, das Bettgestell und fand überall etwas, das verbessert, verschönert oder erneuert werden musste.
Maximilian lehnt an der schweren Eichentür und sah ihr zu. »Wie geht es meinem Generalwachtmeister?« Anders als er war von Bernstadt inzwischen befördert worden. »Wenn ich bedenke, was du alles von ihm über mich erfahren hast, scheinst du mir in einem regen Austausch mit von Bernstadt zu stehen.«
»Viel zu rege, nach meinem Gefühl.« Maria fuhr mit dem Finger über den Waschtischspiegel, eine Linie im Staub blieb zurück. »Prinz Kröterich wird allmählich lästig. Seit dem Winter weicht er mir nicht mehr von der Seite. Zum Glück ist er im Juli nach Bernstadt gereist, um nach unseren schlesischen Gütern zu schauen.« Sie seufzte. »Doch zur Hochzeit wird er wohl hier sein, fürchte ich.«
»Ein ruhiges Kriegsjahr bisher, kein Feldzug fordert uns Soldaten, keine neue Schlacht in Aussicht. Doch sei unbesorgt, Maria – der Krieg geht weiter: Der gerissene Kardinal in Frankreich schmiedet böse Ränke, Christian von Dänemark strickt Bündnisse mit den Feinden der Habsburger. Und wenn ich die Zeichen richtig deute, wird der Kaiser bald jenen zweiten Feldherrn ins Reich schicken, von dem du mir geschrieben hast. Der Krieg hat erst angefangen.«
»Soll ich vielleicht hoffen, dass er so lange dauert wie meine Ehe?« Maria öffnete beide Fensterflügel, um Luft in das Burgzimmer zu lassen. »Ich sollte es fast, will mir scheinen, denn anders als weit weg im Feld ertrage ich meinen Prinzen nicht.«
»Nun, er wäre nicht der erste Kommandeur, der auf der Wallstatt bleibt in Zeiten wie diesen.«
Maria seufzte. »So etwas zu hoffen geziemt sich nicht für einen Christenmenschen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Doch wenn es geschähe, wenn er wirklich fiele …? Mein Leben wäre leichter, Gott möge mir verzeihen.«
»Kommt Prinz Kröterich denn so oft zu dir ins Bett?«
»Überhaupt nicht mehr in letzter Zeit!« Sie winkte ab. »Er kann nicht mehr tun, was er so gern tun würde, wenn er berauscht ist. Schon seit Heidelberg nicht mehr.«
»Er
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