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Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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kann nicht mehr …?« Ein Lächeln glättete Maximilians Züge, halb überrascht, halb spöttisch.
    »Kann nur noch täglich an das denken, was er früher täglich tat. Der viele Wein all die Jahre …« Sie zuckte mit den Schultern. »Mir soll es recht sein – wenn nur die Eifersucht nicht wäre. Er beginnt zu toben, sobald sie sich regt. Und sie regt sich oft.«
    »Er schlägt dich doch nicht etwa?« Maximilian stieß sich von der Tür ab, ging zu ihr ans Fenster. Eine steile Falte stand jetzt zwischen seinen Brauen.
    »Er soll sich hüten! Doch er stampft und schreit und zerwirft Gläser. Hast du nicht gesehen, dass ich mir einen anderen Maler genommen habe? Georg hat Frans davongejagt. Und er hat gedroht, mich zu enterben, wenn er je einen Beweis für meine Untreue findet.« Sie strich Maximilian über das Haar und begann dann, sein Wams aufzuknöpfen. »Was redest du denn da von jenem zweiten Feldherrn des Kaisers, lieber Max?« Sie zog ihm das Wams aus. »Das klingt ja, als wolltest du Tilly tatsächlich den Dienst quittieren.«
    »Nie wieder werde ich unter der Fahne des Herrn Grafen streiten, das habe ich mir geschworen.« Er nickte. »Ich stehe in geheimen Verhandlungen mit den Unterhändlern des künftigen kaiserlichen Generals.«
    »Mit Wallenstein?«
    Maximilian nickte. »Er ist sehr reich, könnte dem Kaiser ein gewaltiges Heer aufstellen. Und das wird auch nötig sein. Ich bin einig mit seinen Gesandten, habe schon unterschrieben: Nächstes Jahr um diese Zeit wird ein Obristleutnant für deine Liebesfreuden zuständig sein.«
    »Mir ist gleichgültig, welchen Rang der hat, der mich küsst.« Sie öffnete ihm die Hosenbänder. »Er muss es nur tun wie ein Kürassier, der auf dem Schlachtfeld in die feindlichen Reihen eindringt.«
    »Entschlossen und mit aller Kraft, nicht wahr?« Maximilian nahm sie auf den Arm, trug sie zum Bett, warf sie auf die Matratze. »Und mit hartem und scharfem Stahl.« Er kniete sich zu ihr und schälte ihr die Kleider und Unterkleider vom Leib.
    »Vorsicht, mein wilder Vetter! Zerreiß mir nichts! Ich habe …« Sie unterbrach sich. »Hufschlag.« Beide lauschten – jemand ritt in gestrecktem Galopp in den großen Burghof hinein.
    »Wer kann das sein?« Maximilian sah zur Tür. »Doch nicht schon der Herr Graf?«
    »Gleichgültig.« Maria zog ihn zu sich hinunter und an ihre Brüste. »Komm schon – bedank dich bei mir für meine Mühe mit deiner Hochzeit.«
    *
    Der Kammerdiener klopfte eine halbe Stunde später an die schwere Eichentür. »Ein Bote, Erlaucht! Er bringt Euch Nachricht aus Friedland.«
    »Man gebe ihm Wein und Braten und versorge sein Pferd!« Maximilian richtete sich im Bett auf. »Danach will ich ihn sehen.« Der Diener bestätigte, seine Schritte entfernten sich.
    Der Rittmeister stieg aus dem Bett, half erst der Prinzessin in die Kleider und zog sich dann selbst an. »Aus Friedland?«, wunderte Maria sich. »Du hast Beziehungen nach Böhmen?« Maximilian stieg in die Stiefel, drapierte die Spitzen in den Stulpen und band sorgfältig die Hosenbänder unter den Knien fest. Danach trat er vor den Spiegel und ordnete sein langes Haar. Eine Antwort gab er nicht. »Lass mich raten, Vetter – dein neuer Feldherr schickt dir eine Nachricht.«
    Wieder antwortete Maximilian mit keinem Wort. Er verneigte sich, küsste ihr die Hand und verließ das Burgzimmer. Unten auf der Terrasse fand er den Boten bei Fleisch und Wein. Er nahm die Depesche entgegen, ging durch den kleinen Burghof an den Gräbern vorbei zum Turm und stieg hinauf in das Zimmer, das er sich nach dem Tod seiner Mutter darin eingerichtet hatte. Dort brach er das Siegel.
    Das Schreiben enthielt die Abschrift einer Regimentsliste und den Brief eines Werbeoffiziers namens Johan von Brüggen. Der Fürst von Friedland, Albrecht von Wallenstein, hatte ihn mit Patent und Geld ausgestattet, um fähige Reiter für ein Heer zu werben, das er dem Kaiser Ferdinand im nächsten Jahr anbieten wollte.
    Im Brief selbst lauter gute Nachrichten: Der erste Sold würde ihm zum Jahresende mit dem Beförderungsschreiben zugestellt; die erste Werbungsphase sei verheißungsvoll verlaufen, was er den Listen entnehmen möge; und schon im Frühjahr nächsten Jahres sei im Hinblick auf den Friedländer eine günstige Entscheidung des Kaisers zu erwarten.
    Gemeint war die Entscheidung, Wallenstein zum General der kaiserlichen Armee zu machen und ihn mit dem Krieg gegen das feindliche Bündnis aus Dänemark, England, Frankreich

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