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Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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am Springbrunnen oder zwischen der ringförmigen Baumpflanzung, und die Leute unter den Säulenbogen schlenderten nicht, gingen nicht einmal, sondern hasteten; und wenn sie miteinander redeten, taten sie es leise.
    Eine ganze Längsseite des weiten Platzes säumte der Fürstenpalast. Italienische Bauweise sagten die, die etwas davon verstanden. Keine Hammerschläge, keine Geräusche von Flaschenzügen, Ochsenkarren und Sägen waren aus seinem Hof zu hören. Hannes ließ absitzen und die Reiter ihre Pferde an den Zügeln führen.
    Solange man keinen Baulärm hörte, musste man davon ausgehen, dass der Fürst noch im Palast weilte. Der Fürst hasste Lärm mit gleicher Leidenschaft wie Schmutz oder Unordnung. In seiner Nähe hatte man darauf zu achten, den Hufschlag auf ein Mindestmaß zu verringern. Manchmal, wenn der Fürst krank war, musste man den Pferden die Hufe mit Tüchern einwickeln, bevor man sie in den Palasthof führte.
    Dem der Palast gehörte, dem gehörte auch Gitschin. Ganz Friedland gehörte ihm. Genau genommen gehörte auch Hannes ihm, seit er sich durch Jan von Brüggen hatte werben lassen, um dem Nürnberger Pranger zu entgehen und seine Freiheit wiederzugewinnen. Seitdem diente er dem Fürsten Albrecht von Wallenstein. Doch war er frei?
    Außerhalb Böhmens, so hatte man Hannes erzählte, nannten viele Wallenstein den »Friedländer«. Man munkelte, dass der Kaiser ihn bald in den Stand eines Herzogs erheben würde; und man munkelte, dass er oberster General der kaiserlichen Armee werden sollte.
    Im Palasthof stand der fürstliche Tross zur Abfahrt nach Prag bereit. Auch dort nämlich residierte Wallenstein und baute an einem Schloss. Bauen und Pferde züchten gehörten zu den drei Dingen, denen der Fürst von Friedland sich am liebsten widmete. Das dritte: Krieg führen.
    Die bewaffnete Eskorte saß bereits im Sattel: eine halbe Kompanie Dragoner und eine halbe Kompanie Kürassiere. An der mittleren der sieben Wagen, einem Sechsspänner, standen Diener in rotem Livree und hielten die offenen Kutschentüren fest.
    Hannes und seine Reiter führten ihre Pferde am Tross vorbei dem Palastflügel entgegen, in dem die Kämmerer residierten. Leibgardisten des Fürsten traten in diesem Moment aus dem Eingangsportal, danach der Fürst selbst an der Seite des Landeshauptmanns, eines Freiherrn von Taxis. Ihnen folgten zwei Beamte der Hofkammer und einige Offiziere; unter ihnen der elegante Jan von Brüggen und ein kroatischer Reiteroffizier mit Pelzmütze auf dem Kahlkopf und verschlagenem Grinsen im gutmütigen Gesicht; er hieß Isolano. Sie strebten zu den Kutschen und kamen auf Hannes und seine kleine Rotte zu. Der Fürst hinkte. Die Gicht plagte ihn wieder.
    Wenn irgend möglich, vermied man es, dem Fürsten unter die Augen zu treten; alle versuchten das – wenn die Gicht ihn quälte, erst recht –, da war Hannes keine Ausnahme. Hier nun gab es kein Ausweichen mehr. Hannes blieb stehen, grüßte, wie es sich gehörte, und seine Reiter taten es ebenfalls. Und prompt blieb auch der Fürst von Friedland stehen, ein spitzbärtiger Mann in elegantem dunkelroten Rock, glattem Kragen und schwarzen, reich bebänderten Samthosen. Sein dunkles rötliches Haar trug er streng zurückgekämmt, die spitzen Enden seines schmalen Schnurrbarts nach oben gezwirbelt.
    »Und?« Sein Blick – ernst, ungeduldig, herablassend – richtete sich auf Hannes. Zu den Längsfalten auf seiner Stirn gesellten sich drei Steilfalten zwischen den leicht gehobenen Brauen.
    »Neuntausend Gulden.« Hannes schlug auf die Ledertasche, die er um die Schulter trug. »Der Graf und ein Teil seiner Familie ist auf dem Weg hierher – mit meiner Kompanie und in Ketten. Sein ältester Sohn und einige Knechte konnten fliehen. Das Gut haben wir besetzt, Ihr könnt darüber verfügen, Durchlaucht.«
    Der Friedländer nickte, ohne dass Strenge und Herablassungaus seiner Miene wichen. »Gut gemacht! Gleich in die Kämmerei mit dem Steuergeld!« Dann richtete sein Blick sich auf Hannes’ Rappen. »Was für ein grobschlächtiges Vieh! Kein Tier für einen Arkebusier-Leutnant! Stelle Er es noch heute den Bauern zu den Ackergäulen in die Stallung und dann suche Er sich ein schönes Pferd auf der Weide aus!« Ohne die Reaktion seines Reiterleutnants abzuwarten, wandte der Fürst sich ab und hinkte weiter seiner Kutsche entgegen. Von Brüggen grinste verstohlen und zwinkerte Hannes im Vorübergehen zu.
    Der Fürst von Friedland ging davon aus, dass man

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