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Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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Zimmerleuten, die den ganzen Tag auf den halb fertigen Mauern und in den Wehranlagen gearbeitet hatten.
    Mit allen sang Susanna »Eine feste Burg ist unser Gott«, und mitten unter ihnen lauschte sie der Predigt des alten Magisters David Pareus.
    Im letzten Jahr, als die Spanier so bedrohlich an der Bergstraße auftauchten, war er nach Annweiler geflüchtet. Jetzt war er zurückgekehrt, um seinen Heidelbergern in der Zeit der Angst beizustehen. Tagelang hatte man auf den Plätzen und in den Gassen von nichts anderem gesprochen; es gab wohl keinen in der Stadt, den die Rückkehr des alten Gelehrten nicht rührte.
    Mit lauter Stimme las der Greis die Bibelstelle aus dem Zweiten Buch Samuel, über die er predigen wollte: »Gottes Wege sind vollkommen, des HERRN Worte sind durchläutert! Er ist ein Schild allen, die ihm vertrauen!«
    Heiß und kalt lief es Susanna den Rücken hinunter, als ihr Konfirmandenspruch durch die Heilig-Geist-Kirche hallte. Und dann predigte der Magister, und obwohl er schon auf die achtzig zuging, klang seine Stimme fest und zitterte nicht ein einziges Mal.
    »Grabt doch Gräben um Heidelberg bis in die Hölle hinunter«, rief er. »Baut doch die Schanzen und Mauern der Stadt bis in den Himmel hinauf. Wird es euch nützen, ihr ungläubigen Heidelberger? Nein! Spürt ihr nicht eure eigene Seelenangst in diesen Mauern und Schanzen nisten? Sagt euch nicht euer Verstand, dass solche Bauwerke den Feind erst recht in die Stadt locken und Gott aus der Stadt aussperren werden? Vertraut nicht auf Wehrmauern und Gräben, ihr Pfälzer. Vertraut allein auf den HERRN , dann wird in nicht einmal drei Jahren wieder Friede sein …«
    *
    Zweimal musste Hannes hinter Mosbach einer Rotte schwer bewaffneter Dragoner ausweichen. Spanier waren es nicht gewesen. Bayern etwa? Hatten Tillys Soldaten es denn geschafft, schon so weit ins Neckartal einzudringen?
    Kurz vor Eberbach trieb er seinen Rappen vorsichtshalber nach Norden in den Odenwald hinauf. Es war früher Vormittag, den zweiten Tag war er inzwischen unterwegs. Tiefer Schrecken hatte ihn erfasst, seit er die Soldaten auf der anderen Neckarseite gesehen hatte, und dieser Schrecken dämpfte für einige Stunden die Wut, die ihn seit seinem Aufbruch aus Heilbronn aufwühlte.
    Gewiss, er hatte einen Cousin Meister Almuts dort aufgespürt, einen Kürschner – Susanna aber fand er nicht unter dem Dach dieses Mannes. Der schwor ihm sogar auf die Heilige Schrift, dass nie die Rede davon gewesen sei, die Almut-Töchter in seinem Haus unterzubringen, ja, dass er seit einem Jahr überhaupt nichts mehr von seinem Handschuhsheimer Cousin gehört und die Susanna zuletzt bei deren Konfirmationsfeier gesehen hatte.
    Da hatte Hannes die Wut gepackt.
    Er wollte nach Handschuhsheim, ganz schnell, und die Almuts zur Rede stellen.
    Zuvor jedoch musste er ins Walddorf, um nach den Seinen und nach Haus und Hof zu schauen. Die Sorge um die Familie und das kleine Dorf trieb ihn. Alles, was man sich in Heilbronn über Tillys kroatische Reiter erzählte, klang entsetzlich: Bis zum Bodensee hinunter waren diese wilden und von ihrem Feldherrn und seinen Obristen nur schwer zu bändigenden Söldner über Weiler, Höfe und kleinere Dörfer hergefallen, hatten geplündert, gemordet und geschändet. Eine Spur von Brand, Blut und Tränen hatten sie auf dem Weg von der Oberpfalz an den Rhein durch das ganze Reich gezogen. Dem jungen Reiter wurde angst und bange um seine Familie und seine Geliebte, als er das hörte.
    Hannes musste einen weiten Bogen reiten, um möglichen Soldaten Tillys auszuweichen und das kurpfälzische Gebiet von seiner östlichen Grenze aus zu betreten, und je länger er im Sattel saß, desto heftiger richtete seine Wut sich gegen ihn selbst: Hätte er nicht von allein darauf kommen müssen, dass Susannas Mutter gelogen hatte? Einer, der so fest auf den Schutz des Grafen Mansfeld, des Dänenkönigs und der englischen Truppen vertraute, wie Meister Almut es nun einmal tat, ein solcher Mann würde nicht im Traum daran denken, bis nach Heilbronn zu gehen, um seine Töchter zu verstecken. Die Mauern Heidelbergs erschienen so einem doch stark und hoch genug.
    Gegen Mittag erst erreichte er Waldmichelbach. Da fielen die ersten Schneeflocken. Ein Bauer versorgte ihn mit Wasser, Brot und getrocknetem Fleisch, und Hannes erfuhr, dass der einbrechende Winter den General Tilly veranlasst hatte, die Einnahme Heidelbergs aufs Frühjahr zu verschieben. Zurzeit hielt der geharnischte

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