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Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Gaukler: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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es keine spanischen, sondern bayrische Reiter, die man zu fürchten hatte.
    Links und rechts zwischen den Weinreben arbeiteten sie flinker als gewöhnlich. Sie würden dennoch viel zu viel Eiswein machen müssen in diesem Jahr – nur ein paar Tage noch nämlich, dann würde der erste Schnee fallen. Das jedenfalls behauptete die Witwe in der Abtei Neuburg.
    Bald erreichte Hannes die ersten Häuser. Er bog in die Landstraße ein, ließ seinen Rappen in gestreckten Galopp fallen. Das Tor auf der Nordseite der Stadt war verriegelt. Was auch sonst? In Zeiten wie diesen verriegelte man jedes Tor, das man finden konnte.
    Hannes streifte die Kapuze vom Blondschopf, um sein Gesicht zu zeigen. Er begehrte Einlass, erklärte, er müsse zum Meister Almut. Der Feldschütz kannte ihn und ließ ihn hinein. In der Knabenschule des Waisenhauses von Handschuhsheim hatten sie zusammen lesen und schreiben gelernt und Prügel vom gleichen Lehrer bezogen.
    Auch das Hoftor vor Meister Almuts Anwesen war verriegelt. Hannes hielt seinen Rappen vor der Haustür an, sprang aus dem Sattel und klopfte mit der Faust gegen die Tür, dass ihr Blatt bebte. Was hatte er noch zu verlieren?
    Susannas Großvater öffnete. »Ich will mit Susanna sprechen!« Hannes sparte sich den Gruß. »Wo ist sie?«
    Mach, dass du fortkommst , sagten die verwitterten Züge und der harte Blick des Alten. »Sie ist nicht hier«, sagte sein verwelkter Mund.
    »Wo?« An Meister Merkel vorbei drängte Hannes sich ins Haus, polterte in die Werkstatt, sah sich um. Der Fenstertisch, an dem seine Susanna zu sticken pflegte, war leer. Auf dem Nähtisch hockte ein einzelner Geselle und sperrte Augen und Maul auf. Und am Zuschneidetisch saßen zwei Frauen, die ihn anstarrten wie eine Erscheinung.
    Eine erhob sich. Susannas Mutter. »Was fällt dir ein, Bursche?«
    »Wo ist Susanna?« Sein Herzschlag pochte ihm in der Kehle. »Wo?«
    Die Meisterin Almut blitzte ihn an, dass ihn fröstelte. »In Heilbronn. Der Meister hat sie und ihre Schwester dort bei seinem Vetter in Sicherheit gebracht.«
    Auf dem Stiefelabsatz fuhr Hannes herum. Grußlos wie er eingedrungen war, stürmte er aus dem Haus und sprang in den Sattel. Wieder durchs nördliche Stadttor und wieder hinauf in die Weinberge und dann durch die Waldhänge und Bachtäler des Odenwalds. Wo immer er konnte, trieb er seinen Rappen zu gestrecktem Galopp an.
    Zuhause im Dorf las er auf den Gesichtern, was die Eltern, Großeltern und Geschwister dachten: Sie war zu feige, hat dich sitzen lassen, dachten sie. Hannes erzählte, was er dagegenzusetzen hatte. Viel war es nicht.
    Nachdem er gegessen und gebadet hatte, flehten seine Schwestern und seine Mutter ihn an, um Himmels willen nicht nach Heilbronn zu reiten. Gar nicht weit entfernt habe man kroatische Reiter aus Tillys Armee gesichtet, und rund um Heidelberg wimmele es von bayrischen Soldaten, ja sogar hinter Neckargemünd vor der Festung Dilsberg habe man Tillys Reiter schon gesehen.
    Der Bauer Hans Stein und seine Söhne Moritz und Friedrich standen traurig und schweigend dabei. Den ältesten Bullen aus dem Stall einen steilen Waldhang hinauf zwingen, das wäre schon machbar gewesen. Aber den Hannes von seinem einmal gesetzten Vorsatz abbringen? Vergebliche Liebesmühe.
    Monica weinte laut, um den geliebten Bruder zum Bleiben zu bewegen. Die Mutter nahm Hannes in die Arme, drückte und küsste ihn, als würde sie ihren Sohn zum letzten Mal sehen. Hannes stieg in den Sattel und ritt davon.
    *
    Warten. Auf Hannes. Schon den siebten Tag.
    Susanna hockte auf der obersten Stufe der Treppe, die zwischen Schloss und Hofkanzlei vom Schlossweg aus zur östlichen Stadtmauer hinabführte. Sie spielte auf ihrer Flöte. Über ihr thronte das Heidelberger Schloss mit seinen starken Mauern, Prachtfassaden, wuchtigen Türmen und grünblauen Dächern. Unter ihr lag die Stadt. Über ihre Firste, Erker und Kirchtürme hinweg konnte Susanna bis auf den Neckar hinab und bis nach Neuenheim schauen. Der Anblick bedrückte sie: Hannes war nicht hier, und Heidelberg kam ihr wie ein verriegelter Kerker vor. In manchen Stunden hatte sie das Gefühl zu ersticken.
    Sie setzte die Flöte ab, lehnte gegen das kalte Gemäuer der Treppeneinfriedung und spähte nach Osten den Neckar hinauf. In einer Biegung verschwand er dort hinter dem Hang des Königstuhls. Von da aus war es nicht mehr weit bis zur alten Abtei Neuburg. Dort hatte Hannes auf sie gewartet. Umsonst. Tränen stiegen ihr in die Augen.
    Nicht

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