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Der geduldige Tod (German Edition)

Der geduldige Tod (German Edition)

Titel: Der geduldige Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helke Böttger
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gebogen wie bei einer Königskrone, der Blütenkelch ragte majestätisch in den Himmel.
    »Dann passt sie gut zu dir«, erwiderte Francisco und pflückte eine Blüte, wobei Victoria protestierend aufschrie. Die Pflanze war viel zu kostbar, als dass er einfach ein Teil davon abbrechen durfte. Doch er war schneller und steckte ihr die seltene Blüte ungerührt ins Haar. »An dieser Stelle sieht sie viel schöner aus«, neckte er sie.
    Sie tastete ehrfurchtsvoll nach der edlen Blume an ihrem Kopf. »Diese Pflanze kommt sonst nur auf einer einsamen, unbewohnten Insel im Pazifik vor. Wieso wächst sie hier?«
    Francisco zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich kenne sie seit meiner Kindheit. Ich glaube, sie war schon hier, als wir hierherzogen. Aber jetzt komm mit.«
    Er ging weiter, Victoria folgte ihm. Sie bogen neben dem Haus in den Obstgarten ein. Bienen summten im Gras zwischen den Blüten hin und her, ein paar Schmetterlinge taumelten über das Gras.
    Vor dem Aprikosenbaum blieb Francisco schließlich stehen. Er langte nach oben, um eine Frucht zu pflücken und sie seiner Begleiterin zu reichen. Victoria biss herzhaft hinein und seufzte genüsslich, als sie den süßen Saft auf der Zunge spürte.
    »Und? Schmeckt sie dir?«
    »Sehr! Hast du gut gepflanzt.«
    Er lachte leise. »Es hat mich damals viel Mühe gekostet, das Loch für den Baum auszuheben. Ich war acht und der Spaten viel größer als ich. Aber ich habe es geschafft. Und meine kleine Schwester hat den Baum eingesetzt. Sie konnte ihn kaum halten und hat sich an den Zweigen den Arm zerkratzt.« Er lächelte bei der Erinnerung.
    »Wo ist deine Schwester jetzt?«
    Er antwortete nicht, sondern nahm sie bei der Hand. »Komm, ich zeige dir den Weinkeller.«
    Er geleitete sie zurück zum Haus, wo er an der Seite eine kleine Tür öffnete, die in den Keller hinabführte. Dort war es angenehm kühl, doch etwas staubig und muffig, als wäre lange nicht gelüftet oder der Raum benutzt worden. Es hing auch ein hefiger, süßlicher Geruch darin. An den Seiten befanden sich Regale voller Weinflaschen, davor stapelten sich unzählige Kisten, ebenfalls gefüllt mit Weinflaschen.
    In der Mitte stand ein Tisch mit mehreren Stühlen. Sie verdeckten ein paar große Fässer.
    »Wow«, staunte Victoria. »Habt ihr eine richtige Kelterei?«
    »Fast. Unser Wein hat keinen eigenen Markennamen, aber er wurde immer für regionale Mischweine verwendet. Möchtest du ihn kosten?«
    »Sehr gern!«
    Er holte eine verstaubte Flasche aus der Kiste und öffnete sie. Dann nahm er zwei Gläser aus einem Schränkchen neben den Fässern und stellte alles auf den Tisch. Danach schob er Victoria den Stuhl zurecht und setzte sich ihr gegenüber.
    »Ich würde gerne eine richtige Verkostung mit dir machen, aber ich habe nur eine Sorte.«
    »Das reicht mir. Es ist ja noch früh am Morgen.«
    Er nickte. »Aber die Verkostung holen wir nach. Ich lade dich mal abends ein und fahre dich in ein richtiges Weinrestaurant, wo du alle Weine der Insel probieren kannst.«
    »Ja, das machen wir.« Es war ihr in diesem Moment nicht bewusst, aber sie freute sich darauf, mit Francisco einen Abend in einem Weinrestaurant zu erleben. Überhaupt mehr Zeit mit ihm zu verbringen.
    Doch zuerst nippte sie an dem hauseigenen Tropfen. Er tanzte fruchtig und leicht auf der Zunge und schmiegte sich dann samtig, golden und warm an den Gaumen.
    »Er ist sehr lecker«, urteilte Victoria, als sie ihr Glas abstellte und sich die Lippen leckte.
    »Wirklich? Schmeckt er dir?«
    »Ja, sehr gut sogar. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich gerade eine dieser Früchte gegessen habe, aber ich habe das Gefühl, der Wein schmeckt ein wenig nach Aprikosen.«
    Er schmunzelte. »Das kann durchaus sein. Es heißt ja, Wein schmeckt nach den Früchten, die in seiner Nähe wachsen. Also täuschst du dich wahrscheinlich nicht.«
    Victoria trank ihr Glas leer, um ihm zu zeigen, wie sehr der Wein ihr mundete. Er nahm es erfreut zur Kenntnis.
    »Ich habe es seit der letzten Ernte nicht geschafft, den Weinberg zu bewirtschaften. Deshalb liegt alles etwas brach. Aber vielleicht in diesem Jahr. Oder spätestens im nächsten.«
    »Was machst du mit den vielen Flaschen?«
    Er grinste leicht. »Alle austrinken. Möchtest du noch ein Glas?«
    Sie lachte auf. »Sehr gern. Aber nicht alle auf einmal.«
    »Gut, dann fangen wir langsam an. Zuerst noch einen Schluck.«
    Er füllte ihr Glas nach, dabei strich er mit der Hand über ihren Arm,

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