Der geduldige Tod (German Edition)
Abendessen zu bleiben, wenn du es schon kochst.«
Er grinste. »Das war der Plan.«
»Dann werde ich mich kurz frischmachen und dann mit dir den Plan in die Tat umsetzen.«
Zufrieden gab er seine Zustimmung, bevor er sich wieder seiner Aufgabe widmete und Victoria im Badezimmer verschwand.
Nur wenig später kam sie zurück. Francisco war mit den Vorbereitungen fertig und hatte sogar schon den Tisch gedeckt. Es gab Reis, Fisch in einer Soße mit heimischen Kräutern und Feigensalat mit Nüssen. Das Essen sah sehr gut aus und schmeckte noch besser. Dabei redeten sie kaum, und wenn doch, bezog es sich auf das Leben auf der Insel, die hauptsächliche Beute der Fischer, Erntebedingungen und Absatzmärkte.
Als langsam die Dunkelheit hereinbrach, drehten sich die Gespräche immer mehr um private Themen.
»Es ist lange her, dass ich eine Frau bekocht habe«, gab Francisco schließlich zu.
»Wann war das?«
»Vor drei Jahren vielleicht.«
»Wer war sie?«
»Sie hieß Teresa, wir waren gerade erst zusammengekommen, da habe ich für sie gekocht. Danach nie wieder.«
»Warum nicht?«
»Es hat sich nie ergeben. Wir waren oft mit den Freunden unterwegs oder sind essen gefahren. Sie wohnte noch bei ihrer Mutter, da war nicht viel mit Kochen.«
»Habt ihr euch getrennt?«
»Ja, nach dem Unglück mit meiner Familie konnte ich ihr nicht mehr nahe sein, wir haben die Beziehung auf Eis gelegt. Ich wollte sie eigentlich wiederbeleben, wenn es mir besser geht, aber ich will nicht mehr. Ich empfinde nichts mehr für sie.«
»Empfindest du etwas für jemand anderen?« Es war eine überflüssige Frage, das wusste Victoria in den Moment, als sie sie gestellt hatte. Aber sie wollte es aus seinem Mund hören. Sie brauchte es.
»Ja«, lächelte er. »Und zum Glück sitzt sie gerade nicht so weit von mir entfernt, so dass sie das hören kann.«
»Wo sitzt sie denn?« In gespieltem Erstaunen drehte sich Victoria im Zimmer um, in dem in der Dunkelheit kaum noch etwas oder jemand zu erkennen war. Aber das war auch nicht nötig. Denn dort saß natürlich niemand.
»Sie befindet sich hier.« Er griff nach ihrer Hand und zog sie an sich. Wieder strich sein Daumen sanft über die rote Narbe am Gelenk.
»Ich wette, sie hört das gern«, flüsterte Victoria.
»Das hoffe ich. Ich weiß allerdings nicht, ob sie auch etwas für mich empfindet.«
»Bestimmt. Wenn sie einen Mann für sich kochen lässt und das dann auch isst, ohne zu meckern, ist das ein sicheres Zeichen.«
Erschrocken ließ er ihre Hand los. »Wieso, war das Essen schlecht? Ich dachte, es schmeckt dir!«
Lachend stand sie auf und räumte die Teller in die kleine Spüle. »Es war sehr gut und es hat mir sehr geschmeckt. Ich habe nur Spaß gemacht.«
Er folgte ihr. »Ich wollte dir etwas Gutes tun nach dem Schrecken heute.«
»Ich weiß. Das war sehr lieb von dir.«
»Ich hoffe, du denkst nicht mehr daran.«
»Kaum«, log sie. »Es war nur eine Frau, deren Füße von Fischen gefressen wurden, hast du gesagt. Und genauso ist es sicherlich auch passiert. Wie sollte der Killer denn von Deutschland hierher kommen? Und warum? Das ergibt keinen Sinn.«
»Du hast gesagt, er hat bei elf Frauen die Körperteile abgetrennt. Welche waren es noch außer deinen Händen? Etwa auch Füße?«
»Ja, Füße. Bei einer anderen hat er den Kopf entfernt, einer weiteren die Augen. Von einer wollte er nur die Hüfte, bei einer anderen die Brüste. Es war entsetzlich.«
Ihre Stimme begann zu zittern. Er nahm sie in den Arm. »Schon gut, das wird hier nicht passieren. Das wird nie mehr passieren.«
Sie schmiegte sich an ihn. »Er hatte einen genauen Plan gezeichnet, wie die Frau aussehen sollte, die er aus uns zusammensetzen wollte. Er war verrückt, völlig verrückt.«
»Das war er.« Er strich über ihr Haar. »Aber hier bist du sicher. Du bist bei mir.«
»Eine Leiche an irgendeinem Ufer hat nichts mit mir zu tun«, fügte sie, sich selbst beruhigend, hinzu.
»Es war zwar nicht irgendein Ufer, sondern der Badestrand neben dem Yachthafen, aber sie hat trotzdem nichts mit dir zu tun.«
»Der Badestrand neben dem Yachthafen?« Victoria kannte ihn. Erst vor ein paar Tagen war sie dort entlangspaziert. Aber das bedeutete wirklich überhaupt nichts. Rein gar nichts.
»Ja, die ersten badenden Touristen haben sie gefunden. Ich habe gehört, die Urlauberin ist nach dem Fund schreiend und halbnackt durch den Ort gerast.«
Auf Victorias Lippen stahl sich ein schmales Lächeln bei diesen
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