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Der geduldige Tod (German Edition)

Der geduldige Tod (German Edition)

Titel: Der geduldige Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helke Böttger
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Menschen fortzuschicken.
    Victoria holte tief Luft und begann, ein Lied zu summen, um ihren Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen. Sie wollte rasch weitergehen und der Szene den Rücken kehren, um sich zu beruhigen, doch jemand riss sie herum.
    »Sie wieder!«, rief Lucia Hernandez. »Erzählen Sie mir nicht, Sie wüssten nicht, dass das geschehen würde. Haben Sie den Mörder hergebracht? Oder waren Sie es selbst? Was kommt als nächstes?«
    Victoria schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.« Sie zitterte erbärmlich, aber immerhin blieb sie bei Bewusstsein.
    »Der Mörder hat wieder zugeschlagen. Dieses Mal hat es die Tochter des Fischhändlers erwischt. Die allerdings ist schwer zu identifizieren, denn ihr fehlt der Kopf.«
    Victorias Knie gaben nach. Sie musste sich setzen und ließ sich einfach auf den Boller neben der Hafeneinfahrt fallen. »Wann hat er es denn getan? Eben erst? Können Sie ihn nicht fangen?« Ihre Stimme war kaum zu hören.
    »Nein, er hat es irgendwann gegen Morgen getan. Ihre Leiche wurde nur eben erst im Fischnetz versteckt entdeckt. Also, was wissen Sie?«
    »Nichts! Ich weiß gar nichts!« Victoria wedelte aufgeregt mit den Händen, um den bloßen Gedanken, der Mord könnte mit ihr verknüpft sein, abzuwehren.
    »Kommen Sie mit aufs Revier«, forderte die Kommissarin sie auf. »Ich muss noch mehr wissen.«
    »Aber ich habe Ihnen schon alles erzählt!«
    »Wenn Sie sich weigern, lasse ich Sie gerichtlich vorladen. Also kommen Sie besser gleich mit.«
    Victoria stand mit wackeligen Knien auf und folgte der Frau zu einem Polizeiwagen, der aus der Hafeneinfahrt gefahren kam. Sie ließ sich in den Sitz sinken und beobachtete wie in Trance, wie die Kommissarin einstieg und das Auto in die Stadt ins Polizeipräsidium fuhr. Die Landschaft rauschte an Victoria vorüber, ohne dass sie sie wirklich wahrnahm. Sie hatte keine Ahnung, was das alles zu bedeuten hatte. Sie wusste auch nicht, was sich die Polizistin von ihrer Aussage versprach. Sie konnte ihr nicht helfen. Sie konnte ja noch einmal sich selbst helfen.
    Im Polizeirevier angekommen führte sie Lucia Hernandez Victoria den Weg entlang, den sie schon kannte. Als sie in ihrem Büro stand, schob sie der unfreiwilligen Besucherin einen Stuhl hin, dann setzte sie sich an ihren Computer.
    »Also, fangen wir an«, sagte sie. »Ich brauche Ihren vollen Namen.«
    »Victoria Berger.«
    »Geburtsdatum?«
    Victoria nannte es ihr.
    »Woher kommen Sie?«
    Auch das sagte ihr Victoria.
    »Warum sind Sie hier?«
    »Ich habe die Erinnerungen an das Verbrechen nicht ausgehalten, ich dachte, ich könnte hier ein neues Leben anfangen.«
    »Gehört dazu, vom Opfer zum Täter zu werden? Haben Sie die Frauen getötet?«
    »Nein, natürlich nicht!«
    »Wer dann?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Warum tauchen Sie immer in der Nähe der Leichen auf?«
    »Das ist Zufall. Ich wollte mir einen neuen Badeanzug kaufen, daher war ich im Ort.«
    »Kannten Sie die Tochter des Fischhändlers?«
    »Keine Ahnung.«
    Sie zeigte Victoria ein Bild. Es zeigte einen Mann mit Glatze und eine hübsche junge Frau mit dunkelblonden Locken. Sie hatte Haare wie Victoria.
    »Ich kenne sie nicht, aber ich kenne ihn.« Sie deutete auf den Mann mit der Glatze. »Er hat mir neulich verdorbenen Fisch verkauft.« Sie merkte, dass der Finger, mit dem sie auf den Mann zeigte, zitterte. Schnell zog sie die Hand zurück.
    »Wann war das?«
    »Vor zwei Tagen.«
    »Und warum waren Sie am Markt, als wir den Vater des ersten Opfers informierten?«
    »Ich wollte meinen Freund besuchen. Er hat einen Stand auf dem Markt.«
    Die Frau kniff ihre Lippen zusammen. »Ihren Freund? Sie meinen Francisco.«
    »Ja, den meine ich.«
    Die Frau beugte sich nach vorn. »Dann ist es wohl auch ein Zufall, dass das zweite Opfer gegenüber von seinem Weinberg gefunden wurde.«
    »Oh Gott, das wusste ich nicht.« Victoria wurde blass. »Das hat nichts mit mir zu tun. Das muss ein Zufall sein.«
    »Und wieso nennen Sie ihn Ihren Freund, wenn er doch eigentlich eine andere Freundin hat?«
    »Was? Nein, das hat er nicht.«
    »Doch, das hat er. Sie ist zufällig meine Tochter. Aber das spielt hier keine Rolle. Sagen Sie mir nun, was Sie mit den Körperteilen anstellen wollen.«
    »Welchen Körperteilen?«
    Victoria konnte ihre Hände kaum noch halten. Sie zitterten dermaßen, dass sie sie an ihren Körper pressen musste. Doch auch der bebte, und eine Gänsehaut zog sich über ihre Haut. Sie fühlte sich, als

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