Der geduldige Tod (German Edition)
Es verätzt die Schleimhäute.«
Victoria wich zurück. »Aber wer macht so etwas?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
Victoria wurde es auf einmal kalt. Zuerst stahl jemand ihre Wäsche, dann starb Gafas an ihrem Fisch, und nun war auch noch der Pool vergiftet worden.
Angstvoll sah sie sich um. Ihr Blick streifte die hintere Hecke des Gartens. In diesem Moment vernahm sie ein Rascheln, Zweige bewegten sich, als hätte jemand sie beobachtet und würde nun rasch fliehen.
»Ist da jemand?«, fragte sie und wich einen Schritt zurück.
»Wo?«, wollte Francisco wissen und eilte in die Richtung, in die sie deutete.
Victoria folgte ihm in kurzer Entfernung, um sich dieses Mal selbst davon zu überzeugen, dass sie Gespenster sah. Denn als sie an dem Gebüsch ankamen, wuchs dort dicht und grün die Hecke und bot Obdach für verschiedene Käfer und ein Ameisenvolk. Ein Mensch befand sich jedoch nicht darin.
»Dieses Mal sind wir nüchtern. Kein Wein, der die Sinne vernebelt. Du solltest zur Polizei gehen, wenn du das Gefühl hast, dass dich jemand beobachtet. Ich will dir keine unnötige Angst machen, aber wir wissen, es läuft ein Mörder frei herum.«
Ihr Herz raste wieder. Beobachtete er sie vielleicht? Hatte er sie schon als neues Opfer auserwählt? Aber warum vergiftete er den Pool? Was wollte er ihr damit sagen?
»Ich fahre dich hin«, bot Francisco an, doch sie schüttelte den Kopf. Sie war sich noch nicht sicher, ob sie wirklich die Polizei aufsuchen sollte. Zum einen würde ihre Vermieterin ihr die Hölle heiß machen, wenn die Beamten hier auftauchten. Zum anderen wollte sie nur ungern erneut mit der Kommissarin sprechen, die ihr bei ihrem Besuch so unfreundlich begegnet war. Zudem war sie sich nicht sicher, ob alles nicht doch nur ihrer überängstlichen Fantasie entsprang.
»Danke, aber ich muss erst darüber nachdenken. Und mit Señora Rodriguez sprechen. Vielleicht hat sie etwas in den Pool getan.«
Er nickte.
Er duschte und aß mit ihr zu Mittag, dann rief er ein Taxi und fuhr davon.
Sobald er fort war, klopfte Victoria bei ihrer Vermieterin, doch die Frau antwortete nicht. Sie versuchte, in das Küchenfenster zu schauen und rief hinein, doch niemand reagierte. Es war niemand zu Hause.
Victoria lief noch ein Weilchen auf und ab, bis sie sich entschloss, Franciscos Rat doch zu befolgen. Sie hatte bemerkt, wie fahrig und zittrig sie geworden war. Sie wollte sich sicher fühlen, doch das konnte sie erst, wenn sie wusste, dass alles seine Ordnung hatte. Und dazu brauchte sie die Polizei. Die würde ihr sagen, dass sie sich alles nur einbildete, dass sie dem Mörder dicht auf den Fersen waren und es kein Grund zur Sorge gab.
Also rief sie sich ebenfalls ein Taxi und fuhr hinunter in die Stadt, um mit Señora Lucia Hernandez zu sprechen. Die hatte sie zwar wie Dreck behandelt, war aber hoffentlich eine gute Kommissarin und würde Victoria sagen können, dass sie sich keine Gedanken um ihre Sicherheit machen müsse.
Im Inneren des imposanten Polizeigebäudes empfing sie angenehme Kühle. Klimaanlagen arbeiteten auf Hochtouren, um die Gemüter der Beamten nicht über Betriebstemperatur laufen zu lassen. Sie fragte sich bis zur Abteilung der lokalen Verbrechensbekämpfung durch und landete schließlich tatsächlich am Schreibtisch von Lucia Hernandez.
Doch statt der Kriminalkommissarin begrüßte sie ein älterer Mann mit grauen Schläfen und einem dicken Schnurrbart. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er auf Spanisch.
Victoria schüttelte den Kopf und radebrechte in ihrem schlechten Spanisch, dass sie Señora Hernandez sprechen wolle.
Sie sei nicht da, lautete die Antwort. Dann holte Kommissar Felipe, wie der Mann mit dem Schnäuzer hieß, einen Dolmetscher.
»Ich glaube, jemand hat etwas in den Pool gekippt«, berichtete schließlich Victoria, als der Dolmetscher, ein junger Kerl, der gerade die Polizeischule abgeschlossen und dabei ein paar Semester in Deutschland verbracht hatte, anwesend war.
Kommissar Felipe zuckte mit den Schultern. »Und was sollen wir tun? Den Pool abpumpen? Dafür sind wir nicht die richtige Adresse.«
»Wie weit sind Sie mit der Suche nach dem Mörder?«, wollte Victoria wissen. »Ich weiß nicht, ob es stimmt, aber ich habe das Gefühl, dass mich jemand beobachtet.«
Der Kommissar zog eine Augenbraue nach oben und zwinkerte. »Kann es nicht ein Nachbar sein, dem Sie gefallen? Ich an seiner Stelle würde Sie gern beobachten.«
Victoria verdrehte
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