Der Geek-Atlas (German Edition)
zusammen mit allen Plänen zerstört, d. h. einer Anweisung Churchills gemäß
in Stücke »nicht größer als eine Faust« zerlegt. Nach mühevoller Arbeit mit noch erhaltenen Plänen und den Erinnerungen derjenigen,
die die Maschinen gebaut hatten, steht nun ein rekonstruierter Colossus in Bletchley und knackt wieder Chiffren.
Im Museum sind neben dem Colossus auch Ausstellungstücke des vordigitalen Zeitalters zu sehen, zum Beispiel Personal Computer,
Luftfahrtsysteme und die Anfänge des elektronischen Büros mit massiven Mainframe-Computern. Ziel ist es, funktionierende Maschinen
zu zeigen und deren Bedeutung zu erklären.
Ein echtes Erlebnis sind die Abendveranstaltungen mit den Erläuterungen zur Funktionsweise von Colossus. Dabei wird auch praktisch
demonstriert, wie dieser die Lorenz-Chiffre knackt.
Praktische Informationen
Das National Museum of Computing ist Teil von Bletchley Park (siehe Kapitel 40 ), besitzt aber eine eigene Website unter http://www.tnmoc.org/ .
Kapitel 59. National Museum of Scotland, Edinburgh, Schottland
55° 56′ 50″ N, 3° 11′ 23″ W
Das Schaf Dolly
Das National Museum of Scotland ist ein ausgezeichneter Grund, um Edinburgh, die Hauptstadt Schottlands, zu besuchen. Edinburgh
war die Heimat vieler großer Wissenschaftler, darunter Alexander Graham Bell (siehe Kapitel 4 ), James Clerk Maxwell (siehe Kapitel 35 ) und John Napier (Erfinder des Logarithmus, siehe Kapitel 57 ). Es ist auch die letzte Ruhestätte des ersten aus einer adulten Zelle geklonten Tieres, denn hier ruht Dolly ( Abbildung 59.1 ).
Abbildung 59.1 Dolly im National Museum of Scotland
Das Schaf Dolly wurde am 5. Juli 1996 in Schottland geboren und musste am 14. Februar 2003 aufgrund einer schweren Lungenkrankheit
eingeschläfert werden. Während ihres Lebens am Roslin Institute in der Nähe von Edinburgh paarte sie sich und gebar (auf natürliche
Weise) sechs Lämmer.
Dolly wurde aus Zellen des Euters eines sechs Jahre alten Schafs geklont. Der Kern der Euterzellen wurde entfernt und in einer
Eizelle platziert. Das Ei konnte sich sechs Tage teilen und wurde dann in ein Mutterschaf (Dollys Mutter) implantiert. Das
Ei entwickelte sich normal und Dollys Mutter gebar auf natürliche Weise das erste geklonte Schaf.
Da Dolly aus dem Euter (oder der Milchdrüse) eines Schafs entstanden war, benannten die Wissenschaftler sie nach dem Country-Star
Dolly Parton.
Das Team, das Dolly klonte, hatte bereits 277 Fehlversuche hinter sich. Dann gelang es endlich erfolgreich, eine Eizelle mit
einem geklonten Kern herzustellen, die sich teilen konnte und aus der dann auch ein lebensfähiges Schaf hervorging. Zwar waren
Tiere schon vorher geklont worden, doch Dolly war ein Meilenstein, da der die DNA enthaltende Kern von einem erwachsenen Schaf
stammte. Vor Dolly wusste man nicht, ob das Klonen mit einem adulten Kern funktionieren würde, da man fürchtete, dass sich
Teile der DNA abschalten würden, während der Spender alterte.
Dolly (nun ausgestopft) ist inmitten einer Ausstellung zu sehen, die die Technik und Geschichte des Klonens erläutert.
Zu den anderen Ausstellungsstücken des Museums zählt ein 1000 Jahre alter orientalischer Sternhöhenmesser, außerdem von Lord
Kelvin genutztes elektrisches Equipment, Glaswaren des Chemikers Joseph Black und ein 9 Meter hohes Barometer. Wenn Sie der
wissenschaftlichen Ausstellung überdrüssig sind, können Sie sich auch mit der Geschichte Schottlands befassen, die von den
Anfängen bis zum Zeitgeschehen im Museum dokumentiert ist.
Praktische Informationen
Praktische Details zum Besuch des National Museum of Scotland finden Sie unter http://www.nms.ac.uk/nationalmuseumhomepage.aspx .
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Klonen mittels ausdifferenzierter somatischer Zellen
Dolly wurde mittels ausdifferenzierter somatischer Zellen (zu sehen in Abbildung 59.2 ) geklont. Dabei wird der Nukleus einer somatischen Zelle (eine Zelle aus dem Körper eines Organismus, nicht aus Sperma oder
Ei) in ein Ei transferiert. Zuerst werden Zellen (in diesem Fall aus dem Euter eines Schafs) gesammelt und der Nukleus entfernt.
Dazu wird die Zelle mit einer Saugpipette (einem hohlen Röhrchen) unter einem Mikroskop platziert und der Nukleus mit Hilfe
einer sehr dünnen Glasnadel entfernt.
Abbildung 59.2 Den Nukleus einer Zelle in eine andere übertragen
Der Rest der Zelle wird nicht verwendet. Gleichzeitig wird in einer ähnlichen Prozedur der Nukleus einer Eizelle
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