Der gefährliche Lord Darrington (Historical My Lady) (German Edition)
bewältigte, was er seinem Verwalter überließ.
Als sie ihm erläuterte, welche Wintersaaten sie bevorzugte, rief er aus: „Sie sind bedeutend besser über alles informiert als ich. Mein Verwalter bespricht seine Pläne natürlich mit mir. Aber ob seine Vorschläge gut oder schlecht waren, erfahre ich erst, wenn wir die Ernte einfahren.“
„Nun ja, ich verlasse mich im Großen und Ganzen auch auf das, was andere mir raten. Meine Pächter bewirtschaften nur recht kleine Flächen. Und wenn die Ernte schlecht ausfällt, müssen sie hungern. Deshalb planen sie sehr sorgfältig. Und ich schließe mich ihren Vorschlägen im Allgemeinen an.“
„Sie tragen große Verantwortung, Mrs Forrester. Aber ich vermute, dass Mr Radworth Ihnen vieles abnehmen wird, wenn Sie erst verheiratet sind. Werden Sie in Malpass leben? Oder beabsichtigen Sie, sein Anwesen in Somerset zu Ihrem Hauptwohnsitz zu machen?“
„Wir haben uns darauf geeinigt, vorerst in Malpass Priory zu wohnen.“
Der Earl nickte nachdenklich. „Es wird angenehm für Sie sein, die Verantwortung mit jemandem teilen zu können.“ Er sah, dass eine kleine Falte auf ihrer Stirn erschien.
Beth riss sich zusammen und zwang sich zu einem Lächeln. „Da haben Sie recht, Mylord.“
Von der Straße drang der Ruf des Nachtwächters herein.
„Oh Gott, so spät ist es schon? Ich sollte mich zurückziehen.“
Sie erhob sich. Und Guy stellte fest, dass es ihm lieber gewesen wäre, wenn sie ihm noch länger Gesellschaft geleistet hätte. „Wollen wir nicht erst noch die Flasche leeren?“
Schweigend hielt sie ihm ihr Glas hin.
Sie möchte auch noch etwas bleiben, dachte Guy zufrieden. Obwohl er nur wenig getrunken hatte, fühlte er sich ungewöhnlich beschwingt. Als er Beth das Glas zurückgab, berührte er mit einer scheinbar zufälligen Bewegung ihre Finger mit den seinen.
Beth erschauerte. „Ich sollte wirklich zu Bett gehen, sobald ich mein Glas geleert habe.“
Kommen Sie in mein Bett!
Sie hob den Kopf und schaute ihn an. Hatte er die Worte womöglich laut ausgesprochen? Nein, dann hätte sie wahrscheinlich nicht so vertrauensvoll ausgesehen. Sein Blick wanderte zu ihrem Dekolleté. Irgendwann während des Essens hatte sie die Stola abgelegt. Und er hatte den Blick nicht von ihrer zarten hellen Haut und der eleganten Linie ihres Nackens abwenden können.
Er bemerkte, dass sie schluckte. Sie war nervös. Ihre Brust hob und senkte sich im raschen Rhythmus ihres Atems. Verlangen regte sich in Guy. Mit beinahe übermenschlicher Anstrengung unterdrückte er den Wunsch, Beth in die Arme zu reißen und sie leidenschaftlich zu küssen. Sie war mit einem anderen verlobt. Sie stand unter seinem Schutz – und möglicherweise war ihr Bruder ein Mörder.
Dieser letzte Gedanke rief ihm in Erinnerung, warum Beth nach London gekommen war. Er würde versuchen, sie in ihren Bemühungen zu unterstützen. Er hob sein Glas. „Ich trinke darauf, dass Ihr Anwalt gute Neuigkeiten für Sie bereithält.“
„Danke!“
Von der kameradschaftlichen Stimmung, die zwischen ihnen geherrscht hatte, war plötzlich nichts mehr zu spüren. Beth leerte ihr Glas und erhob sich. „Bitte, entschuldigen Sie mich. Ich sollte mich nun wirklich zurückziehen.“
Er war schon auf den Beinen und läutete nach der Haushälterin. „Mrs Burley wird Sie zu Ihrem Zimmer bringen.“
Seine Stimme kam ihm seltsam vor, irgendwie kalt. Um diesen Eindruck aufzuheben, griff er nach Beths Hand, um einen Kuss darauf zu hauchen. Doch sie entzog ihm ihre Finger und sah sich suchend nach ihrem Mantel um. „Gute Nacht“, sagte sie, erleichtert darüber, dass Mrs Burley schon an der Tür stand.
Die Räume, die man für sie und ihre Zofe vorbereitet hatte, waren sehr bequem. In beiden Schlafzimmern brannte ein wärmendes Feuer, was Tilly mehrmals lobend erwähnte. Beth allerdings hörte kaum zu. In Gedanken war sie bei der bevorstehenden Unterredung mit Mr Spalding.
Sie ließ sich von der Zofe beim Auskleiden helfen, wusch sich, schlüpfte unter die Decke und löschte die Kerze. Sie war so müde, dass sie bestimmt sofort einschlafen würde.
Doch sie hatte sich getäuscht. Unruhig wälzte sie sich von einer Seite auf die andere. Jetzt war es der Earl, der all ihre Gedanken beherrschte. Nicht einmal die Sorge um Simon konnte sie davon ablenken. Sie wusste natürlich, dass sie ihm nichts bedeutete. Zweifellos flirtete er mit jeder einigermaßen gut aussehenden Frau. Selbst ihr verstorbener Gatte
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