Der gefährliche Lord Darrington (Historical My Lady) (German Edition)
sich fühlte, wenn sie sich vorstellte, eine weitere Nacht in einem Gasthof in Guys Nähe zu verbringen. Aber ein Blick auf sein Gesicht zeigte ihr, dass er das wohl ahnte. Überhaupt schien er ein Meister darin zu sein, ihre Gedanken zu lesen.
Die letzte Etappe der Reise erwies sich als unerwartet schwierig. In Hatfield hatte man ihnen keine guten Pferde zur Verfügung stellen können. Und dann versperrte auch noch ein umgekippter Bauernkarren die Straße. So war es bereits zehn Uhr, als die Kutsche des Earls endlich vor Mr Spaldings Büro hielt. Das Gebäude lag im Dunkeln. Fitton klopfte zwar, aber es wunderte niemanden, dass niemand die Tür aufmachte. Nur ein Nachbar öffnete das Fenster und schimpfte über die Ruhestörung.
„Es tut mir leid“, sagte Darrington, „wir kommen zu spät.“
Beth unterdrückte ein Seufzen. „Es ist nicht Ihre Schuld, dass wir durch diesen Unfall aufgehalten wurden. Doch nun muss ich mich um eine Unterkunft für die Nacht kümmern. Würden Sie mir netterweise ein Hotel empfehlen?“
Er zögerte. „Ich fürchte, Madam, das kann ich nicht.“
Sie erstarrte. Sein Ton war freundlich, aber seine Antwort war eine schwere Enttäuschung. „Und warum können Sie das nicht?“, fragte sie kühl.
„Ich kenne ein paar Hotels, die geeignet wären, eine allein reisende Dame zu beherbergen. Aber sie sind überaus teuer. Sie haben mir gegenüber nicht erwähnt, wie viel Sie ausgeben können, Madam. Doch mir ist klar, dass Ihre Mittel … begrenzt sind. Auch nehme ich an, dass Sie mir nicht gestatten würden, Sie einzuladen.“
Sie war ein wenig errötet, allerdings war es in der Kutsche so dunkel, dass der Earl es nicht sehen konnte. „Sie haben in beiden Punkten recht. Da ich nicht weiß, wie viel ich ausgeben muss, um Simons Unschuld zu beweisen, kann ich unmöglich Geld für eine noble Unterkunft verschwenden.“ Sie runzelte die Stirn. „Vielleicht kann Ihr Kutscher mir etwas Passendes empfehlen.“
„Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte?“
„Sind Sie sicher, dass ich ihn hören möchte?“
„Durchaus nicht. Trotzdem hoffe ich, dass Sie wenigstens darüber nachdenken. Es wäre gut, wenn Sie Ihren Stolz einmal vergessen und Ihren Verstand einschalten würden. Also: Mein Stadthaus ist sehr groß. Ich könnte Sie und Ihre Zofe problemlos unterbringen. Sie wären dort sicher und hätten es komfortabel. Und Sie könnten sich ganz auf das konzentrieren, was Sie tun wollen, um Ihrem Bruder zu helfen.“
„Was werden Sie in der Zwischenzeit unternehmen?“
„Ich würde Ihnen gern zur Seite stehen. Zwar halte ich mich nur selten in London auf. Dennoch dürfte die Stadt mir bedeutend vertrauter sein als Ihnen.“
Beth biss sich auf die Unterlippe.
In diesem Moment tauchte eine Gruppe Betrunkener auf. Das rief Beth in Erinnerung, wie schutzlos sie sich in der fremden Stadt fühlen würde. Zweifellos konnte der Earl ihr von Nutzen sein. Aber wollte sie seine Hilfe wirklich noch länger in Anspruch nehmen?
Es dauerte eine Weile, bis sie zu einem Entschluss kam. „Mylord“, sagte sie, „im Interesse meines Bruders nehme ich Ihr Angebot dankend an.“
„Gut.“ Er beugte sich aus dem Fenster, um dem Kutscher das neue Ziel zu nennen.
Als der Wagen sich wieder in Bewegung setzte, lehnte Beth sich zurück und schloss die Augen. Sie hätte sich viel wohler gefühlt, wenn sie sich von Darrington hätte verabschieden können. Doch die Erfahrungen, die sie seit dem Beginn der Reise hatte machen müssen, hatten ihr deutlich gezeigt, dass sie Simon am besten helfen konnte, wenn sie die Unterstützung des Earls akzeptierte.
„Wir sind da.“
Beth öffnete die Augen und musterte die selbst in der Nacht beeindruckende Fassade des Hauses, vor dem die Kutsche zum Stehen gekommen war. Alle Fenster lagen im Dunkeln. Nachdem sie ausgestiegen und den Türklopfer betätigt hatten, dauerte es jedoch nicht lange, bis die Haustür geöffnet wurde.
Das Erstaunen des Butlers über die unangekündigte Ankunft seines Herrn hätte Beth amüsiert, wenn sie nicht so erschöpft gewesen wäre. So jedoch war sie lediglich froh, endlich am Ziel angekommen zu sein.
„Es ist nichts vorbereitet, Euer Lordschaft“, meinte der Butler entschuldigend. „Ich bin mit Mrs Burley und Joseph sowie einem Küchenjungen allein. Wir wussten ja nichts von Ihren Plänen.“
„Bis gestern wusste ich selbst nichts davon“, gab Guy gelassen zurück. Er ging den anderen voraus zu einem kleinen Salon. „Ich
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