Der gefährliche Lord Darrington (Historical My Lady) (German Edition)
Bruders wegen viel auf sich.“
„Würden Sie für Ihren Bruder nicht das Gleiche tun? Simons Leben steht auf dem Spiel. Wenn es nur um seinen guten Ruf ginge, könnte er sich vielleicht vom gesellschaftlichen Leben zurückziehen, so wie Sie damals …“ Abrupt brach sie ab, als ihr klar wurde, was sie gesagt hatte.
Zu spät!
„Wovon sprechen Sie?“, stieß er hervor.
Sie nahm all ihren Mut zusammen. „Ich habe gehört, dass Sie in einen Skandal verwickelt waren und es deshalb vorziehen, auf Ihrem Landsitz zu leben.“
Es dauerte eine Weile, bis er sagte: „Ich habe mich schon gefragt, ob Sie davon wissen. Seit wir einander kennen, haben Sie kaum Interesse an mir und meiner Vergangenheit gezeigt. Das hat mich ein wenig gewundert, obwohl ich mich nicht für eitel halte.“
„Ihre Vergangenheit geht mich nichts an“, erklärte sie steif.
„Wie wahr …“
Sie starrte auf ihre Hände.
„Was also habe ich mir Ihrer Meinung nach zuschulden kommen lassen? Hat Clarice womöglich etwas angedeutet?“
„Nein!“
„Nun gut. Aber Sie haben von irgendwem etwas über mich gehört.“
Sie schwieg.
Er stieß einen Fluch aus und brachte die Pferde zum Stehen. „Heraus damit!“
„Verzeihen Sie, Mylord. Ich bedaure meine Bemerkung und wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie sie einfach vergessen würden.“
„Dafür ist es zu spät.“ Seine Stimme hatte wieder diesen eisigen Ton angenommen. „Bin ich ein Ungeheuer? Ein Mörder vielleicht? Oder jemand, der unschuldige Mädchen verführt?“ Er legte ihr die Hand auf die Wange und fuhr unerwartet sanft fort: „Fürchten Sie, ich würde die Situation ausnutzen?“
„Nein. Ich bin sicher, dass Sie das nie tun würden.“
Sein Lachen klang bitter. „Wir sind ganz allein. Warum sollte ich mir nicht nehmen, wonach mich verlangt?“
Sie zwang sich, den Kopf zu heben und Darrington anzuschauen. Er wirkte nicht nur zornig, sondern auch verletzt. Ruhig sagte sie: „Ich hätte Sie nicht begleitet, wenn ich Angst vor Ihnen hätte.“
„Trotzdem sind Sie davon überzeugt, dass ich ein Unrecht begangen habe.“
„Es heißt …“ Sie vermochte seinem forschenden Blick nicht standzuhalten. „Man sagt, Sie seien ein Verräter.“
„Weiter!“
„Die Einzelheiten kenne ich nicht. Aber so schlimm kann es nicht gewesen sein, da Sie ja ein freier Mann sind.“
„Vielleicht hätten Sie mich nach den Einzelheiten fragen sollen.“
Sie holte tief Luft. „Hätten Sie denn mit mir darüber gesprochen? Ich habe Sie stets als sehr verschlossen erlebt. Nach Kiltons Anschuldigungen wollten Sie mich nicht ins Vertrauen ziehen, und über Ihre ehemalige Verlobte wollten Sie auch nicht reden.“
Er runzelte die Stirn, griff nach den Zügeln. „Hü!“
Beth fürchtete bereits, ihre gerade erst beginnende Freundschaft sei bereits wieder zerbrochen, da sagte er: „Ich habe mir nichts Schlimmeres zuschulden kommen lassen, als ein Dummkopf zu sein.“
„Ich selbst“, erklärte Beth, „bin davon überzeugt, dass Sie ein Mann von Ehre sind.“
„Ich hoffe sehr, dass ich Ihnen nie Anlass gebe, Ihre Meinung zu ändern.“
Guy war froh darüber, dass er sich darauf konzentrieren musste, die ihm unbekannten Pferde zu lenken. So brauchte er sich vorerst nicht weiter mit Beth Forrester und dem Durcheinander von Gefühlen auseinanderzusetzen, das sie in ihm weckte.
Im Laufe der Jahre hatte er sich daran gewöhnt, ablehnend oder misstrauisch behandelt zu werden. Das störte ihn wenig, vielleicht sogar weniger als die Tatsache, dass so viele Frauen an seinem Titel und seinem Vermögen interessiert waren und sich überhaupt nicht für ihn als Mensch interessierten.
Warum, zum Teufel, war es ihm so wichtig, was Beth über ihn dachte? Wie war es ihr gelungen, seine selbst errichtete Verteidigungsmauer zu durchbrechen? Woran lag es, dass er ihre Gesellschaft so sehr genoss?
Seit sie London verlassen hatten, fühlte er sich ihr angenehm nahe. Er hatte angenommen, es erginge ihr ähnlich. Aber tatsächlich hatte sie ihn die ganze Zeit über für einen Verräter gehalten. Kein Wunder, dass sie geglaubt hatte, sein Schweigen kaufen zu können, indem sie sich ihm anbot!
Er warf einen kurzen Blick auf die steif aufgerichtet neben ihm sitzende Gestalt. Und sein Ärger verflog. Schließlich war es seine eigene Entscheidung gewesen, sich aus dem gesellschaftlichen Leben zurückzuziehen, statt alles zu tun, um seinen Namen reinzuwaschen.
Um überhaupt wieder ein Gespräch mit Beth in
Weitere Kostenlose Bücher