Der gefährliche Lord Darrington (Historical My Lady) (German Edition)
verzögert hätte?“
„Oh … Ja, Sie haben wohl recht.“
„Bitte, ruhen Sie sich ein wenig aus, während ich uns etwas zu essen und zu trinken bestelle.“
„Ich habe überhaupt keinen Hunger.“
„Unsinn! Sie brauchen jetzt eine Stärkung.“
Er verließ den Raum, und Beth blieb zurück, noch immer bleich und zutiefst erschüttert. Ja, sie fürchtete sogar, der Mörder könne plötzlich zur Tür hereinspazieren. Daher war sie sehr erleichtert, als der Earl nach kurzer Zeit zurückkehrte.
„Die Wirtin bereitet eine kleine Mahlzeit für uns vor. Ich habe auch eine Kanne Tee bestellt.“
Im gleichen Moment klopfte es, und ein Mädchen erschien mit einem Tablett.
Beth wollte für Darrington und sich selbst eingießen, doch ihre Hand zitterte noch immer. Daher übernahm der Earl diese Aufgabe.
„Ich hasse es, mich so schwach zu fühlen“, murmelte Beth. „Die arme Madame de Beaune … Welch schreckliches Schicksal! Trotzdem tut mir Simon beinahe mehr leid als sie. Nun gibt es niemanden mehr, der zu seinen Gunsten aussagen könnte.“ Lautlos begann sie zu weinen.
Guy reichte ihr ein großes weißes Taschentuch.
Sie trocknete die Tränen und gab sich die größte Mühe, die Beherrschung zurückzugewinnen. „Ich wünschte, wir wären eher hier eingetroffen.“ Rastlos spielten ihre Finger mit dem Taschentuch. „Dem Ziel so nah zu sein und dann zu scheitern, ist furchtbar.“
„Es ist zu früh, die Hoffnung aufzugeben.“ Tröstend griff Guy nach ihrer Hand. „Wir werden einen Weg finden, um Ihrem Bruder zu helfen. Bitte, glauben Sie mir, ich verfüge trotz meines zurückgezogenen Lebens über einigen Einfluss und werde mich nicht scheuen, ihn zu nutzen.“
Sie schaute ihn an, schon wieder trübten Tränen ihren Blick, dennoch sah sie, wie gütig und zugleich entschlossen er wirkte. Unwillkürlich erwiderte sie den Druck seiner Finger. „Sie wollen uns wirklich helfen? Obwohl ich …“
„Pst!“ Mit der freien Hand nahm er ihr das Taschentuch ab und trocknete ihre Wangen. Dabei lächelte er ermutigend.
Beth fragte sich, wie sie jemals hatte glauben können, dass seine Augen einen harten Ausdruck hatten. Jetzt jedenfalls blickten sie voller Wärme.
Ihre Reaktion auf seine Freundlichkeit war unerwartet heftig. Zunächst spürte sie, wie ihr heiß wurde. Dann vergaß sie alles, was ihr Sorgen machte. Ihre Knie wurden weich. Und als er ihr mit den Fingern sanft über die Wange strich, machte ihr Herz einen Sprung. Ihr war, als flattere es in ihrer Brust wie ein Vogel im Käfig. Jetzt ließ Guy den Daumen leicht über ihre Unterlippe gleiten. Ein Schauer überlief sie, ihre Haut kribbelte.
Oh Gott, es war an der Zeit, diesem Wahnsinn ein Ende zu setzen! Sie musste es wenigstens versuchen! „Mylord …“
„Guy“, korrigierte er sie und drückte ihr einen kleinen Kuss auf die Wange. „Bitte, nennen Sie mich beim Vornamen.“
Ihr stockte der Atem. Dann spürte sie, wie ihre Willenskraft sie ganz und gar verließ. Sie konnte sich nicht rühren. Sie wollte es auch nicht! Es tat so gut, dem Earl nahe zu sein. Er hatte seinen Stuhl so dicht an den ihren gerückt, dass sie seinen Oberschenkel spüren konnte.
Gleich wird er mich küssen.
Die Vorstellung, er könne sie in die Arme schließen, bewirkte, dass ihr Puls sich noch einmal beschleunigte. Das Atmen fiel ihr schwer. In ihrem Schoß spürte sie ein sehnsuchtsvolles Ziehen, wie sie es nie zuvor gekannt hatte. Sie würde sich ihm hingeben und …
Krachend schlug die Tür gegen die Wand. „Das Essen, Euer Lordschaft.“
Das Erscheinen des Kellners brachte Beth mit einem Ruck zurück in die Wirklichkeit. Rasch rückte sie von Darrington ab. Ihre Wangen brannten vor Scham.
Der Earl hingegen blieb vollkommen ruhig. „Stellen Sie alles dort auf dem Tisch ab“, wies er den Kellner an.
„Sie können von Glück sagen, dass Sie etwas bekommen“, meinte der. „Die Köchin hatte wegen des Mordes einen Zusammenbruch. Aber die Wirtin hat ihr einen Eimer Wasser über den Kopf gekippt. Hat gewirkt! Trotzdem geht in der Küche alles drunter und drüber.“
„Kein Wunder“, stellte der Earl fest. „Ein Mord passiert ja glücklicherweise nicht alle Tage.“
„Das stimmt. So was hat noch keiner hier erlebt! Die alte Dame war ja ziemlich rechthaberisch. Und keine Engländerin. Aber erstochen zu werden … Also, das hatte sie nicht verdient.“
„Die alte Dame?“, wiederholte Guy. „Wie alt war sie denn?“
„Über sechzig, denke ich. Am
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