Der gefährliche Lord Darrington (Historical My Lady) (German Edition)
meisten tut mir ja die junge Frau leid, die mit ihr gereist ist. Sie soll ja auch schon Witwe sein.“
Beth saß ganz still. Ein Blick auf den Earl bewies ihr, dass auch er fasziniert von den Neuigkeiten war.
„Diese junge Frau … Kennen Sie ihren Namen?“
„Ja, klar. Die junge Madame de Beaune. Die Ärmste war völlig verängstigt. Als sie vom Tod ihrer Schwiegermutter erfuhr, ist sie Hals über Kopf abgereist.“
„Sir Jeffrey hat gar nicht von ihr gesprochen.“
„Wahrscheinlich weiß er nichts von ihr.“
„Aber …“, begann Beth.
Der Kellner warf ihr einen mitleidigen Blick zu. „Wenn er nach ihr fragt, kriegt er natürlich eine Antwort. Doch wenn er nicht fragt …“
„Hat sie eine Kutsche gemietet?“
Darringtons Stimme klang so ruhig, dass Beth ihn uneingeschränkt bewundern musste.
„Sie hat die Postkutsche nach Southampton genommen. Und vorher brav ihre Rechnung bezahlt.“ Der Kellner hatte Besteck, Teller und Schüsseln auf den Tisch gestellt und wandte sich mit dem nun leeren Tablett zur Tür.
Beth und der Earl schwiegen, bis er fort war. „Heißt das …?“, fragte Beth dann atemlos.
„Ja, Mrs Forrester. Die Madame de Beaune, die wir suchen, lebt noch. Wir müssen sie nur finden.“
Angestrengt dachte Beth nach. „Als wir bei den Shotts waren, erwähnten Sie etwas, das Monsieur Leclerc gesagt hat. Über die Verwandten der de Beaunes … Seitdem versuche ich mich an etwas zu erinnern, das Simon mir erzählt hat. Ich glaube, Madame de Beaunes Schwester ist mit einem Engländer verheiratet. Die Familie soll in der Nähe von Portsmouth leben.“
Guy strahlte. „Wir müssen sofort Erkundigungen einziehen! So viele Engländer, die mit einer Französin verheiratet sind, kann es nicht geben.“
Beth griff nach der Gabel. „Nun habe ich doch Hunger.“
Auch Guy begann zu essen. „Die Suche geht also weiter“, stellte er zufrieden fest.
„Und zwar so bald wie möglich!“
„Dann werden wir heute nicht mehr nach London zurückkehren können.“
„Natürlich.“ Dann erst begriff sie und errötete. „Machen Sie sich Sorgen um meinen guten Ruf? Dass wir Madame de Beaune finden, ist bedeutend wichtiger!“
Sobald sie ihr Mahl beendet hatten, machten sie sich wieder auf den Weg. Dankend nahm Beth von Guy eine Decke entgegen.
„Später könnte es kühl werden“, sagte er. „Deshalb habe ich sie dem Wirt abgekauft.“ Dann konzentrierte er sich auf die Straße.
Sie hatten bereits ein paar Meilen zurückgelegt, als Beth endlich aussprach, was sie seit dem Gespräch mit dem Kellner beschäftigte. „Die junge Madame de Beaune scheint schreckliche Angst gehabt zu haben. Vielleicht täusche ich mich ja, aber ich hege den Verdacht, dass der Mord an ihrer Schwiegermutter irgendwie mit dem Überfall in Portsmouth in Verbindung steht.“
„Ja, es ist äußerst unwahrscheinlich, dass die arme Frau zufällig in zwei so brutale Verbrechen verwickelt ist. Wir müssen sie schnellstmöglich finden und für ihre Sicherheit sorgen.“
„Allerdings. Glauben Sie, es könne auch einen Zusammenhang mit der Anklage gegen Simon geben?“
„Möglich wäre es schon. Aber wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen. Ein Gespräch mit Madame de Beaune verschafft uns vielleicht Klarheit. Leider wissen wir nicht, wie weit sie mit der Postkutsche fahren wollte. Deshalb müssen wir in jeder Poststation nachfragen.“
„Hoffen wir, dass sie tatsächlich an einem offiziellen Halt ausgestiegen ist und nicht an irgendeiner Straßenkreuzung.“
Bei jeder Poststation hielt der Earl an, begab sich mit Beth in die Gaststube und bestellte eine Kleinigkeit. Seine großzügigen Trinkgelder und seine Gabe, mit Menschen umzugehen, bewirkten, dass er überall die gewünschten Auskünfte erhielt. Doch offenbar war niemandem eine allein reisende Frau aufgefallen. Auch kannte keiner einen englischen Gentleman, der mit einer Französin verheiratet war.
Beth bewunderte Guys Geschick, wünschte sich jedoch, selbst mehr tun zu können. Vor Jahren schon hatte sie die Rolle des Familienoberhaupts übernommen und war deshalb daran gewöhnt, bei Entscheidungen und Unternehmungen eine aktive Rolle zu spielen. Daher fiel es ihr schwer, sich still im Hintergrund zu halten.
Der Earl, fand sie, gab sich viel zu befehlsgewohnt. Obwohl er zweifellos ein Mann war, dem andere gern gehorchten … Überhaupt war er in allem so männlich . Auf der schmalen Bank des Phaetons konnte sie sich seiner Ausstrahlung nicht
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