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Der gefährliche Traum (German Edition)

Der gefährliche Traum (German Edition)

Titel: Der gefährliche Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Frieser
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werden den Schlossherrn informieren.«
    Da keiner einen besseren Vorschlag hatte, marschierten sie einfach der Reisegruppe hinterher.
    An der Kasse saß eine ältere Dame, die nur widerwillig ihr Strickzeug zur Seite legte.
    Vorwurfsvoll musterte sie über den Rand ihrer Brille hinweg das Grüppchen. »Die nächste Führung beginnt erst in einer Dreiviertelstunde. Solange müssen Sie im Hof warten«, erklärte sie unfreundlich.
    Während die Herren der Reisegruppe ohne Umschweife auf die Gaststätte zumarschierten und ihre Frauen ihnen gemächlicheren Schrittes folgten, blieb Max’ Vater zum Missfallen der Kassiererin stehen.
    »Das Gleiche gilt für Sie!«, blaffte sie und griff nach ihrem Strickzeug.
    »Mein Name ist Dr. Anton Schwarz. Ich werde hier ab morgen als Archivar arbeiten. Herr von Hohenstein erwartet mich bereits.« Max’ Vater lächelte freundlich. »Wenn Sie bitte so freundlich wären, ihn über meine Ankunft zu informieren.«
    Die Frau beäugte ihn argwöhnisch, griff aber nach kurzem Zögern doch zum Telefon.
    »Hier Henriette Kohlbecher«, meldete sie sich. »Vor mir steht ein Herr. Angeblich ist er der neue Archivar.« Ihr Blick wanderte kritisch über Max’ Vater, als hätten Archivare anders auszusehen. Offenbar bekam sie eine Antwort, denn sie hob verwundert die rechte Augenbraue, nickte und meinte abschließend: »Geht in Ordnung.«
    Nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte, wandte sie sich wieder Max’ Vater zu. »Der Herr wird gleich kommen und Ihnen alles zeigen.« Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm die Frau wieder ihre Stricksachen zur Hand. Von nun an fühlte sie sich nicht mehr für Max und seine Familie zuständig.
    Es dauerte nicht lange und ein sportlich gekleideter Mann mittleren Alters betrat die Eingangshalle.
    »Verzeihen Sie meine Aufmachung, aber heute ist mein freier Tag. Wenn ich mich vorstellen darf, mein Name ist Christian von Hohenstein. Ich freue mich, Sie hier begrüßen zu dürfen.« Max’ Vater eilte sofort auf ihn zu und stellte sich ebenfalls vor.
    Der Schlossbesitzer schüttelte ihm freundlich die Hand und wandte sich dann Max’ Mutter zu. »Bitte verzeihen Sie unser schlechtes Benehmen. Frauen sollten immer zuerst begrüßt werden. Ich nehme an, dass Sie die bessere Hälfte dieses Herrn sind. Meine Frau kann es gar nicht erwarten, Sie kennenzulernen. Sie findet das Leben hier auf dem Schloss etwas zu einsam. Und du musst Max sein. Dein Vater hat mir schon von dir erzählt. Fritzi wird sich freuen, endlich jemanden zum Spielen zu haben. Wie ich gehört habe, seid ihr gleich alt. Ich glaube, ihr besucht sogar dieselbe Klasse.«
    Zum ersten Mal an diesem Tag strahlte Max. Und es machte ihm nichts aus, dass seine Eltern es sahen. Hier gab es tatsächlich einen Jungen in seinem Alter. Warum hatte sein Vater ihm nichts davon gesagt? Das war wieder typisch. Er hatte eben nur seine alten Bücher im Kopf.
    Nachdem sich die Erwachsenen über die Anreise, den Umzug (der Umzugswagen wurde gegen Abend erwartet) und den ersten Arbeitstag unterhalten hatten, führte sie Herr von Hohenstein zu ihrem neuen Zuhause. Wie sich herausstellte, war es nicht nur eine Wohnung wie in Hamburg, sondern gleich ein ganzes Häuschen. Es lag etwas abgelegen auf der Rückseite des Schlosses, am Rande des Parks, und war ursprünglich das Gärtnerhaus gewesen.
    »Es ist leider etwas renovierungsbedürftig, aber das trifft auf so ziemlich jedes Gebäude innerhalb des Schlossareals zu. Modernen Komfort finden Sie erst wieder im Ort. Schlösser werden weitervererbt, ganz nach dem Motto ›Die nächste Generation wird es schon reparieren‹.« Der Schlossherr lachte. »Ganz so schlimm ist es nicht, auch wenn das Häuschen schon länger nicht mehr bewohnt wurde. Die Frau des Gärtners wollte lieber ein modernes Reihenhaus in einem Neubaugebiet ihr Eigen nennen. Mein Hausmeister hat mir aber versichert, dass alles in einem einwandfreien Zustand ist.«
    »Ich finde das Haus von außen entzückend«, versicherte Max’ Mutter rasch. »Ich bin mir sicher, dass wir es uns gemütlich einrichten können.«
    »Sie ahnen gar nicht, wie dankbar wir Ihnen sind, dass Sie uns dieses Häuschen anbieten. Auf die Schnelle hätten wir sowieso nichts gefunden.« Max’ Vater hatte recht. Das Jobangebot war für alle sehr überraschend gekommen, auch wenn ein Umzug vorher immer mal wieder in Erwägung gezogen wurde. Max’ Vater war nämlich schon seit einem halben Jahr arbeitslos und verzweifelt auf der Suche nach

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