Der gefährliche Traum (German Edition)
nach dem anderen und brachten es hinaus. Nur die gezückten Schwerter hielten die Frauen in Schach.
Andreas sprang nun auf und ging auf den Amtmann zu. »Wie geht es Friederike? Geht es ihr gut?«
Sofort stellte sich eine Wache schützend vor seinen Herrn.
»Was soll das? Wie redest du mit dem Amtmann?«, schnauzte er zurück.
»Er ist ein hinterhältiger Lügner!«, rechtfertigte sich Andreas. »Er hat keinen Respekt verdient.«
Während der Amtmann nur schweigend dastand, verpasste der Wachmann Andreas eine Ohrfeige. »Wage es ja nicht noch einmal, in diesem Ton mit dem Amtmann zu reden!«
Andreas senkte demütig seinen Kopf. »Sagt mir wenigstens, wie es Friederike geht.«
»Sie wurde noch nicht gefunden«, fuhr ihn der Amtmann an. »Du hast Glück, dass du noch ein Kind bist. Die Befragung unter Folter bleibt dir erspart. Dein Vater und seine Leute haben zwar gesungen wie die Vögelchen, aber das Mädchen und das Lösegeld bleiben trotzdem spurlos verschwunden. Sie leugnen einfach, das Geld jemals bekommen zu haben. Und das Mädchen ist nicht dort, wo es angeblich sein soll.«
»Aber Friederike ist im Erdkeller. Ihr habt sie gestern selbst dort gesehen.« Fassungslos starrte Andreas den Mann an, dem er vertraut hatte und der jetzt so tat, als kenne er ihn nicht. Verzweifelt wandte sich Andreas an die Wachen. »Die Räuber sagen die Wahrheit. Dauber hat das Geld.« Er deutete mit dem Finger auf den Amtmann und bekam dafür erneut eine Ohrfeige.
Dieses Mal jedoch trat Dauber auf ihn zu. »Dein Vater und seine Leute sind Räuber und werden morgen bei Sonnenaufgang für ihre Verbrechen am Galgen baumeln. Die Frauen werden ihre Strafe hier in Hohenstein absitzen und ihr Kinder«, er lächelte scheinheilig, »werdet nach Würzburg gebracht. Im Waisenhaus wird man anständige Christen aus euch machen.«
»Was habt Ihr mit Friederike gemacht?«, schrie Andreas erneut und erntete diesmal vom Amtmann einen Schlag ins Gesicht.
»Schafft ihn endlich weg!«, brüllte er seine Wachen an.
Fassungslos stand Max da und beobachtete das Geschehen. Voller Hass sah er den Amtmann an und da fiel ihm auf, dass an seinem rechten Schuh eine Schnalle fehlte. War es die, die er im Keller gefunden hatte?
»Andreas sagt die Wahrheit. Der Amtmann weiß, wo Friederike ist. Glaubt ihm kein Wort. Er war nach der Festnahme noch mal im Erdkeller bei ihr. Seht doch, ihm fehlt eine Schnalle. Sie liegt im Keller. Er ist der wahre Schuldige!«
In diesem Augenblick sah Andreas zu ihm hinüber, sah ihm direkt in die Augen, und alles um Max herum begann sich zu drehen. Er sah Friederike im Keller sitzen, geknebelt und gefesselt, doch dann war da plötzlich Fritzi.
Schweißgebadet wachte Max auf. Was hatte der Traum zu bedeuten?
Wo ist Fritzi?
G leich nach dem Frühstück lief Max zum Schloss hinüber. Zum Glück war es Samstag, und Fritzi und er hatten jede Menge Zeit, sich über den jüngsten Traum zu unterhalten. Vielleicht war es ja sein letzter Traum von Andreas und Friederike gewesen. Von nun an wusste auch Andreas nicht, wie die Geschichte weiterging. Oder musste Max jetzt ohne Andreas weiterträumen? War das vielleicht der Grund für die Träume? Hatte Andreas sie geschickt, damit Max die Geschichte zu Ende bringen konnte? Aber wie? Und warum war aus Friederike plötzlich Fritzi geworden? Max war schon gespannt, was Fritzi dazu sagen würde. Vielleicht hatte sie ja eine Idee.
Max klingelte an einem Nebeneingang des Schlosses und wartete. Es dauerte eine Weile, bis Frau von Hohensteins Stimme über die Sprechanlage zu hören war.
»Wer ist da?«
»Ich, Max.«
»Einen Moment bitte!«, flötete Fritzis Mutter, dann erklang das Summen des Türöffners.
Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, hastete Max die Treppen zum Privateingang der Schlossfamilie hinauf. An der Tür wurde er bereits von Frau von Hohenstein erwartet.
»Hallo, Max! Schön, dich zu sehen. Du willst sicher zu meiner Tochter.«
»Ja! Ist Fritzi da?«, fragte er höflich.
»Ich muss dich leider enttäuschen, aber Fritzi ist vor einer halben Stunde in die Stadt aufgebrochen. Sie wollte sich irgendetwas besorgen. Frag mich nicht, was. Mich weiht meine Tochter schon lange nicht mehr in ihre Pläne ein.«
»Oh, schade«, murmelte Max niedergeschlagen. »Würden Sie bitte Fritzi ausrichten, dass sie sich bei mir melden soll, sobald sie zurück ist? Es ist dringend.«
»Gern!«, versprach Frau von Hohenstein. »Ich wünsche dir noch einen schönen Tag.«
Den werde
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