Der gefährliche Traum (German Edition)
er sich dadurch selbst in Gefahr bringen? Sofort machte sich Verzweiflung bei Max breit. Das Einschlafen heute Nacht musste unter allen Umständen verhindert werden. Cola und Computerspiele waren angesagt. Ein Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass die Welt dort draußen auch nicht in besserer Stimmung war. Ein Unwetter war im Anmarsch.
Der Kreis beginnt sich zu schließen
F ritzi fror schrecklich. Sie zitterte am ganzen Körper. Wie war sie nur in diese furchtbare Situation geraten? Draußen hörte sie das laute Prasseln des Regens, das immer wieder für kurze Zeit übertönt wurde, wenn Donnerhall die Nacht durchbrach. Es roch nach Erde, die Luft war feucht und kühl. Auch wenn um sie herum sämtliche Umrisse von tiefer Dunkelheit verschluckt waren, war Fritzi überzeugt davon, im Keller der Räuber zu sein. Irgendjemand hielt sie hier im Wald gefangen. Nur wer? Und wie war sie hierhergekommen? Das Letzte, woran sie sich erinnerte, war Julian, der Sohn des Bürgermeisters. Hatte er etwas damit zu tun? Warum nur war sie ihm ausgerechnet heute Vormittag auf dem Weg in die Stadt in die Arme gelaufen? Und warum nur hatte sie die Abkürzung durch den Wald genommen? Wenigstens fiel ihr das wieder ein. Zum einen wollte sie am
Kalten Stein
Blumen niederlegen, wie jedes Wochenende, zum anderen hatte sie gehofft, den Steinhaufen zu finden, unter dem der Amtmann das Geld versteckt hatte. Sie war den Weg genau so abgegangen, wie Max es in seinem Traum beschrieben hatte. Sobald sie am Wegrand eine größere Ansammlung Feldsteine entdeckt hatte, hatte Fritzi sie umgedreht, darunter allerdings nur Spinnen, Kellerasseln, Würmer und Ameisen gefunden. Entsprechend schlecht gelaunt war sie gewesen, als sie am
Kalten Stein
auf Julian traf, der merkwürdigerweise einen Spaten bei sich trug.
Fritzi fasste sich an den Hinterkopf. Eine riesige Beule machte ihr dort zu schaffen. War die Beule vielleicht dafür verantwortlich, dass sie sich nicht erinnerte, wie sie hierhergekommen war? Auf jeden Fall war sie heute Morgen noch nicht da gewesen. Fritzi sah Julians Spaten vor sich. Der Typ wird doch nicht so blöd gewesen sein und ihr den von hinten übergezogen haben? Obwohl, wenn sie darüber nachdachte, war dem Sohn des Bürgermeisters alles zuzutrauen.
Wie immer hatte er sie provoziert, sie Prinzesschen genannt und ihr anschließend verboten, die Blumen am Stein niederzulegen. Doch damit beließ er das Ganze nicht.
»Der Stein gehört jetzt uns«, hatte Julian gesagt, nach den Blumen gegriffen und sie verächtlich auf den Boden geworfen. Danach war er wie Rumpelstilzchen darauf herumgetrampelt.
Fritzi hatte empört nach Luft geschnappt. Alles in ihr hatte von da an nach Rache geschrien. »Spinnst du jetzt völlig! Meine Familie legt schon seit Hunderten von Jahren Blumen hier ab. Und da glaubst du, es mir verbieten zu können? Na, wenn das kein Größenwahnsinn ist. Aber fies veranlagt war deine Familie ja schon immer. Vor allem, wenn ich an deinen ehrenwerten Vorfahren Johann Georgius Dauber denke.«
»Was soll das heißen?«, hatte Julian sie scharf angefahren.
»Dein Ururururgroßvater war ein Verbrecher, das soll es heißen«, triumphierte Fritzi.
Daraufhin war Julian rot angelaufen. »Halt deine Klappe!«, hatte er sie angeschrien, doch Fritzi war gerade erst richtig in Fahrt gekommen. Ihr war nämlich nicht entgangen, dass sie bei ihrem Klassenkameraden einen wunden Punkt getroffen hatte, und in dem wollte sie noch etwas länger herumstochern.
»Ich bin gerade auf dem Weg zur Zeitung. Und rate mal, was ich dort will?«, Fritzi grinste ihn scheinheilig an. »Ich werde ihnen erzählen, dass dein Vorfahr für das spurlose Verschwinden der kleinen Friederike verantwortlich war. Und dann kannst du die Wiederwahl deines Vaters vergessen.« Fritzi wusste, dass lügen nicht richtig war, aber Julian damit zu ärgern, machte viel zu großen Spaß.
»Was redest du für einen Schwachsinn!«, blaffte der zurück. »Von welcher Friederike sprichst du?«
»Du kennst sie. Die Tochter des Barons, die vor langer Zeit spurlos verschwunden ist. Die Räuber hatten sie zwar entführt, dein Vorfahr aber hatte dafür gesorgt, dass sie für immer verschwunden blieb.« Fritzi genoss den bleichen Gesichtsausdruck Julians. »Ich habe sogar Beweise dafür. Zum Beispiel eine Schnalle. Gefunden am Tatort. Sie gehörte dem Amtmann, also deinem Urahn.«
Julian war inzwischen lila angelaufen, was Fritzi aber nicht davon abhielt, zu einem letzten,
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