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Der gefährliche Traum (German Edition)

Der gefährliche Traum (German Edition)

Titel: Der gefährliche Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Frieser
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das Geld warten. Doch stattdessen hat er sich das Geld unter den Nagel gerissen. Er ist ein widerlicher Betrüger.«
    »Du hast soeben einen entscheidenden Fehler gemacht, mein Junge«, erklärte der Amtmann ernst. »Wie kann ich nun das Mädchen mit diesem Wissen nach Hause gehen lassen?«
    Mit schreckgeweiteten Augen sah Max, wie der Amtmann seinen Dolch zog.
    »Lasst mich bitte gehen! Ich werde meinem Vater auch nichts erzählen. Ich kann schweigen wie ein Grab«, bettelte das Mädchen. Friederikes Blick war voller Angst, das Gesicht tränennass.
    Was das Mädchen sofort begriffen hatte, wurde Max erst jetzt bewusst. Indem Andreas den Amtmann des Verbrechens beschuldigt hatte, wurde gleichzeitig Friederikes Schicksal besiegelt. Max sah zu Andreas hinüber und in diesem Augenblick erkannte er, dass auch er es wusste. Andreas war schuld, dass Friederike nicht freigelassen wurde. Nur wegen ihm wurde sie zur Mitwisserin und somit zur Gefahr für den Amtmann.
    »Binde ihr das um den Mund!«, befahl Dauber dem Jungen und hielt ihm ein Tuch hin.
    Andreas rührte sich nicht.
    »Wie du willst. Dann werde ich eben den Wachen den Befehl erteilen, deine Brüder zu töten.« Er wartete kurz, dann grinste er, als Andreas sich zu Friederike hinabkniete.
    »Es tut mir leid!«, flüsterte Andreas. Danach ließ er sich vom Amtmann fesseln und hinausführen.
    »Nur ein Wort über Friederike und ich bring dich und deine Brüder um. Ist das klar?«
    Andreas nickte. Kein Wort kam ihm über die Lippen, als er zusammen mit den anderen Räubern und seinen Brüdern abgeführt wurde. Mit zusammengebissenen Zähnen hörte er die Worte des Amtmanns.
    »Im Keller war niemand außer diesem Bengel.«
    »Glaubt ihm kein Wort!«, schrie Max aus Leibeskräften. »Das Mädchen ist im Keller. Schaut doch selbst nach!« Doch keiner hatte einen Grund, die Aussage des Amtmanns anzuzweifeln, und Max existierte einfach nicht.
    Voller Hass richtete er seinen Blick auf den Mann, dem Andreas sein ganzes Vertrauen geschenkt hatte. Eitel und selbstgefällig stand der Amtmann da, und Max wusste, dass dieser das Spiel gewonnen hatte. Wie hatte sein Nachfahre so schön gesagt? Johann Georgius Dauber wurde wegen seines selbstlosen Einsatzes für eine entführte Baroness sogar in den Adelsstand erhoben. Und reich wurde er außerdem, dachte Max zähneknirschend. Als wäre er nicht schon wohlhabend genug. Man brauchte doch nur seine teure Kleidung anzuschauen, auch wenn sie nun beschmutzt und zerrissen war. Max’ Blick wanderte vom ramponierten Hut mit der teuren und jetzt geknickten Straußenfeder hinab zu den eleganten Schuhen. Und da sah er sie, die silbernen Schnallen. Und plötzlich wusste er, was er auf dem Gemälde im Haus des Bürgermeisters gesehen hatte. Es waren die Schnallen. Und genau so eine hatten Fritzi und er im Keller gefunden.
     
    Als Max erwachte, war ihm zum Heulen zumute. Es war schrecklich, dabei sein zu müssen und doch nichts ändern zu können. Max empfand tiefes Mitleid mit Andreas, der nur helfen wollte und sich nun die Schuld an Friederikes Schicksal gab. Er verabscheute die Räuber und den Amtmann, dessen Habgier selbst vor Kindern nicht haltmachte. Und er trauerte um Friederike von Hohenstein, die verloren in der dunklen Ecke des Kellers kauerte. Was war mit ihr geschehen? Hatte sie denn niemand aus dem Keller befreit? Hatte der Amtmann Friederike gar umgebracht oder sie selbst an fahrende Händler verschachert? Am liebsten wäre Max losgestürmt in den Wald, um sie aus ihrem Verlies herauszuholen. Doch dafür war es über 360  Jahre zu spät.
    Alles Erlebte war so echt, so wirklich, als wäre es eben erst passiert. Max musste sich selbst immer wieder sagen, dass all das schon vor sehr langer Zeit geschehen war und er nichts, aber auch rein gar nichts daran ändern konnte. Aber warum träumte er dann immer wieder diesen Traum?
    Außerdem wurmte es ihn, dass es kein Lösegeld zu finden gab. Zwar wollte er nicht mehr so dringend wieder zurück nach Hamburg, aber reich zu sein, wäre toll gewesen.
    Max zog die Schublade seines Nachtkästchens heraus und griff hinein. Sauber geputzt und glänzend lag die Schnalle in seiner Hand. Hatte er sie aus einem bestimmten Grund gefunden?

Was nun?
    A uf dem Weg zur Schule schilderte Max seiner Freundin den jüngsten Traum bis ins kleinste Detail. Fritzis Wangen glühten förmlich, als er von den Ereignissen im Keller berichtete.
    »Wahnsinn! Die Bosheit Julians ist also erblich bedingt. Sie wurde

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