Der gefährliche Traum (German Edition)
was einfallen lassen, um Julian aus dem Weg zu gehen. Also versuch in den nächsten Tagen, brenzligen Situation aus dem Weg zu gehen!« Max stieg auf sein Fahrrad und fuhr los. »Und jetzt beeil dich! In zehn Minuten fängt die Schule an. Nachsitzen fehlt mir noch!«
»Lass uns doch wenigstens nachsehen, ob das Geld noch da ist. Vielleicht gibt es ja den Steinhaufen noch?«, rief Fritzi ihm hinterher.
Doch Max winkte sofort ab. »Quatsch, warum hätte der Amtmann das Geld dort liegen lassen sollen? Der Typ war geldgierig!« Und damit schien das Thema für ihn erledigt. Seine Freundin aber hatte nicht vor, einfach so aufzugeben.
Den Rest des Tages schaffte es Max tatsächlich, seinem Erzfeind aus dem Weg zu gehen, auch wenn dieser ihm während des Unterrichtes immer wieder Drohbriefchen zusteckte, in denen so fantasielose Sprüche wie
Ich krieg dich schon noch!
oder
Mach dich auf was gefasst!
standen. Während der Pausen trieb sich Max daher ausschließlich in der Nähe des Lehrerzimmers herum und nach Schulschluss verschaffte Fritzi ihm einen Vorsprung. Sie lenkte Julians Aufmerksamkeit auf sich, indem sie lautstark verkündete, dass sein Vater sowieso nur die Wahl gewinnen würde, weil er die Stimmzettel fälscht. Max fand zwar, dass sie damit ganz schön übertrieb, aber schließlich heiligte der Zweck die Mittel. Julian war so sehr in eine Diskussion mit Fritzi vertieft, dass er nicht bemerkte, wie Max heimlich aus dem Klassenzimmer in Richtung Fahrradkeller schlich.
Zu Hause angekommen, machte er sich gleich ans Lernen, obwohl er viel lieber skaten gegangen wäre. Am Montag schrieben sie nämlich einen Englischtest und das Pauken der Vokabeln hatte er in letzter Zeit sehr vernachlässigt. Es gab also genug zu tun.
Am Abend war Max so erschöpft, dass er gar keinen Gedanken mehr an den Amtmann, Friederike und Andreas verschwenden konnte. Er schlief sofort ein.
Der sechste Traum
M ax brauchte einige Zeit, bis er begriff, dass er sich in einer Gefängniszelle befand. Feucht und dunkel war es, die Wände bestanden aus blankem Mauerwerk. Auf dem Boden war Stroh ausgelegt, dessen Ernte schon sehr lange her sein musste. Kot verriet die Anwesenheit von Ratten. Es roch entsetzlich. Eine vergitterte Öffnung unterhalb der Decke ließ etwas Tageslicht und Luft herein, was den Aufenthalt für die Frauen und Kinder kaum erträglicher machte. Sie kauerten auf umlaufenden hölzernen Bänken, die auch als Betten dienten. Manche der Mütter beschimpften die Wärter, andere wiegten beruhigend ihre ängstlichen Kinder im Arm. Waren das die Frauen und Kinder der Räuber? Max betrachtete die Gruppe, wobei sein Blick auf Andreas fiel. Die beiden jüngeren Brüder hatten sich Schutz suchend an ihn gedrückt. Max konnte Andreas’ Traurigkeit deutlich spüren.
»Du kannst nichts dafür, hörst du! Dein einziger Fehler war, dass du dem falschen Mann vertraut hast. Der Amtmann und dein Vater sind schuld, nicht du!« Doch all die tröstenden Worte konnte Andreas nicht hören.
Wütend schlug Max gegen die schwere Eichentür.
»Macht sie auf! Verflucht noch mal! Lasst die Kinder frei! Sie haben euch nichts getan.«
Wie wild hämmerte er mit seinen Fäusten gegen das Holz, als plötzlich eine Fensterklappe in der Tür geöffnet wurde. Die hässliche Fratze des Amtmanns war zu sehen. Erschrocken wich Max zurück.
»Sie sind hier!«, hörte er den Amtmann zu seinen Wachen sagen. »Öffnet die Tür!«
Ängstlich wartete Max ab, was geschehen würde. Mehrere Wachen, gefolgt vom Amtmann, betraten die Zelle.
Kaum war der Amtmann drinnen, verzog er angeekelt das Gesicht, holte ein Taschentuch aus dem Hemdsärmel und hielt es sich unter die Nase.
Eine Frau sprang mit einem Satz von der Bank auf. »Mit welchem Recht haltet Ihr uns hier fest? Wir haben nichts getan.«
»Das kannst du vielleicht dem Herrgott weismachen, aber nicht mir«, erwiderte der Amtmann höhnisch. »Ihr seid doch alle Handlanger und Mitwisser. Ihr werdet hier eure gerechte Strafe absitzen. Und jetzt schafft mir die Kinder hier raus!«
»Kommt schon! Steht auf!«, befahl eine der Wachen. »Der Karren wartet schon auf euch.«
Als eine Frau sich erheben wollte, wurde sie barsch zurückgehalten. »Nicht ihr Weiber. Nur die Kinder.«
»Ihr könnt uns doch nicht unsere Kinder wegnehmen«, jammerte eine Mutter. Verzweifelt klammerten sich vor allem die kleinen Kinder an ihre Mütter, doch alles Weinen und Betteln half nichts. Die Wachen griffen sich ein Kind
Weitere Kostenlose Bücher