Der gefährliche Traum (German Edition)
ich sicher nicht haben, murmelte Max so leise, dass es die Schlossherrin nicht hören konnte. Jetzt, da Fritzi nicht zu Hause war, machte er sich Sorgen. Der Traum ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Wenn Max an die Legende dachte, rumorte es in seinem Magen. War Fritzi in Gefahr?
Einfach nur herumsitzen konnte er jetzt unmöglich. Allein der Gedanke daran machte ihn nervös. Sicher sollte er besser Englisch lernen, aber vermutlich würde er sich sowieso nicht konzentrieren können. Also schnappte sich Max sein Fahrrad und fuhr in den Ort. Vielleicht fand er Fritzi ja.
Hohenstein war voller Wahlplakate. Am Marktplatz hatte sogar jede Partei einen Informationsstand aufgebaut. Wahlhelfer versuchten, noch am Tag vor der Abstimmung Wähler für sich zu gewinnen. Max wusste jedoch von Fritzi, dass der Wahlkampf sowieso schon entschieden war. Daubers Gegner waren nämlich nicht ernst zu nehmen und würden nicht mal annähernd eine Gefahr für ihn darstellen. Dennoch war der Bürgermeister persönlich anwesend und zeigte Bürgernähe. Als er Max wiedererkannte, fror sei Lächeln augenblicklich ein. Aus den Augenwinkeln konnte Max sehen, dass der Bürgermeister ihn argwöhnisch beobachtete, so als wäre er ein Randalierer oder Unruhestifter. Max musste plötzlich an Fritzi denken. Sie wäre vermutlich jetzt direkt auf Dauber zugegangen und hätte ihm gesagt, dass sie ihn unter keinen Umständen wählen würde, selbst wenn sie dürfte. Bei dem Gedanken musste er schmunzeln. Wo nur konnte seine Freundin stecken? Sollte er den Bürgermeister nach ihr fragen? Vielleicht war sie ja tatsächlich zu ihm hingegangen und hatte ihn in eine politische Diskussion verwickelt. Zuzutrauen war es ihr. Aber Max hatte keine Lust auf ein Gespräch mit ihm. Stattdessen ließ er die Stände samt ihren Wahlgeschenken links liegen und suchte lieber den Marktplatz nach Fritzi ab. Nachdem dies erfolglos blieb, ging er in sämtliche Läden, von denen er annahm, dass sie dort stecken könnte. Doch nirgends war eine Spur von ihr. Nach einer Stunde gab er enttäuscht auf und fuhr wieder nach Hause. Offenbar musste er sich gedulden, bis sie wieder zurück war. Er konnte nur hoffen, dass Frau von Hohenstein ihrer Tochter die Nachricht weitergab.
Als Fritzi sich am Nachmittag immer noch nicht bei ihm gemeldet hatte, wurde er langsam unruhig. Ein Anruf bei ihren Eltern änderte daran auch nichts. Niemand ging ran. Das letzte Bild aus seinem Traum bahnte sich erneut einen Weg in sein Bewusstsein. Es konnte Fritzi doch nichts passiert sein, oder? Wie ein Tiger im Käfig lief er unruhig in seinem Zimmer auf und ab. Immer wieder rief er bei seiner Freundin an, aber niemand war zu Hause. Als er am Abend endlich das Auto der Familie in den Schlosshof fahren hörte, hielt er die Anspannung nicht mehr aus. Er rannte zum Schloss hinüber und klingelte erneut an der Tür. Wieder öffnete Frau von Hohenstein.
»Oh, hallo, Max! Du willst sicher zu Fritzi, aber sie ist heute nicht nach Hause gekommen.«
Max sah die Frau fassungslos an. Wie konnte sie das nur so gelassen sagen? Machte sie sich denn keine Sorgen? Frau von Hohenstein fiel wohl Max’ entsetztes Gesicht auf, denn sie beruhigte ihn gleich. »Ich fürchte, ich habe mich falsch ausgedrückt. Eine Freundin hat heute Mittag angerufen und gesagt, dass Fritzi bei ihr übernachten würde. Du ahnst ja nicht, wie überrascht ich war, dass meine Tochter eine so gute Freundin hat.« Fritzis Mutter strahlte übers ganze Gesicht. »Ich bin ja so froh, dass sie endlich jemanden gefunden hat.«
»Ja, dann«, stammelte Max, »da kann man wohl nichts machen.« Enttäuscht verabschiedete er sich und ging nach Hause, ohne Fritzi.
Doch es dauerte nicht lange und ein Gefühl von Eifersucht begann sich in ihm breitzumachen. Bisher hatte er immer gedacht, er allein wäre ihr Freund. Gut, sie kannten sich noch nicht so lange, und am Anfang ging sie ihm auch gehörig auf die Nerven, aber war das ein Grund, ihn einfach so zu ersetzen? Und auch noch durch ein Mädchen! Sie fand doch alle doof. Woher kam der plötzliche Sinneswandel? Ausgerechnet jetzt, wo er sie dringend sprechen musste und seine Angst vor dem nächsten Traum riesig war. Was, wenn er nicht mehr wusste, dass er nur träumte, und für immer darin festsaß? Wenn er nicht mehr aufwachte und ihm etwas zustieß? Irgendwie waren die Träume von Mal zu Mal echter geworden und beim nächsten Mal würde er vielleicht nicht mehr nur ein stiller Beobachter sein. Konnte
Weitere Kostenlose Bücher