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Der gefährliche Traum (German Edition)

Der gefährliche Traum (German Edition)

Titel: Der gefährliche Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Frieser
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jeden Tag Schutzgeld an ihn zahlen.«
    »Hat irgendjemand etwas davon gehört oder gesehen?«, fragte Dr. Büttich die Umstehenden, doch alle schüttelten nur den Kopf. »Na gut, da ich selbst nur gesehen habe, wie Maximilian Julian einen Nasenstüber verpasst hat, und hier Aussage gegen Aussage steht, werde ich wohl nur dich, Maximilian, bestrafen müssen. Aber glaubt mir, ich werde euch beide im Auge behalten. So etwas wie üble Nachrede oder gar Erpressung werden wir an dieser Schule nicht dulden. Ist das klar?«
    Beide Jungen nickten schnell.
    Dann wandte sich Dr. Büttich an Max. »Damit du dich etwas besser bei uns einlebst, wirst du zur Strafe ein Referat über die Geschichte des Ortes halten. Am Montag kannst du es vortragen. Und du, Julian, gehst zu Schwester Maria. Sie soll dir einen Eisbeutel für die Nase geben.« Wütend über den Vorfall, aber ohne weitere Worte zu verlieren, ging der Lehrer davon.
    Julian wischte sich das Blut mit dem Handrücken ab. Sein Gesicht bebte vor Zorn. »Das werde ich dir noch heimzahlen, du Großstadtangeber! Du wirst dir noch wünschen, nie geboren worden zu sein.«
     
    Die folgenden Unterrichtsstunden verliefen quälend langsam. Seine Banknachbarin ließ ihn weiterhin links liegen. Nur einmal, kurz nach der Pause, meinte sie, ihm einen Ratschlag bezüglich Julian und seiner Freunde geben zu müssen.
    »Du hättest dich besser nicht mit diesen Idioten einlassen sollen«, flüsterte sie ihm zu, während Frau Winterschnee etwas über die Landwirtschaft in der Voralpenregion schwafelte.
    »Ich habe mir die Bekanntschaft mit diesen Idioten nicht ausgesucht«, entgegnete Max.
    »Julian tyrannisiert alle Fünft- und Sechstklässler aus dem Ort, denen er sich überlegen fühlt.«
    Zum ersten Mal sah Max das Mädchen an. »Erpresst er dich auch?«, fragte er erstaunt.
    Doch Fritzi schüttelte den Kopf. »Du vergisst, wer mein Vater ist. Bei mir würde er sich das nicht trauen. Er behandelt nur die schlecht, die unter ihm stehen. Du musst wissen, sein Vater ist der Bürgermeister, und sein schwachköpfiger Sohn ist der Meinung, dass
Proleten
, wie er sie nennt, nichts auf dieser Eliteschule zu suchen haben. Den Mist hat er von seinem Vater. Der ist auch so ein eitler Fatzke.«
    »Warum wählen ihn die Leute dann?«, wunderte sich Max.
    Fritzi zuckte mit der Schulter. »Er ist mit der Firma seiner Frau der größte Arbeitgeber im Ort. Die meisten sind von ihm abhängig.«
    Ehe Max weiter nachhaken konnte, wurden sie von Frau Winterschnee ermahnt.
    »Gelbe Karte für euch beide. Bei der gelbroten Karte ist eine Strafarbeit fällig«, trällerte sie mit schriller Stimme.
    Da Max keinen Bedarf an einem zweiten Referat hatte, schwieg er für den Rest des Schultages. Doch das half ihm nicht gegen die Attacken von Julian und seinen Freunden. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit verpassten sie Max einen schmerzhaften Ellbogenstoß in die Rippen.
     
    Wenigstens ließen ihn die Jungs auf dem Nachhauseweg in Ruhe. Auch von Fritzi war nichts zu sehen, und so trottete Max, das Skateboard unter dem Arm, alleine den Berg hinauf zum Schloss. Die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel, obwohl es bereits später Nachmittag war. Die Hitze flirrte auf dem Asphalt, Bienen und Hummeln summten unermüdlich in den Wiesen rechts und links des Weges. Nur der nahe Spessartwald versprach angenehme Kühle.
    Als Max zu Hause ankam, herrschte dort absolutes Chaos. Der Möbelwagen war inzwischen eingetroffen, und seine Eltern waren damit beschäftigt, alles auszuladen und irgendwie im Haus zu verstauen. Überall in den Zimmern stapelten sich Umzugskartons, die zum Glück vorher fein säuberlich beschriftet worden waren. Immerhin landeten so die Sachen gleich an Ort und Stelle. Max bahnte sich einen Weg durch Kisten, auf denen
Flur/Garderobe
stand, dann eilte er, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf in sein Zimmer.
    »Deine Sachen sind alle schon oben«, rief ihm seine Mutter hinterher.
    Und tatsächlich war alles da, sein Bett, sein Schrank, sein Schreibtisch und sein Bücherregal und viele, viele Kisten voll mit seinem privaten Besitztum.
    Pfeif auf das Referat!, dachte Max. Jetzt wird das Ganze hier erst mal gemütlich eingerichtet.
    Nach zwei Stunden war das Zimmer nicht mehr wiederzuerkennen. Die alten Möbel hatte er mithilfe der Eltern erst mal in ein unbewohntes Zimmer geräumt und seine eigenen an den richtigen Platz gestellt. Zu guter Letzt war die Blümchentapete an der Reihe.

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