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Der gefährliche Traum (German Edition)

Der gefährliche Traum (German Edition)

Titel: Der gefährliche Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Frieser
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dass sein Vater doch noch auftauchen würde. Aber Fehlanzeige. Also musste er wohl alleine die Bibliothek finden. Zögernd steckte er den Schlüssel ins Schloss. Er passte und die Tür ließ sich auch leicht aufsperren. Sie war unscheinbar und von Weitem sogar kaum von dem Mauerwerk zu unterscheiden. Entsprechend schmucklos und düster war auch das dahinter liegende Treppenhaus. Angewidert rümpfte Max die Nase, als er eintrat. Hier roch es noch muffiger als im Gärtnerhaus. Durch ein winziges Fenster über der Tür und ein paar weitere im Treppenhaus fiel etwas Licht. Eine schmale Stiege führte hinauf in die oberen Stockwerke. Laut dem Plan seines Vaters musste er in den dritten Stock hinauf. Mit jedem Schritt knarrten die hölzernen Stufen und Max zuckte jedes Mal zusammen. Noch nie in seinem Leben war er alleine in einem Schloss gewesen. Er musste plötzlich an all die Gruselfilme denken. Wenn nur das unheimliche Knarren aufhören würde. Mit klopfendem Herzen drang er immer tiefer in das alte Gemäuer vor. Auf jedem Stockwerk zweigten enge, stockfinstere Gänge ab. Oben im dritten Stock war es nicht viel besser. Musste er wirklich da hinein? Auf dem Plan war kaum noch etwas zu erkennen. Zaghaft tastete Max im Flur nach einem Lichtschalter. Seine Hand fuhr an der rauen Wand entlang, bis sie schließlich eine altmodische Stromleitung fand, die wie im Gärtnerhaus nicht unter Putz gelegt worden war. Er folgte dem Kabel bis zu einem alten flügelförmigen Keramikknauf. In einem Schloss wie diesem schaltete man das Licht nicht an, sondern man drehte es an. Also drehte Max am Knauf und nach kurzem Aufflackern wurde es hell. Max blickte wieder auf den Plan. Er sollte bis zum Ende des Gangs gehen. Dort würde sich dann hinter der letzten Tür die Bibliothek verbergen. Also gut! Max wagte sich in den Flur hinein, in dem sich rechts und links mehrere ausgesprochen schmale Türen befanden.
    Im Urlaub war Max mit seinen Eltern mal in einem ähnlichen Schloss gewesen. Damals war ihnen bei der Führung erklärt worden, dass man in jedes Zimmer durch eine verborgene Tür kam. Sie wurde vom Dienstpersonal benutzt, das stets lautlos und unsichtbar zu arbeiten hatte. Es gab sogar ein Türchen, das an eine Katzenklappe erinnerte. In Wirklichkeit war es aber die Rückwand eines Klostuhls. Machte man sie auf, blickte man direkt in das Unterschränkchen mit dem herausnehmbaren Nachttopf. Und so war es auch in diesem Schloss. Der Gang, in dem er sich befand, wurde ursprünglich nicht von der Schlossfamilie, sondern von deren Personal benutzt. Ob das heute auch noch so war? Am liebsten hätte Max eine Tür geöffnet. Nur um zu sehen, wie es dahinter aussah. Aber was, wenn eine Schlossaufsicht oder jemand der Familie von Hohenstein ihn dabei erwischte? Die musste ja auch irgendwo im Schloss wohnen. Besser nicht, dachte Max. Doch dann entdeckte er einen Speisenaufzug und seine Neugier war nicht mehr zu stoppen. Was konnte schon schlimm daran sein, zumindest den Aufzug mal zu öffnen. Voller Spannung schob er die beiden Türchen auseinander und blickte hinein. Nichts als gähnende Schwärze. Mit einer Taschenlampe hätte er vermutlich bis hinunter zur Küche sehen können. Enttäuscht machte Max den Aufzug wieder zu und schritt weiter den Gang entlang. Endlich stand er vor der Tür zur Bibliothek.
    Max erwartete ein markerschütterndes Quietschen, aber die Tür schwang wie von Geisterhand völlig lautlos auf, was nicht weniger gruselig war. Ehrfürchtig betrat er den Raum und schloss die Tür hinter sich. Kaum war sie zu, war sie auch schon nicht mehr zu sehen. Wo Max auch hinschaute, waren Bücher, auch da, wo eigentlich die Tür sein sollte. Nur eine kleine Öffnung, eine Lücke in der Bücherreihe, ließ eine Türklinke vermuten.
    Sofort fand Max die Bibliothek unheimlich. Das lag nicht nur an dem Geruch antiker Bücher oder dem jahrhundertealten Staub, der auf ihnen lag. Es waren auch nicht allein die gespenstischen beigegrauen Vorhänge an den Fenstern, die den Raum vor zu viel Sonnenlicht schützten. In dieser Bibliothek herrschte eine eigenartige Stille. Sie war beinahe spürbar. Max wagte kaum zu atmen. Auf Zehenspitzen bewegte er sich durch den Raum und betrachtete die Buchrücken. Es waren tausende. Die Regale an den Wänden waren gefüllt mit dicken braunen Ledereinbänden. Staunend ging Max an den uralten Büchern vorbei. Generationen von Schlossherren mussten sie angesammelt haben. Aber wo war das Regal mit den Büchern zur

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