Der Gefährte der Wölfin - Arthur, K: Gefährte der Wölfin - Tempting Evil
normalerweise keinen Zugang. Am besten strengst du dich in der Arena an, gewinnst dadurch die Aufmerksamkeit von Alden und Leo und liest jede Nacht ihre Gedanken. Wenn du das kannst.«
Dieses »Wenn« schien stetig zu wachsen. Ich packte meinen Rucksack und stand auf. »Hast du die Pläne?«
Sie erhob sich, ging zum Kaminsims und nahm ein Notizbuch und diverse zusammengerollte Papiere. »Dort steht alles drin, was ich über das Sicherheitssystem weiß.« Sie reichte mir das Buch und die Papiere. »Das andere ist der Vertrag, den du bei der Einstellung unterzeichnen musst. Es ist ein Arbeitsvertrag. Die anderen werden ihn sicher gelesen haben.«
»Dann sollte ich das wohl besser auch tun.«
Sie nickte. »Du hast mich gestern nach meiner Blindheit gefragt. Ich habe Hilfe, wenn ich mich außerhalb des Hauses bewege.«
Ich hob erstaunt die Brauen. »Was für Hilfe?«
»Wenn du Misha so gut gekannt hast, wie du behauptest, weißt du von den Fravardin.«
Ich nickte. Die Fravardin waren geisterhafte Wächter, auf die Misha bei einer Reise in den Mittleren Osten gestoßen war und die er dann engagiert hatte. »Er hat mir aber nie verraten, wie er sie dazu gebracht hat, für ihn zu arbeiten.«
Sie lächelte. »Er hat sie gerettet. Jetzt stehen sie in seiner Schuld und sind verpflichtet, alle seine Wünsche zu erfüllen. Selbst über seinen Tod hinaus.«
Er hatte sich unter anderem gewünscht, dass die Fravardin mich beschützen sollten, aber ich hatte diese Wesen bislang nicht gefühlt, und erst recht war ich ihnen von Angesicht zu Angesicht nie begegnet. Wenn man einem Geist überhaupt von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen konnte. »Was hat das mit deinem Sehen zu tun?«
»Einer der Fravardin steht mir zu Diensten. Wann immer ich die vier Wände dieses Hauses verlasse, ist er bei mir. Ich bin in der Lage, mich mit seinem Geist zu verbinden und durch seine Augen zu sehen.«
Ich schnaubte verächtlich. »Dann warst du gestern Abend zu keiner Zeit in Gefahr, selbst wenn dieser Vampirangriff kein abgekartetes Spiel gewesen wäre?«
»Nein. Der Fravardin hätte jede ernsthafte Bedrohung vereitelt.«
Das war eine Aussage und zugleich eine Warnung. »Wieso benutzt du den Fravardin dann nicht, um Starr umzubringen und deine Tochter zu retten?«
»Er ersetzt meine Augen und dient mir, wenn es nötig ist, als Leibwächter, aber nicht mehr. Risa ist mein Kind, aber sie fällt nicht unter seinen Schutz.«
»Also müssen sie Mishas Anweisungen aufs Wort befolgen?«
»Genau.«
Möglicherweise spürte ich die Anwesenheit des Fravardin erst, wenn mein Leben in Gefahr geriet. Aber wie wollte er das merken, wenn er nicht in der Nähe war? Wollte ich darauf wirklich eine Antwort haben, wenn ich dazu erst mein Leben aufs Spiel setzen musste?
Bestimmt nicht.
»Wieso sollte Misha dir einen von den Fravardin geben? Ich dachte, ihr fünf wärt euch nicht sehr wohlgesinnt.«
Sie lächelte. »Das stimmt bis zu einem gewissen Grad. Aber Misha und ich hatten mehr gemeinsam als die anderen. Ich glaube, man könnte sagen, dass er mein Bruder war.«
»Du bist seine Schwester? Aber … seid ihr nicht alle Klone?«
Sie nickte. »Ja, aber Misha und ich sind Klone von Geschwistern. Die Mutter war eine Helkifrau, der Vater stammte von einem Silberrudel ab. Es waren Zwillinge. Wenn ein Klon überhaupt zu so etwas wie Geschwisterliebe fähig ist, dann haben wir sie füreinander empfunden. Ich vermisse ihn.«
»Also …« Ich zögerte und versuchte meine Gedanken zu ordnen. »Wenn ihr Klone von Geschwistern seid, könnt ihr dann nicht auch wie die Originale beide die Gestalt wandeln?«
Sie hob eine ihrer blassen Brauen. »Wieso fragst du das?«
»Aus reiner Neugier.« Als ich zum ersten Mal von den Helkis und ihren Gestaltwandlerfähigkeiten hörte, hatte ich mich gefragt, ob Misha vielleicht ganz anders aussah. Ob der Körper, in dem er sich mir zeigte, überhaupt ihm gehörte. Klar, er war tot, und es spielte wirklich keine Rolle mehr, aber irgendwie wollte ich es dennoch wissen. Zumal wenn seine »Schwester« über das Gelingen oder Scheitern unseres Auftrages mitentschied. Mein Blick glitt zu ihren blauen Augen. Sie waren so ganz anders als seine. Wahrscheinlich mit Absicht. »Misha hat mir erzählt, dass ein Gestaltwandel eine Menge Kraft erfordert, insbesondere bei den Augen. Wer von euch ähnelt am ehesten eurer wahren Gestalt, und wie konnte er, wie kannst du die Veränderungen tagein tagaus aufrechterhalten?«
»Unsere
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