Der Gefährte der Wölfin - Arthur, K: Gefährte der Wölfin - Tempting Evil
Der Raum war lang und düster, und überall waren Kisten aufeinandergestapelt. Während ich durch den Eingang trat, blickte ich nach oben und stellte fest, dass sich im Türrahmen kein Sensor befand. Es gab also kein Zurück mehr. An der Decke waren in regelmäßigen Abständen Kameras installiert. Irgendjemand beobachtete, was zwischen dieser Tür und dem Ausgang passierte.
Ich fragte mich, ob sie eingreifen würden, wenn es hart auf hart kam.
Die Tür schloss sich automatisch hinter mir. Ich blieb auf dem schmalen Treppenabsatz stehen und atmete tief durch. Ich nahm nichts als muffige Luft und Staub wahr, doch deshalb musste der Raum nicht zwangsläufig leer sein. Meine Sinne schlugen Alarm, ein Zeichen, dass sich in dem Kistenlabyrinth andere Nichtmenschen versteckt hielten, darunter ein Vampir.
Die Tür fiel ins Schloss, dann erlosch das Licht, und ich stand vollkommen im Dunkeln da. Ich blinzelte und schaltete – meinen Vampirgenen sei Dank – auf Infrarotsicht. Das war vielleicht meinen Mitstreiterinnen gegenüber nicht fair, aber wer sagte denn, dass ich fair spielen musste?
In der Stille waren leise Schritte zu hören. Obwohl das Geräusch aus einer anderen Richtung gekommen war, wandte ich den Blick nach links. Dort war jemand. Das spürte ich deutlich an dem Kribbeln auf meiner Haut. Ich konnte jedoch niemanden sehen. Vermutlich versteckte er sich hinter etwas Metallenem, ansonsten hätte ich seine Körperwärme wahrnehmen müssen.
Ich ignorierte die Treppenstufen, sprang mit einem Satz über das Geländer und landete leichtfüßig auf dem Boden. Die Schritte verstummten. Eine Weile hörte ich nur mein eigenes Atmen. Dann flackerte das rötliche Wärmelicht eines Körpers in der Dunkelheit auf und bewegte sich von einem Kistenstapel zum nächsten. Es war nicht der Vampir, sondern ein anderer Nichtmensch. Ich konnte ihn nicht genau orten und fragte mich, ob in dem Raum Abwehrtechnik installiert war, die meine Wahrnehmung beeinträchtigte.
Ich öffnete die Schnalle meines Gürtels, zog ihn aus der Hose und hielt die Enden locker in der Hand. Ich wollte nicht, dass irgendjemand sah, wozu ich fähig war. Wenn ich die Gürtelschnalle in Form einer Spinne als Waffe einsetzte, konnte ich damit vielleicht davon ablenken, dass ich schneller und stärker war, als ein Mischling eigentlich sein durfte.
Ich bewegte mich auf die erste Reihe Kisten zu und nahm eine Bewegung wahr. Etwas sauste mit mörderischer Geschwindigkeit auf meinen Kopf zu. Ich duckte mich, schleuderte die Schnalle in die Dunkelheit und traf damit etwas Festes. Daraufhin hörte ich ein Stöhnen. Ich stürzte mich in die Richtung des Geräusches, erwischte das Wesen, das ich selbst mit Infrarot nicht sehen konnte, an den Knien und warf es zu Boden. Mit einem deutlichen Knacken krachte sein Kopf auf den Betonboden, und es rührte sich nicht mehr. Obwohl ich einen festen Körper ertastete, konnte ich ihn immer noch nicht sehen. Vermutlich war es eine Geisterechse. Dabei handelt es sich um eine Gestalt mit fließenden Konturen, die keine ausgeprägten Gesichtszüge besitzt. Ich hatte eine erledigt, nachdem sie im Auftrag von Starr dessen Schwester Roberta Whitby ermordet hatte.
Als ich die Arme der Kreatur abtastete, stieß ich in seiner Hand auf eine Waffe. Ein Nunchaku. Der Mistkerl hätte mir den Kopf abreißen können. Das erklärte die Schreie von vorhin. Die zwei Frauen waren vermutlich von dem geruchlosen schwarzen Wesen, das offenbar keine Körperwärme besaß, überrascht worden.
Ich griff mit der freien Hand nach der Waffe und versteckte mich hinter den Kisten. Wieder vernahm ich in der Stille leise Schritte, diesmal hinter mir. Ich schlich geduckt in die andere Richtung bis an das Ende der Kisten. Als ich den Stapel mit der Hand betastete, stellte ich fest, dass er zwar hoch war, ich aber leicht hinaufspringen konnte. Ich schleuderte das Nunchaku so weit und so hoch ich konnte von mir. Während es durch die Luft wirbelte, sprang ich auf die Kisten und schlich leise in die Richtung, aus der die Schritte gekommen waren.
Ich spürte die Anspannung des Wesens, das sich nun unter mir befand. Mit einem fürchterlichen Knall krachte das Nunchaku gegen irgendetwas, ansonsten war kein Laut zu hören. Die zwei noch verbliebenen Gestalten im Raum waren offenbar professionell genug, um sich nicht von ein bisschen Krach erschrecken zu lassen. Ich wartete ab und beobachtete den Wärmefleck des Mannes unter mir, der zum Ende der Kisten
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