Der Gefährte der Wölfin - Arthur, K: Gefährte der Wölfin - Tempting Evil
hergekommen.«
»Warum?«
»Da oben ist es mir ein bisschen zu heiß geworden. Ich hatte keine Lust, im Knast zu landen. Deshalb habe ich mich lieber verzogen.«
Sie sagte nichts, doch plötzlich wehte mir aus ihrer Richtung ein kühler Luftzug entgegen. »Ein dickes Ding?«
»Habe nur am falschen Ort etwas mitgehen lassen.«
»Eine Diebin«, stellte sie mit leichter Missbilligung fest. Kein Wunder, wo ihre Rasse so ehrlich war. Ihr Ton verriet, dass ich gerade eine mögliche Freundin verloren hatte. Das war traurig, denn ich kam nicht so leicht an Freunde, und bis zu diesem Moment war ich zuversichtlich gewesen, in ihr eine gefunden zu haben.
»Wenn es sein muss.« Ich zuckte mit den Schultern. »Von irgendetwas muss ein Mädchen ja leben.«
»Ein Mädchen kann sich eine anständige Arbeit suchen.«
»Das habe ich. Ich werde aber immer wieder gefeuert.«
»Das wundert mich nicht, wenn du gern etwas mitgehen lässt.«
Dazu sagte ich nichts, und sie hüllte sich ebenfalls in Schweigen. Der Rest der Fahrt schien ewig zu dauern, doch schließlich wurde die Verdunkelung von den Fenstern entfernt, und wir sahen eine lange, helle, von Ulmen gesäumte Allee. Sie führte zu einem Haus mit weißen Säulen, das irgendwo in den amerikanischen Südstaaten hätte stehen können, nur dass es viel, viel größer als die dortigen Herrenhäuser war. Obwohl ich den Grundriss kannte, stimmte ich in die erstaunten »Achs« und »Ohs« ein, die nun durch den Bus schallten. Verbrechen brachten offensichtlich richtig Geld.
Der Bus hielt nicht vor dem Haus, sondern bog rechts um die Ecke und fuhr auf die Rückseite. Während die anderen sich den Hals nach dem Gebäude verdrehten, betrachtete ich die Parkanlage. Ich sah ein paar kleinere Häuser, von denen eins eingezäunt war. Vermutlich das Bordell. Wenn man schon in einem Bordell leben musste, dann in so einem. Es war eine verkleinerte Kopie des Haupthauses, lag inmitten eines üppigen Gartens und verfügte über einen eigenen kleinen Swimmingpool. Doch beim Anblick des Drahtzauns und der Kameras, die an jeder Ecke aufgestellt waren, war ich verdammt froh, dass wir von unserem ursprünglichen Plan abgelassen hatten. Es wäre höllisch schwer gewesen, dort auf normalem Weg herauszukommen.
Der Bus hielt vor der Rückfront des Hauses, und der zackige Kerl stand auf. »Wenn ich euren Namen vorgelesen habe, steht ihr auf und begebt euch zu der roten Tür. Dort geht ihr hinein und führt den Hindernislauf aus. Je nach dem, ob ihr bestanden habt oder durchgefallen seid, werdet ihr entweder zu eurer Unterkunft oder zum Bus zurückgebracht. Verstanden?«
Wir nickten artig, und er sagte: »Nerida Smith.«
Der Werfuchs stand auf und marschierte aus dem Bus. Als sie an die rote Tür kam, öffnete sich diese automatisch. Sie trat hindurch, und die Tür schloss sich hinter ihr. Obwohl ich aufmerksam lauschte, konnte ich kein Geräusch hinter der Tür ausmachen. Was auch immer dort geschah, ging in aller Stille vonstatten. Entweder das oder das Haus war extrem gut isoliert.
Als Nächstes waren die Zwillinge dran, dann eine dunkelhäutige Frau, die überaus zerbrechlich wirkte. Kaum war sie eingetreten, hörte ich ihre hohen Schreckensschreie. Der zackige Kerl senkte den Blick auf seine Papiere und strich ihren Namen durch. Unser erster Ausfall.
Ginny, die tätowierte Frau, kam anschließend dran, dann Berna. »Viel Glück«, sagte ich, als sie aufstand.
Sie nickte mir nur knapp zu, was wohl mehr mit ihren Nerven als mit mir persönlich zu tun hatte, und verließ den Bus. Von keiner anderen Frau waren Schreie zu hören gewesen, und ich vermutete, dass alle bestanden hatten. Als Nächstes ging eine Blondine hinein und fiel ebenfalls durch.
»Nun kommt die glückliche Letzte«, sagte der zackige Kerl schließlich. »Die vorlaute Werwölfin.«
»Ich nehme an, Sie meinen mich«, sagte ich und stand auf.
Er deutete mit dem Stift auf die rote Tür. »Wollen wir doch mal sehen, wie mutig du da drinnen bist.«
»Hindernisläufe machen mir keine Angst.«
Sein Grinsen wirkte irgendwie bösartig. »Oh, der hier vielleicht schon«, entgegnete er.
Na, toll. Ich sprang aus dem Bus und trat auf die Tür zu. »Ich gehe jetzt in das Haus«, murmelte ich. »Ich drehe den Ton ab, bis ich sicher bin, dass es ungefährlich ist.«
»Viel Glück, Riley.«
»Danke.«
Ich drückte leicht auf den Knopf hinter meinem Ohr, um die Verbindung auszuschalten, und holte tief Luft, als die rote Tür aufschwang.
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