Der Gefährte der Wölfin - Arthur, K: Gefährte der Wölfin - Tempting Evil
die die jeweilige Etage anzeigten. »Uns bleiben noch zehn Sekunden. Ich will, dass du in einer halben Stunde zum Zooeingang kommst. Wenn nicht, erstatte ich Bericht über deine Aktivitäten, und man wird dich umbringen.« Er sah mich mit finsterem Blick an. »Abgemacht?«
»Habe ich eine Wahl?«
Er lächelte und trat zurück, als der Fahrstuhl hielt und sich die Türen öffneten. Ich lief zu meinem Zimmer. Berna und Nerida waren nicht in ihren Betten, was mich angesichts des Verhältnisses von Frauen und Männern in der Arena nicht überraschte. Manche Männer standen eher auf willige Gespielinnen als auf dumpfe Befriedigungspuppen. Und diejenigen unter uns, die zum Kämpfen hergekommen waren, konnten diesen Wunsch erfüllen, denn immerhin hatten sie die Wahl.
Ich blieb zögernd vor dem Bett stehen und wurde von einer bleiernen Müdigkeit ergriffen. Ich wollte mich hinlegen und schlafen und Merle und Starr und die ganzen anderen Psychopathen in diesem verdammten Laden einfach vergessen. Doch ich durfte noch nicht schlafen, denn ich musste mich mit einer Geisterechse treffen, meinen Bruder suchen und mir Befriedigung verschaffen. Ich nahm meinen Kulturbeutel und ging in die Dusche. Dort schrubbte ich mir den Geruch und die Erinnerung an Merle von der Haut; gegen die Angst in meinem Bauch konnte ich jedoch nichts ausrichten. Ich musste mit jemandem sprechen, jetzt , nicht später. Es kam nur Jack in Frage.
Ich ging nach draußen, stellte sicher, dass mich niemand belauschte, und schaltete das Funkgerät ein. »He, Chef, bist du wach?«
»Das wurde aber auch Zeit«, knurrte er. »Ich habe mir schon Sorgen gemacht.«
Ja, sicher. Er hatte bestimmt schon eine Rettungsmannschaft losgeschickt. Nein. »Du hast darauf bestanden, einen Amateur hierherzuschicken. Jetzt jammere nicht, wenn die Dinge nicht so laufen, wie du es dir vorgestellt hast.«
Er stöhnte. Keine Ahnung, was das bedeuten sollte. »Was ist los?«
Ich lief den schmalen Pfad entlang, der um das Gebäude herum und weiter zum Zoo führte. »Einiges. Gutes und Schlechtes.«
Er seufzte. »Erzähl.«
»Nun, ich habe mit Merle geschlafen und ihn zu einem sehr glücklichen Mann gemacht. Und ich habe festgestellt, dass ich mit ein bisschen Anstrengung in seine Gedanken schlüpfen kann. Ich habe mich allerdings heute Nacht noch nicht getraut, zu tief einzudringen.«
»Freut mich, dass du zur Abwechslung mal vorsichtig warst.« Er zögerte. »Dann gab es in den unteren Etagen keine Abwehrtechnik?«
Ich zögerte, aber früher oder später musste er von meinen Fähigkeiten erfahren. Zumindest konnte er mich jetzt nicht in die Abteilung schleppen, um noch mehr Tests durchzuführen. »Doch. Offenbar besitze ich die Fähigkeit, sie zu umgehen.«
»Wir haben beim letzten Test eine leichte Verbesserung deiner Fähigkeiten festgestellt, aber nicht so stark, dass du Abwehrtechnik umgehen kannst.«
»Waren sie stark genug, um Quinns Abwehr zu durchbrechen?«
Jack schwieg einen Augenblick. »Wann ist das passiert?«
»Gestern. Ich habe ihn allerdings mit meinem Angriff überrascht.«
»Das dürfte keine Rolle spielen.« Wieder herrschte Schweigen zwischen uns, und wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich gedacht, dass er sich Sorgen machte. »Es ist sechs Monate her, dass du das ARC 1-23 bekommen hast. Es könnte das erste Signal sein, dass es deinen Körper verändert.«
»Oder es könnte einfach bedeuten, dass Dia recht hat und sich meine Fähigkeiten verbessern, weil ich endlich menstruiere.« Ich klammerte mich an einen Strohhalm, aber was sollte ich auch sonst tun? Ich wollte normal sein, wollte ein normales Leben führen. Nun, jedenfalls so normal, wie das ein Wächter konnte, der halb Werwolf, halb Vampir war. Ich wollte nicht irgendein seltsames Wesen sein, das ständig im Labor beobachtet wurde, ob das Medikament irgendeine ungewöhnliche Veränderung ausgelöst haben könnte. »Wölfe reifen langsamer als Menschen. Rhoan und ich wissen nichts über unseren Vater, außer dass er ein Vampir war. Er könnte ein Greifvogelwandler mit starken übersinnlichen Fähigkeiten gewesen sein, bevor er zum Untoten wurde.«
»Es hat in allen vorangegangenen Tests Hinweise auf latent vorhandene Fähigkeiten gegeben. Das habe ich dir ja erzählt. Aber latent vorhanden heißt nicht zwangsläufig, dass sich diese Fähigkeiten auch entwickeln.«
»Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass du mit mir trainiert hast.«
»Noch vor zwei Wochen wärst du nicht in
Weitere Kostenlose Bücher