Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)
Männern stand um die steinerne Erhebung herum und sie blickten auf, als die Neuankömmlinge näherkamen. Ein hochgewachsener, dunkelhaariger Werwolf löste sich von der Gruppe, kam ihnen entgegen und traf sie in der Mitte der Wiese. Etwas verspätet erkannte Tristan, dass es Alex war. In Jeans und einem abgewetzten T-Shirt sah er nicht wirklich aus wie der gefährliche Rajan , den Tristan vor einer Woche kennengelernt hatte.
Etwa eine Armlänge vor Benjamin blieb der Rajan stehen und betrachtete ihn mit einem abschätzenden aber offenen Blick. Benjamin zögerte, war sich nicht sicher, was er tun sollte. Tristan hielt den Atem an und spürte wie Will hinter ihn trat, so nah, dass sein Rücken beinahe Tristans Brust berührte.
»Willkommen am Versammlungsplatz des Onondaga-Rudels. Du und dein Gefährte, ihr seid hier willkommen«, erklärte Alex in formellem Tonfall. Mit einem knappen Nicken neigte er ganz leicht den Kopf.
Ohne zu zögern sank Benjamin auf ein Knie. Die Bewegung kam so unerwartet, dass Tristan dachte, er wäre hingefallen. Er griff nach Benjamins Arm, um ihn zu stützen, aber Benjamin zog an seiner Hand, damit er sich ebenfalls hinkniete.
»Wir fühlen uns geehrt, dass wir hier sein dürfen, und möchten dem Rajan des Onondaga-Rudels als Zeichen unserer Dankbarkeit ein Geschenk anbieten.«
Unter den Locken, die wie ein Vorhang über sein Gesicht gefallen waren, warf Tristan Benjamin einen verstohlenen Blick zu. Ein Geschenk? Sie hatten nie über ein Geschenk gesprochen. Tatsächlich hatte Ian so etwas gar nicht erwähnt. Tristan fühlte sich aus dem Konzept gebracht und konnte dieselbe Verwirrung auch bei seinem Zwilling spüren, der hinter ihm niedergekniet war.
»Wir werden euer Geschenk dankbar annehmen und hoffen, dass ihr euch hier zu Hause fühlen werdet«, entgegnete Alex und zog Benjamin auf die Füße.
Tristan erhob sich ebenfalls und blickte hilfesuchend zu Ian hinüber. Der Schamane betrachtete das Gespräch mit einem offenen Lächeln. Benjamin bat Will um den Rucksack, wühlte darin herum und zog eine Flasche hervor, die offenbar Whiskey enthielt.
»Mir ist bewusst, dass Wein die traditionellere Wahl gewesen wäre«, bemerkte er und hielt dem Rajan die Flasche hin. »Aber ich dachte, das wäre dir lieber.«
Alex’ Wolf regte sich und seine Nackenhaare richteten sich auf. Doch als er Benjamins Geruch mit einem tiefen Atemzug einsog, fand er keine Spur einer Herausforderung darin. Also akzeptierte er den Whiskey – die Lieblingsmarke seines Gefährten, die er selbst mittlerweile auch gern trank.
Er umfasste Benjamins Unterarm, zog ihn näher an sich heran und legte die Wange an seine. »Wer meinen Gefährten ehrt, ehrt auch mich.«
Erst jetzt fiel Tristan auf, dass Raul am anderen Ende der Lichtung stand und den Austausch wachsam verfolgte. Auch Ian hatte ihn bemerkt und winkte ihn heran. Mit geschmeidigen Schritten wanderte der blonde Werwolf übers Gras zu ihnen herüber. Er blieb an der Seite seines Gefährten stehen und ließ seine Hand in die größere des Rajan gleiten.
»Willkommen, Neuling«, grüßte er.
Bei dieser Bezeichnung konnte Benjamin ein Grinsen nicht unterdrücken. »Vielen Dank für die freundliche Begrüßung«, antwortete er und verbeugte sich, um dem königlichen Gefährten den angemessenen Respekt zu erweisen.
Als Antwort auf diese Geste schnaubte Raul belustigt und überbrückte den Abstand zwischen ihnen mit einem einzigen Schritt, um Benjamin fest in die Arme zu schließen. »Hast dir ja auch ganz schön Zeit gelassen.«
Benjamin vergrub sein Gesicht an Rauls Hals, während seine freie Hand immer noch Tristans fest umschlossen hielt. »Danke«, flüsterte er und dieses Mal hatte es nichts mit Formalitäten zu tun, sondern kam einfach nur von Herzen.
Ian blickte in Alex’ Gesicht, das einen sorgfältig kontrollierten Ausdruck angenommen hatte. »Wir sollten weitermachen. Der Mondaufgang wird nicht auf uns warten.«
Die Ältesten des Rudels traten vor und schlossen sich Alex an. Zwar hatten Raul und Ian den Ablauf erklärt, aber Tristan wurde trotzdem unruhig und sogar ein wenig panisch, als er sich jetzt von Benjamin trennen sollte.
Benjamins Wolf war auch nicht glücklich darüber. Er knurrte leise, als die Gruppe Benjamin und Tristan begrüßte. Benjamin kniete neben dem Wolf nieder, um ihm mit Worten und Gesten klarzumachen, dass alles in Ordnung war, aber Tristan vermutete, dass es eines von Ians geistigen Bildern war, das ihn schließlich
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