Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)
Zahl vergrößern. Wer geleitet diesen Mann ins Rudel?«
Raul stand auf und trat nach vorne an Alex’ Seite. Seine Stimme war nicht weniger mächtig als die des Rajan. »Ich tue es.«
Tristan spürte, wie seine Augen sich mit Tränen füllten, als Benjamin aufstand und nach vorn ging, um vor dem Königspaar zu knien. Er versuchte, die hartnäckigen Zweifel zu zerstreuen, ob die Zeremonie Benjamin vielleicht mit einem anderen Wolf vereinen würde und Tristan danach nicht mehr sein Gefährte sein würde.
Will trat näher an Tristan heran und von der anderen Seite schmiegte sich der Wolf an sein Bein. Gemeinsam umschlossen sie Tristan mit Wärme und Liebe, um die Verlustängste und das Gefühl der Einsamkeit zu vertreiben. Sie taten das Richtige. Benjamins Seele würde wieder geheilt werden.
Mit einer Hand zog der Rajan Benjamin auf die Füße und ging anschließend mit kraftvollen Schritten zu Tristan, Will und Ian hinüber. Es war an der Zeit, das sorgfältig geschaffene Gleichgewicht der Rituale einzuleiten.
Innerhalb des großen Schutzkreises hatte Tristan zwei kleinere Kreise gezeichnet, die sich in der Mitte überlappten. Alex bedeutete Benjamin, sich in einem davon vor Ian zu knien, damit das Ritual der Verwandlung beginnen konnte. Tristan und Will begannen mit der magischen Formel, die den Wolf im zweiten Kreis wieder in seine geisterhafte Form verwandeln würde. Das richtige Timing bedeutete jetzt alles. Es war entscheidend, dass der Wolfsgeist genau dann bereit war, wenn das Verwandlungsritual Benjamins Seele geöffnet hatte.
Tristan stand vor dem Altar und sang die magischen Formeln, bis seine Macht auf dem Höchststand war. Magische Energie, die nur noch auf seine Befehle wartete, durchströmte seinen Körper. Will stand direkt hinter ihm, ein Schatten zusätzlicher Kraft.
»Artemis, Göttin des Mondes und Mutter der Wölfe, sei Zeugin dieses Rituals.«
Der Wolf heulte und lief im Kreis auf und ab, konnte aber das magische Feld nicht verlassen. Tristan wickelte eines von Benjamins Haaren in ein kleines Stück Papier, auf das eine Zeichnung des Wolfs gemalt war.
»Wir rufen das Feuer, auf dass es schmelze und verschmelze.«
Er zündete eine Ecke des Blattes mit einer Kerze an und hielt es zwischen den Fingern, während es bis auf eine winzige Ecke verbrannte. Dann blies er auf die Glut, um die Flamme zu löschen.
»Wir rufen die Luft, um zu heilen und das zu segnen, was wir hier vollbringen.«
Der Wolf begann zu leuchten, während Tristans Blick wie magnetisch von Benjamin angezogen wurde. Alex kniete neben Benjamin, der seinen Hals entblößt hatte. Will trat näher an Tristan heran, legte eine Hand auf seine Hüfte und sorgte dafür, dass er sich wieder auf den Zauber konzentrierte. Der Wolf hatte sich zwischenzeitlich wieder materialisiert und lief unruhig im Kreis herum.
Innerlich ließ Tristan Benjamin los und übergab ihn dem Rudel. Er erhob seine Stimme, ließ die Macht weiter durch seinen Körper fließen, bis die Stelle, auf der die Hand seines Bruders ruhte, vor Energie brannte. In diesem Moment war Benjamin ein Teil des Rudels. Der Wolf dagegen stand unter seiner Verantwortung.
Tristan nahm Energie von jedem Lebewesen um sie herum und Will verdoppelte die Menge der Kraft, die er in sich halten konnte. Erneut begann der Wolf zu flimmern und wurde im Mondlicht durchsichtig. Durch die Gestalt des Wolfs richtete Tristan den Blick auf Benjamin.
Mit der Hand schöpfte er ein wenig Wasser aus dem Kessel und ließ es durch seine Finger rinnen, als würde es durch das Bild des Wolfs auf Benjamin regnen. Tristan stellte sich vor, dass das Wasser die Reste des materiellen Wolfskörpers fortwusch.
»Wasser der Erde, Teil des zeitlosen Kreislaufs. Wasche uns rein von dem Fehler, den wir begangen haben.«
Tristan konzentrierte sich weiter auf Benjamin, während das Bild des Wolfs immer heller wurde. Er zerrieb eine Kräutermischung zwischen den Händen und ließ sie ins Altarfeuer fallen. Das Bild des Wolfs verschwand und zur gleichen Zeit verfiel Benjamins Körper in wilde Zuckungen. Alex hatte die erste Stufe der Verwandlung eingeleitet.
Während er ein Säckchen mit Haaren von Benjamin und etwas Wolfsfell ins Feuer fallen ließ, richtete Tristan all seine Kraft auf Benjamin.
»Zwei Hälften eines Ganzen, durch Trennung verneint, findet die Seele, die euch wieder eint. So möge es sein.«
Tristan erhob die Hände zum Vollmond, der genau über ihm am Nachthimmel leuchtete. Er rief die
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