Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)
seinem Gewicht zu befreien, damit dieser sich wieder bewegen konnte. Er blickte auf den Mann hinab, den er eben so heftig und leidenschaftlich für sich beansprucht hatte.
Tristan sah auf. Sorge und Reue spiegelten sich in Benjamins Augen wider und Tristan legte eine Hand an Benjamins Wange.
»Tu das nicht. Zieh dich nicht wieder von mir zurück.«
Benjamin schmiegte sich der Berührung entgegen und küsste die weiche Innenseite von Tristans Handgelenk. »Warum willst du, dass ich bleibe? Offensichtlich kann ich nicht in deiner Nähe sein, ohne wie ein Tier über dich herzufallen.«
Mit einem verschmitzten Grinsen auf den Lippen stand Tristan auf, noch etwas wacklig auf den Beinen, und strich sich die kleinen Zweige und Blätter von der Haut.
»Zufälligerweise gefällt es mir, dass du in meiner Nähe die Kontrolle verlierst. Für den Fall, dass du es noch nicht gemerkt hast: Es macht mich an.«
Nachdem er sich mit dem Rest seines zerrissenen T-Shirts sauber gewischt hatte, schlüpfte er in seine Jeans. Das Hemd steckte er notdürftig in den Bund, um zu verhindern, dass es ständig aufklaffte.
Benjamin lachte unsicher, als Tristan ihm das T-Shirt reichte. Ein Lykanthrop zu sein, hatte zwar den Vorteil, dass er mit seiner eigenen Nacktheit gut umgehen konnte, aber es fühlte sich trotzdem seltsam an, Tristan beim Anziehen zu beobachten, während er selbst keine Kleidung dabei hatte.
Seine Gedanken sprangen zu den ursprünglichen Plänen für diesen Tag zurück. »Ich habe dich eigentlich gesucht, um dich zu fragen, ob du mit mir in die Stadt fahren möchtest«, bot er Tristan an.
Tristan musterte Benjamin von Kopf bis Fuß mit einem bewundernden Blick. »Die Leute hätten mit Sicherheit was zu gucken.«
Benjamin errötete, versuchte aber, es zu überspielen, indem er einen finsteren Blick in Tristans Richtung warf. »Natürlich würde ich mir vorher zu Hause ein paar Klamotten besorgen.«
Die Bemerkung beschwor in Tristan das Bild einer erschrocken errötenden Mary, die Benjamin nackt durch die Küche spazieren sah, herauf.
»Und wie genau stellst du dir das vor? Ohne die arme Mary dabei zu Tode zu erschrecken, meine ich?«
Benjamin konnte ein Lachen nicht unterdrücken. Es fiel ihm nicht schwer, sich die von Tristan beschriebene Szene bildlich vorzustellen. »Wenn ich jage, verwandle ich mich im Bootshaus. So kann ich meine Kleidung vorher ausziehen und dort liegen lassen, bis ich zurückkomme. Ich habe bis heute schon jahrelang nicht mehr derart die Kontrolle verloren und mich spontan verwandelt. Aber trotzdem gibt es immer noch eine Alternative, ungesehen ins Haus zu kommen.«
»Oooohhhh... Du hast einen Geheimgang?«
»Nein, nicht wirklich.« Schnaubend dachte Benjamin darüber nach, dass er wohl nachträglich einen Geheimgang ins Anwesen einbauen lassen musste, nur um noch einmal in den Genuss von Tristans kindlicher Begeisterung zu kommen. »Es ist mehr so etwas wie eine Hundeklappe.«
Tristan brach in schallendes Gelächter aus. »Du machst Witze.«
Benjamin schüttelte den Kopf. »Nein. Mein Urgroßvater hat sie eingebaut. Sie führt in den Weinkeller, wo ich immer einen frischen Satz Kleidung liegen habe. Es sieht vielleicht gefährlich aus, wenn ich als Wolf zum Haus zurückkehre, aber jeder, der da arbeitet, weiß über mich Bescheid. Und wie du schon gesagt hast: Es ist weniger traumatisch, einem Fünfzig-Kilo-Wolf zu begegnen, als den eigenen Chef splitterfasernackt zu sehen.«
»Was passiert mit deinen Klamotten, wenn du dich verwandelst?«, fragte Tristan und ließ sich auf einem umgestürzten Baumstamm nieder, ein Knie an seine Brust gezogen.
»Sie verschwindet, wenn ich meine Gestalt ändere. Keine Ahnung, warum. Sie tut es einfach.«
»Ich habe das in verschiedenen Quellen gelesen, aber man weiß ja nie, was man glauben kann. Es gibt genauso viele Berichte, die zerrissene Kleidung beschreiben oder Kleidung, die unbeschädigt bleibt, wenn der Lykanthrop sich zurückverwandelt.«
Benjamin rollte mit den Augen. »Ich persönlich glaube, die zerrissenen Kleider sind ein Hollywood-Phänomen, ebenso wie die anschwellenden Muskeln. Ich kenne mehrere Werwölfe, die ganz sicher niemand nackt sehen will, abgesehen von ihren Gefährten vielleicht.«
»Tatsächlich?« Aufgeregt stellte Tristan den Fuß wieder auf den Boden und beugte sich nach vorn. »Du kennst andere Werwölfe?«
Innerlich verpasste sich Benjamin einen Tritt, dass er das hier lebende Rudel erwähnt hatte. Er hätte wissen
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