Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)
ist er ziemlich zugewachsen.«
Sie verlangsamten ihr Tempo, als sie den sicheren Weg verließen und dem Pfad ins Gebüsch folgten. Maisy blieb ein paar Mal stehen und Tristan musste sie kräftig antreiben, um sie zum Weiterlaufen zu bewegen. Fenrir hingegen tänzelte so nervös wie zu Beginn ihres Ausritts.
»Wahrscheinlich wirst du ihn noch bisschen laufen lassen müssen, wenn wir zurückreiten«, bemerkte Tristan.
Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als sich der große, schwarze Wallach aufbäumte. Josh packte die Zügel fester und versuchte erfolglos, das verängstigte Pferd zu beruhigen. Mit einem dumpfen Geräusch landeten Fenrirs Vorderhufe auf dem Boden, nur um sich im nächsten Moment erneut aufzubäumen. Josh wurde von seinem Rücken geschleudert und fiel zu Boden, während der Wallach mit Höchstgeschwindigkeit in die Richtung davon jagte, aus der sie gekommen waren.
Tristan sprang vom Pferd, schlang die Zügel nachlässig um einen herunterhängenden Ast und beugte sich über den reglosen Mann.
»Josh? Alles okay mit dir? Tut dir was weh?« Seine Hände wanderten auf der Suche nach Verletzungen über Joshs Körper.
»Frag mich lieber, wo es nicht wehtut. Verdammte Scheiße!«, fluchte Josh, als er versuchte, sich aufzusetzen.
Sanft drückte Tristan ihn wieder zurück auf den Boden. »Bleib besser erst mal liegen. Vielleicht hast du dich ernsthaft verletzt.«
»Ernsthaft verletzt ist höchstens mein Stolz. Abgesehen davon bin ich okay. Es ist Jahre her, dass ich so einfach abgeworfen worden bin. Fenrir ist völlig grundlos durchgedreht. Ich hab‘ ihn bisher nur ein einziges Mal so erlebt, als wir mal in einen Wachtelschwarm geraten sind. Ich hatte die blauen Flecken über einen Monat lang.« Josh zuckte zusammen, als er sich vorsichtig bewegte und seine Muskeln testete.
Tristan befreite Joshs Haare von einigen Blättern und erstarrte dann, seine Hand immer noch in den dunklen Locken, während ihm das Blut in den Adern gefror.
»Tristan, was ist los?«, fragte Josh, kurz bevor ein bedrohliches Knurren erklang.
Tristan blickte gerade noch rechtzeitig auf, um einen riesigen, schwarzen Wolf zu sehen, der mit einem gewaltigen Satz auf ihn zugeschossen kam.
Kapitel 6
Benjamin war zum Frühstück nach unten gegangen und hatte erwartet, Tristan dort zu finden. Letzte Nacht hatte er tatsächlich ein wenig Schlaf gefunden und wollte vorschlagen, gemeinsam in die Stadt zu fahren. Er war überrascht gewesen, als Mary ihm erzählt hatte, dass Tristan mit Josh zur anderen Seite des Sees geritten war. Es hatte ihn allerdings nicht weiter gestört, bis er das Seeufer erreicht hatte und die beiden jungen Männer dort am Boden liegen sah, Tristan über Josh gebeugt.
Hitze jagte durch seinen Körper und er hatte das Gefühl, als würde sich ihm der Magen umdrehen. Sein Wolf schoss nach vorn und wollte Josh die Kehle herausreißen. Rational gesehen gab es wahrscheinlich eine gute Erklärung für das, was er da gerade sah, aber die Eifersucht flutete seinen Körper und schnürte ihm die Brust ein.
Mein! Mein!, hämmerte es in seinem Kopf. Er musste die Gestalt wechseln, um überhaupt wieder Luft zu bekommen. Einen Herzschlag später stand der schwarze Wolf dort, wo vor Sekundenbruchteilen noch Benjamin gewesen war. Mit einem warnenden Knurren sprang er los.
Tristan hob den Kopf im selben Moment, als der große schwarze Wolf direkt auf ihn zugeschossen kam. Mit den Vorderpfoten landete er auf Tristans Brust und stieß ihn nach hinten, sodass er hart auf dem Waldboden aufkam. Die Luft wurde aus seinen Lungen gepresst und er kämpfte darum, zu sprechen, um die Situation zu erklären.
Benjamins Knurren war ein langanhaltendes, tiefes Grollen, als er über Tristan gebeugt dastand. Da Tristan nicht in der Lage war, den Wolf mit Worten zu beruhigen, legte er instinktiv den Kopf zurück und bot ihm seine Kehle an. Der Wolf öffnete das Maul und legte die messerscharfen Zähne an die weiche, schutzlose Haut.
Josh schrie erschrocken auf und zog damit die Aufmerksamkeit des Wolfs auf sich. Eisblaue Augen verengten sich, als sie Josh anvisierten, dessen Geruch überall auf seinem Gefährten war. Gleichzeitig spürte er Tristans Puls unter seinen Fängen und die Gier nach dem metallischen Geschmack von Blut erfüllte ihn.
Tristans Arme schlangen sich um Benjamins Hals, seine Hände sanken tief in das schwarze Fell und massierten die verspannten Muskeln.
»Lass ihn, Benjamin. Er war verletzt und ich
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