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Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)

Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition)

Titel: Der Gefährte des Wolfes: Tristan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhianne Aile
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bei jeder Begegnung ein Ohr abgekaut. Mit einem kurzen Blick auf die Uhr stellte er fest, dass er dieses Mal mit nur zwanzig Minuten nochmal glimpflich davon gekommen war. Er wusste nicht genau, warum die Kleinstädter sich so einfach von einem Anruf aus New York verschrecken ließen, aber es funktionierte jedes Mal.
    Er lehnte sich im Stuhl zurück, legte die nackten Füße auf den Schreibtisch und starrte aus dem Fenster hinaus auf den See. Schon seit Tagen spukte ihm Tristans Bemerkung, die er bei der Lichtung gemacht hatte, im Kopf herum: »Vielleicht wartet er auch einfach nur auf die richtige Person.« Nun hatte er sich endlich dazu entschlossen, etwas dagegen zu unternehmen.
    Dass Tristan ein Stück Land besitzen würde, das einst seinen Vorfahren gehört hatte, war für den Werwolf ganz selbstverständlich. Irgendwie hatte er gespürt, dass die Lichtung Tristan akzeptierte; da war eine Art harmonische Schwingung zwischen den beiden. Es war nur ein einziger Anruf nötig gewesen und der Bürgermeister hatte ihm das Stück Land zu einem vernünftigen Preis angeboten.
    Er hatte es auf seinen Namen gekauft, aber seine Anwälte würden es ohne Probleme auf Tristans überschreiben können. Bürgermeister Callihan zu erklären, wer Tristan war und warum er ihm ein Stück verfluchtes Land kaufte, war nichts, worauf er den alten Schwätzer aufmerksam machen wollte.
    Ihn davon zu überzeugen, dass er es für einen kürzeren Zugang zu der geteerten Straße auf der anderen Seite benötigte, war wesentlich einfacher gewesen. Eine absolut plausible Erklärung, warum man ein Stück Land kaufte, das ans eigene Anwesen angrenzte, selbst wenn es noch so verflucht sein mochte.
    Während er nach seiner Kaffeetasse griff, fragte er sich, ob seine Motive für dieses Geschenk wirklich so uneigennützig waren. Die Zeit, die er Tristan eingeräumt hatte, um den Fluch zu lösen, war beinahe zur Hälfte verstrichen. Natürlich hatten sie die Abmachung getroffen, bevor sein Wolf Tristan als Gefährten für sich beansprucht hatte. Er wollte nicht, dass Tristan wieder fortging, aber falls er es doch tat, würde das Land ein Grund für eine Rückkehr sein.
    Durch sein jahrelanges Doppelleben als Wolf und Mensch hatte Benjamin gelernt, dass die Ansichten seines Wolfs häufig ziemlich einfach gestrickt waren: Wenn du hungrig bist, jag und friss. Wenn du Tristan willst, nimm ihn und behalte ihn.
    Unglücklicherweise war der menschlichen Seite des Werwolfs durchaus bewusst, wie viele Hindernisse dieser einfachen Lösung im Weg standen. Um ihn von dem Fluch zu befreien, hatte Tristan sein eigenes Leben hinten angestellt: den Buchladen und seinen Zwillingsbruder. Benjamin konnte nicht von ihm erwarten, dass er auf ewig hier bleiben würde.
    Außerdem war es sehr wahrscheinlich, dass Tristans Gefühle für ihn auf einer Schwärmerei beruhten. Zeit seines Lebens war Tristan von Werwölfen fasziniert gewesen, und Benjamin war schlicht der erste, den er persönlich kennen gelernt hatte. Schon bald würde Tristan erkennen, was es in Wirklichkeit bedeutete, sein Leben mit einem Gestaltwandler, noch dazu einem Phelan zu verbringen. Die Faszination des Neuen würde sich legen. Sollte Benjamin tatsächlich ein wenig Hoffnung hegen, dass es dem Hexer gelingen würde, den Fluch zu brechen, dann könnten sie vielleicht...
    Aber wenn er ehrlich war, glaubte er nicht daran. Nicht in seinem Herzen. Er war, was er war: ein Tier. Und außerhalb der Märchenwelt war das nicht die beste Voraussetzung, um das Herz eines schönen Prinzen zu erobern und mit ihm zusammen glücklich bis ans Lebensende zu sein.
     
    ***
     
    Tristan kaute auf dem Ende seines Bleistifts herum und starrte die Notizen auf der Tagebuchseite vor sich an. Den Wortlaut des Zaubers hatte er ausgearbeitet, aber er hatte keine Ahnung, ob es auch wirklich funktionieren würde. Laut Edwards Notizen hatte Anne den ursprünglichen Fluch in einer Vollmondnacht ausgesprochen. Aus diesem Grund hatte Tristan den Neumond ausgewählt, um ihn wieder zu lösen. Zeit war ein Luxus, den er sich nicht leisten konnte, deshalb konnte er nicht auf die perfekte Konstellation der Planeten warten. Neumond war schon in zwei Tagen.
    Die ganze Woche über hatte Tristan jeden Tag auf der Lichtung gearbeitet. Er hatte damit begonnen, einen magischen Kreis zu errichten, in dem er seine tägliche Meditation abhielt. Der angenehmste Teil seiner Vorbereitungen war es jedoch gewesen, Benjamin letzte Nacht auf einer

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