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Der Gefangene der Wüste

Der Gefangene der Wüste

Titel: Der Gefangene der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tragödie Leo Domaschewskis wußte er angeblich überhaupt nichts und erfuhr sie erst jetzt durch den Hauptmann.
    »Die Wüste ist grausam«, philosophierte er und ließ starken Kaffee und mit Honig gefülltes Fettgebäck herumreichen. »Wo Geier leben, muß es auch Aas geben.«
    »Wie recht hast du, Ali ben Achmed«, sagte der algerische Hauptmann und sah den Scheich dabei scharf an. »Aber es hat dich keiner beauftragt, für dieses Aas zu sorgen.«
    »Ich würde es mir nie erlauben, die Politik unseres Landes zu hindern.« Achmed nippte an seiner heißen Kaffeetasse und betrachtete den Hauptmann über den Rand hinweg. »Ich sehe die Fremden nicht gern, zugegeben –, aber sie fördern das schwarze Gold aus der Erde, und wir alle profitieren davon. Wäre ich nicht dumm, mir selbst den Geldbeutel abzuschneiden?«
    »Man sagt, die Reiter kamen aus Bou Akbir.«
    »Man sagt es. Wer sagt es? Die Fremden! Können sie es beweisen? Haben Sie einen Gefangenen gemacht, der es verrät? Bruder Hauptmann … meine Oase ist ein friedlicher Ort, ein Paradies in der Wüste. Sieh dich um, blicke in jedes Haus, in jeden Garten … nur Frieden und Arbeit wirst du finden.«
    Der Hauptmann unterzog sich nicht der Mühe, diese Inspektionsreise anzutreten. Er war selbst Berber und wußte, daß er nichts finden würde außer fleißigen Handwerkern und Bauern.
    Er trank seinen Kaffee aus, aß das Gebäck und erhob sich.
    »Mein Auge ist auf dich gefallen, Ali ben Achmed«, sagte er zum Abschied, und Achmed verstand die Zwischentöne sehr gut. »Hier ist wirklich Frieden! Aber kommen noch einmal Beschwerden, fällt meine Faust auf dich.«
    Ali nickte weise, winkte dem Hauptmann und seiner kleinen, schwerbewaffneten Truppe zu und ging zurück ins Haus. Er war sehr nachdenklich. Die Androhung kollektiver Strafe, auch wenn nichts bewiesen werden konnte, nahm er verteufelt ernst. Sie bremste seinen Haß und zwang ihn, umzudenken.
    Mit Saada hatte er noch nicht gesprochen. Seine Diener hatten sie in der Nacht zurückgebracht, und er war ihr entgegengelaufen, schimpfend und jammernd zugleich. Dann sah er, daß ihre Kleidung zerrissen war, daß ihre schönen Brüste entblößt waren, und er fluchte und bat Allah um Hilfe gegen die weißen Teufel.
    Stumm ging Saada auf ihre Zimmer. Achmed schloß sie ein und stellte Wachen unter alle Fenster. Vom Garten aus beobachtete er sie, wie sie sich entkleidete und auf den Diwan legte. Ihr leises Weinen drang durch die stille Nacht, und Achmeds Vaterherz blutete wie nach einem Dolchstoß.
    Den ganzen Tag über blieb Saada auf ihren Zimmern. Sie aß nichts, sie trank nur Fruchtsäfte und schickte die Tabletts mit Obst, Kuchen, Lammbraten und gezuckerten Früchten wieder weg. Stundenlang saß sie am Fenster und starrte hinaus in die Wüste.
    »Ich bringe dich nach In Salah, zum Bruder deiner Mutter«, sagte Ali ben Achmed am Abend, als der Besuch des algerischen Hauptmanns vorüber war. »Dort bist du sicher. Es ist furchtbar, daß man sein Kind verstecken muß.«
    »Es ist nicht nötig, Vater.« Saada blickte an Ali vorbei gegen die bemalte Wand. Ihr Gesicht war maskenhaft und schmal. »Ich werde ihn nicht wieder treffen.«
    »Ist das wahr?« Achmed sprang auf und breitete die Arme aus. »Allah hat mich erhört! Schwöre bei ihm, daß du ihn nie wiedersiehst, nicht einmal von weitem …«
    »Ich schwöre es, Vater.«
    »Welch ein glücklicher Abend! Welch eine Wendung! Mein Liebling, dein Vater könnte weinen vor Glück.«
    Saada nickte. »Laß mich allein –«, sagte sie leise. »Ich will Abschied nehmen von einem Traum.«
    Achmed war klug genug, nicht dagegen zu protestieren. Er schloß seine Tochter wieder ein und feierte den Abschluß der Affäre mit einem heißen Hammelschlegel.
    Oben, an die zierlichen Säulen des Fensters gelehnt, saß Saada auf der breiten Brüstung und sah wieder hinaus in die nächtliche Wüste. Im Stall wieherte Fakir. Er rief nach seiner Herrin.
    »Vorbei, Fakir«, sagte Saada leise und schüttelte den Kopf. »Ruf nicht … sei still … vergiß, was du gesehen hast … Wir müssen vergessen können, Fakir. Unser Leben heißt Bou Akbir … nicht die weite, schöne Welt –«
    Auf der Brüstung, den Kopf gegen eine Säule gedrückt, schlief sie schließlich ein. Achmed sah es vom Garten aus, schlich sich in ihr Zimmer und trug sie vorsichtig zum Diwan.
    Sie wachte nicht auf, sondern schlief wie eine Tote.
    Kaum ins Lager XI zurückgekehrt, machte sich Dr. Bender an die Arbeit. Er

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