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Der Gefangene der Wüste

Der Gefangene der Wüste

Titel: Der Gefangene der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einem zerflatternden Nebel.
    Leo Domaschewski wurde am Morgen gefunden, als ein Lastwagen von Camp XII zur Oase Bou Akbir fahren wollte, um Holz zu holen.
    Der Anblick, der sich den Männern bot, war grauenhaft.
    Eine geköpfte entmannte Leiche, deren Leib bereits von den Geiern aufgerissen war.
    Ingenieur de Navrimont und Oberingenieur Brennot standen erschüttert an diesem menschlichen Torso. Pierre Serrat tobte wie ein Irrer.
    »Alle Mann in die Wagen!« brüllte er. »Alle Waffen mit! Wir machen aus Bou Akbir einen rauchenden Misthaufen! Entschuldigen Sie sich noch immer bei den Arabern, Doktor?«
    »Ich werde das untersuchen lassen«, sagte Brennot. »Ich spreche sofort mit dem algerischen Militärkommandanten in Ouargla. Das hier ist offensichtlich ein Mord! Ein ekelhafter Mord. Ich verstehe das alles nicht. Jahrelang war hier Frieden –«
    Sie verstanden es alle nicht … und Cathérine schwieg. Sie starrte auf den verstümmelten Domaschewski, mit weißem, unbeweglichem Gesicht und verschleierten Augen. Dr. Bender legte den Arm um ihre Schulter und zog sie weg. Die Berührung seines Armes durchrann sie wie Feuer; sie schloß selig die Augen.
    »Kommen Sie«, sagte Dr. Bender tonlos. »Das ist selbst für Sie kein Anblick.«
    Ich werde mit Ali ben Achmed sprechen, dachte er später, als er allein in seinem Sanitätszimmer saß. Draußen hoben sie für Leo Domaschewski ein Grab aus, neben der Küchenbaracke. Der Zimmermann des Camps arbeitete an einem Kreuz, sein Hämmern schallte über den stillen Platz.
    So kann es nicht weitergehen, dachte Dr. Bender. Der Haß Achmeds wird uns alle vernichten. Aber niemand wird es ihm beweisen können. Ich muß mit ihm sprechen, und dann werde ich die Wüste verlassen. So schnell wie möglich. Unter Bruch aller Verträge.
    Aber da ist Saada. Was wird aus ihr?
    Soll ich sie zurücklassen?
    Das kann ich nicht. Ich liebe sie. Wenn zwei Menschen zusammengehören, dann sind es Saada und ich.
    Dr. Bender legte das Gesicht in beide Hände. Es war eine Geste völliger innerer Zerrissenheit.
    Er war in einen Strudel geraten, aus dem der beste Schwimmer nicht mehr entkam.
    Um halb zwölf Uhr mittags landete der Hubschrauber aus Ouargla. Er brachte den Spezialisten aus Amerika. Den Feuertöter.
    Alle Mann waren versammelt, als er aus dem Hubschrauber stieg.
    Mittelgroß, mit breiten Schultern, krummbeinig wie ein Mensch, der auf einer Tonne sitzend gewachsen war.
    Pierre Serrat brüllte vor Lachen.
    »Der will den Turm löschen!« schrie er und hieb sich auf die säulenförmigen Schenkel. »Setzt sich wohl als Pfropfen auf das Loch, was?«
    Auch Oberingenieur Brennot war enttäuscht. Er hatte einen Helden erwartet … was aus dem Hubschrauber stieg, war eine Karikatur; de Navrimont drückte es auf seine Art aus: »Jetzt einen großen Pernod, und ich könnte lachen!« sagte er laut.
    Der kleine Mann aus Texas sah sich um, gab Brennot die Hand, und der Oberingenieur verzog schmerzhaft den Mund. Ein Händedruck wie ein Elefant, dachte er. Leute, wir irren uns gewaltig in dem kleinen Männlein –
    Serrat war der nächste, der das einsah.
    Er lachte noch immer wie ein brüllender Stier, als der kleine Mann vor ihm stand und sein Köfferchen in den festgestampften Sand stellte.
    »Ich bin Jack Halley«, sagte er. »Ich habe noch nie einen solch dämlichen Affen gesehen wie dich.«
    Im Augenblick war es still auf dem weiten Platz. Serrat riß die Augen auf und holte tief Luft. Das war auch das letzte, was er tat … der kleine Halley hieb mit der Handkante blitzschnell in Serrats Magen, der Riese knickte ein, beugte sich nach vorn, der kleine Mann ergriff Serrats Kopf, machte irgendeine Hebelbewegung, und der Fleischberg segelte durch die Luft und schlug vor den Füßen de Navrimonts hart auf.
    »Noch einer?« fragte Jack Halley und blickte in die Runde. »Nicht? Dann können wir ja an die Arbeit gehen.« Er faßte sein Köfferchen wieder und nickte Brennot zu. »Überall das gleiche … man muß sich vorstellen. Die Jungs haben alle kein Hirn! Sehen wir uns unseren qualmenden Otto gleich an …«
    Eine Stunde später erlebten die Ölleute, wie man einen Ölbrand löscht.
    Aus dem Hubschrauber waren noch Kisten ausgeladen worden, in denen sich eine Spezialuniform für Halley und ein besonderer Sprengstoff befanden. Er tauchte in der Tür der Verwaltungsbaracke wie ein Urwelttier auf, wie der Bewohner eines fremden Sterns.
    Ein silberglitzernder Anzug, ein Schutzhelm wie ein Astronaut, auf

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