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Der Gefangene der Wüste

Der Gefangene der Wüste

Titel: Der Gefangene der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bettelt.
    »Nein –«
    »Nicht?« Ein Zucken lief durch ihren Körper.
    »Achmed hat mich hinausgeworfen.«
    »Und was wollen Sie jetzt tun, Doktor?«
    »Warten. Ich weiß, daß Saada einen Weg finden wird, zu mir zu kommen. Oder ich hole sie aus diesem Haus heraus, wenn es sein muß, mit Gewalt! Ich werde diesen goldenen Käfig aufbrechen –«
    Cathérine schwieg. Sie legte den Arm um Benders Taille und tat so, als ob sie übermüdet einschliefe. Aber sie blieb hellwach.
    Du wirst sie nie wiedersehen, dachte sie zufrieden. Und wenn du den Käfig aufbrichst, wird er leer sein.
    Und außerdem kommt bald die Nacht.
    Unsere Nacht –
    Meine Nacht –

Pierre Serrat empfing Dr. Bender auf dem Lagerplatz. Breitbeinig wie immer, stand er im Staub, eine kleine Leibwache hinter sich. Er winkte dem Jeep zu, der Fahrer lenkte zu Serrat hin und bremste kurz vor ihm. Wie eine lebende Kette umringten die Männer den Wagen.
    »Steigen Sie aus, Doktor!« sagte Serrat ernst. »Es ist etwas geschehen, was alles ändert.«
    »Ein Unglück? Gab es Verletzte?« Bender sprang aus dem Jeep. Cathérine folgte ihm mit dem Behandlungskoffer. Er enthielt alles an Instrumentarium und Medikamenten, was man für einen Notfall brauchte.
    »Kein Unglück.« Serrat grinste plötzlich, auch die anderen Männer waren sehr fröhlich. »Nur einen Toten.«
    »Wo liegt er?«
    »Er steht noch.« Serrat holte tief Atem. » Sie sind der Tote.«
    »Reden Sie keinen Quatsch, Pierre!« Dr. Bender wich zurück, aber das war nur ein Meter, dann prallte er an den Wagen. Cathérine war plötzlich vor ihm, warf den Holzkoffer Serrat vor die Stiefel und faßte nach ihrer Pistole. Aber diesmal waren die Umstehenden schneller. Sie rissen ihr die Arme hoch und drückten sie gegen den Jeep.
    »Das könnt ihr nicht tun!« schrie sie. »Ihr Idioten! Ihr Wahnsinnigen! Glaubt ihr, ich halte den Mund? Ihr müßt mich mit ihm töten … wollt ihr das auch?«
    Serrat winkte ab. Er war wie ein Fels in der Brandung.
    »Er ist bereits tot, Schätzchen«, sagte er und steckte die Hände in die Hosentaschen. »Mit einem Federstrich, mit ein paar Worten. Es war eine blendende Idee … Molnar hatte sie. Wir haben den Doktor als tot nach Ouargla gemeldet. Kinder, war das einfach. Ich habe ihnen erzählt, daß der Doktor gestern in die Wüste geritten ist, mit einem geliehenen Kamel. Warum er das tat, weiß keiner. Steht uns ja auch nicht zu, den gelehrten Herrn zu fragen: Wohin reiten Sie? Die Kerle in Ouargla bestätigten das. Ja, und nun ist das Kamel allein aus der Wüste zurückgekommen, und vom Doktor keine Spur. Natürlich haben wir gesucht, die ganze Nacht, mit Scheinwerfern und Megafonen, und heute den ganzen Tag … Nichts. Die Wüste hat ihn verschluckt. Ein schreckliches Ende! In Ouargla wollen sie die Fahnen auf halbmast setzen. Morgen früh landet Brennot, um Sie zu suchen, Doktor. Wenigstens Ihren Körper will er haben, um ihn anständig zu begraben. Aber er wird ihn nicht finden –«
    »Das heißt, Sie werden mich jetzt hinrichten, regelrecht hinrichten.« Ein schreckliches Würgen hinderte Dr. Bender am Sprechen. Es ist selten, daß man seinem Tod in allen Einzelheiten gegenübersteht. Auch Cathérine schien das zu empfinden … sie schrie wieder in ihrer zermürbenden Art:
    »Ihr Verrückten! Das läßt sich nicht vertuschen! Einer wird umfallen und den Mund aufmachen, dann seid ihr alle dran! Ihr wißt, was in Algerien mit Mördern geschieht!«
    »Wer mordet denn?« Serrat lachte dröhnend. »Freunde, sie machen beide in die Hosen! Seht nur! Wer mordet denn, he? Der Doktor ist tot … das sagte ich doch. Und bleibt so lange tot, wie ich es will. Los, Jungs, bringt ihn weg …«
    Ein paar Männer packten Dr. Bender und schleiften ihn weg zu den Geräteschuppen. Drei andere Ölbohrer hielten Cathérine fest und trugen sie ins Verwaltungsgebäude. Dort setzten sie sie auf einen Stuhl und drückten sie immer wieder nieder, wenn sie aufspringen wollte. Sie wurde erst ruhiger, als Serrat eintrat.
    »Wo ist er?« schrie sie. »Was habt ihr mit ihm gemacht?«
    »Er hat eine feudale Wohnung im Schuppen III. Es stinkt zwar nach Öl, und ein Fenster hat er auch nicht, aber man kann dort leben. Und hören kann man ihn nicht, wenn Besuch kommt, wird einer von uns vor dem Schuppen Holz auf der Kreissäge schneiden.«
    »Das ist die idiotischste Tat, die ich kenne«, sagte Cathérine. »Wie soll er denn später von den Toten auferstehen?«
    »Darüber müssen wir noch

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