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Der Gefangene der Wüste

Der Gefangene der Wüste

Titel: Der Gefangene der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hadjar-Krankheit, an dessen Sterben sie alle schuldig waren. Das schweißte sie zusammen wie Stahlplatten, machte sie zu Kumpanen eines gemeinsamen Schicksals.
    Sie schwieg deshalb auf diese Frage und lenkte ab.
    »Kommen Sie … essen Sie … Der Tisch, mein Herr, ist gedeckt. Molnar wird uns gleich Kaffee aus der Küche bringen …«
    »Verrückt! Das ganze Camp spielt also mit?«
    »Natürlich. Wir sind hier alle auf Gedeih und Verderb miteinander verbunden. Wir kennen nur einen Feind, und der macht uns alle gleich: die Wüste!«
    Dr. Bender setzte sich Cathérine gegenüber auf den Boden. Die Kiste zwischen ihnen war nun gedeckt mit allem, was Cathérine gebracht hatte. Die Tür flog auch wieder auf, Molnar kam herein und brachte eine Blechkanne mit dampfendem, duftendem Kaffee. Bender schloß wieder geblendet die Augen … er sah direkt auf die Tür. »Guten Morgen, docteur«, sagte Molnar auf französisch. »Pierre läßt Ihnen sagen: In drei Stunden bekommen Sie Zeitungen. Der Hubschrauber aus Hassi-Messaoud landet gleich. Sie sollen es nicht langweilig haben, docteur.«
    »Zu gütig, Molnar.« Bender nahm die Kanne und goß Cathérine und sich ein. »Bestellen Sie Pierre: Der Satan soll ihm den Hals umdrehen.«
    »Das wird unmöglich sein.« Molnar, der schlanke, immer elegante Ungar, der selbst in der Wüste am Sonntag einen Schlips trug und weiche, handgearbeitete Schuhe aus Chevreauleder, die er sich eigens aus Budapest in die Sahara schicken ließ, grinste verlegen. »Der Teufel ist doch der Bruder von Serrat –«
    Dann saßen sie wieder im Dunkeln und aßen. Über ihnen, auf dem Dach, kratzten die Krallen der Geier über die Dachpappe. Krrr … krrr … krrr … tönte es, ein ekelhaftes Geräusch der Totengräber der Wüste.
    »Brennot und zwei Kommissare aus Algier landen heute«, sagte Cathérine. »Eine ganze Kompanie algerischer Kamelreiter ist unterwegs und sucht Ihre Überreste, Doktor. Sechs Hubschrauber fliegen die Wüste ab. Man hat eine einmalige Suchaktion eingeleitet. Brennot kann es einfach nicht fassen, daß Sie in der Sahara verschollen sind. Um nicht zu stören, hat man mich jetzt zu Ihnen eingesperrt. Angeblich bin ich in Bou Akbir, um bei einer Geburt zu helfen. Serrat denkt an alles. Man traut es seinem plumpen Gehirn gar nicht zu.«
    Noch während sie aßen, hörten sie das Brummen der Hubschrauber über dem Camp. Kurz darauf aber wurden alle Außengeräusche übertönt. Direkt vor der Tür begann eine Kreissäge zu kreischen. Zwei Männer Serrats begannen, einen kleinen Wald von Palmenstämmen zu handlichen Stücken zu zerschneiden. Das konnte lange dauern … mindestens so lange, wie Oberingenieur Brennot mit seiner Suchkommission im Lager war.
    Brennot verhörte sogleich nach der Landung alle Männer im Lager. Überall hörte er das gleiche, als habe das ganze Camp einen einheitlichen Text auswendig gelernt.
    »Der Doktor ist mit einem Kamel in die Wüste geritten. Richtung Erg Tifernine. Das ist alles. Zurückgekommen ist er bis heute nicht.«
    »Erg Tifernine –« Brennot beugte sich über die große, neue Spezialkarte, die anhand von Luftaufnahmen das Genaueste war, was es heute von diesen Saharagebieten gab. »Das ist doch reiner Blödsinn! Das ist doch Selbstmord! Im Erg Tifernine gibt es keine Brunnen, nur Sand und kahle Felsen. Da brennen ja die Steine! Und auf einem Kamel? Kann denn Dr. Bender überhaupt Kamelreiten?«
    »Aufgesessen und weggeritten ist er wie ein Profi«, brummte Serrat und schenkte kalten Fruchtsaft aus. »Von uns ist ja keiner berechtigt, den Doktor zu fragen oder ihm Vorschriften zu machen. Hätte man mir aus Ouargla mitgeteilt, ich solle sein Kindermädchen spielen – er wäre bestimmt nicht allein in die Wüste geritten. Dafür müßten Sie mich kennen, Monsieur Brennot.«
    Der Oberingenieur nickte. Serrat war ein verläßlicher Bursche, das wußten alle von Hassi-Messaoud bis Algier. Der Ruf des Bullen war fast schon legendär. Zwei Felsen gibt es in der Sahara – hieß es: das Hoggar und Pierre Serrat.
    »Suchen wir ihn trotzdem. So schnell können die Geier ihn nicht kahlgenagt haben. Er soll wenigstens ein christliches Begräbnis erhalten. Wenn ich nur wüßte, was er im Erg Tifernine suchte? Ich sehe da gar keine Logik.«
    Die Hubschrauber kehrten nach vier Stunden zurück und landeten alle auf dem Campplatz. Dr. Bender hörte das Brüllen der Rotorflügel, die sogar die fürchterliche Kreissäge übertönten. Gegen Abend kamen auch die

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