Der Gefangene der Wüste
plötzlich klopfendem Herzen, wie sie sich auszog. Ganz unbefangen, so als seien sie schon lange verheiratet … sie legte die Bluse ab, den Rock, den Büstenhalter und den Slip, nackt stand sie vor dem eisernen Waschgestell und begann, sich in der Blechschüssel zu waschen.
Ihr Körper war verführerisch schön … Bender erkannte das jetzt. Ihre Beine waren lang und schlank, die Hüften und Schenkel ebenmäßig gerundet, die Taille schmal, und darüber ragten die Brüste vor, auch ohne Halter straff und spitz, von jugendlicher Festigkeit, obgleich Cathérine jetzt dreißig Jahre alt war. Bender wußte es aus ihrer Personalkartei. Ungeniert ging sie hin und her, ließ das Wasser aus den hohlen Händen über ihren Körper rinnen, wie Perlen kullerten die Wassertropfen an ihr hinab … dann wusch sie ihre Brüste, bückte sich nach vorn, schleuderte das Wasser aus der Schüssel über diese herrlichen weißen Hügel und drehte dann den Kopf zu dem in stummer Bewunderung auf der Erde hockenden Bender.
»Waschen Sie mir den Rücken … bitte?«
»Ja. Natürlich … ja … sofort …«
Er sprang auf, trat hinter sie, tauchte die Hände in das Wasser und ließ sie naß über ihren Rücken gleiten. Immer wieder, in der Höhlung der Hand das Wasser, denn sie hatten keinen Waschlappen, strich er an ihrem Körper entlang, vom Nacken bis zu den Hüften und über das flach gewölbte Gesäß, und während er sie so wusch, kämpfte er gegen sich, dachte intensiv an Saada und verlor doch ihr Bild immer mehr aus seiner Seele. Seine erregte Männlichkeit siegte über seinen Verstand. Als er die Hände über Cathérines Rücken vorgleiten ließ und ihre Brüste umfaßte, warf sie stöhnend den Kopf zurück, lehnte sich gegen ihn und dehnte sich in seinen Griff hinein.
»Cathérine –«, stotterte er. »Mein Gott, ich bin ein Idiot. Ein blinder Narr bin ich!«
Er küßte ihren Nacken, atmete die köstliche Frische ihres Körpers ein, genoß die Glattheit ihrer nassen Haut, drehte sie herum und küßte ihre Brüste, die sich ihm entgegenwölbten und zu ihm drängten.
»Ich wäre verrückt geworden …«, stammelte sie, als sie zum Bett gingen, schrittweise, gleitend fast, aneinander geklammert, schon jetzt im Stehen miteinander verschmolzen. »Wirklich, ich wäre verrückt geworden ohne dich … O mein Liebling, mein Liebling …«
Es war wie ein glutheißer Wüstensturm, der über sie hinwegfegte. Sie verbrannten sich gegenseitig und entstanden wie neu geboren; sie zerrissen sich und bauten sich neu mit Händen und Lippen; sie zerflossen in Schweiß und Stöhnen und labten sich gleichzeitig durch alle Poren.
Es war eine Nacht, wie sie nie wiederkehrte.
Später lagen sie zusammen, mit zitternden Gliedern und keuchenden Lungen und starrten an die Bretterdecke ihres Gefängnisses.
»Ich liebe dich«, flüsterte Cathérine. »Ich vergehe unter deinen Händen …«
»Es ist das schönste Ende unseres Lebens.« Er legte die Hand auf ihre Brüste und schloß die Augen. »Ein Toter liebt eine Tote –«
Scheich Ali ben Achmed hätte seine Dienerschaft am liebsten umgebracht.
Mit einer Kamelpeitsche rannte er durch das Haus und suchte seine Leute, brüllte unverständliche Worte und hatte Augen, die nur einem Irren gehören konnten. Die Mehrzahl seiner Diener waren wie wilde Katzen in alle Winde zerstoben, verkrochen sich bei Freunden oder Verwandten in der Oase und beteten zu Allah, daß Achmed sie in dieser Phase seines Zornes nie finden möge. Der Koch, der unschuldigste Mensch im ganzen Haus, denn er kümmerte sich nur um das Essen und sonst um nichts, sowie der minderjährige Lampenputzer, dessen Aufgabe es war, die wertvollen Silber- und Kupferlampen immer blank zu halten, wurden fürchterlich verprügelt und jammerten, daß es häuserweit zu hören war.
Saada war wieder einmal weg.
Aus ihren Zimmern geflüchtet. Trotz abgeriegelter Türen, trotz Wachen unter ihren Fenstern, trotz Posten im Garten. Wie sie es erreicht hatte, trotzdem zu fliehen, war ein Geheimnis. Achmed zermarterte sich den Kopf, untersuchte die Schlösser an Saadas Türen, versuchte selbst aus dem Fenster zu klettern und sah, daß man vom ganzen Garten aus eine die Mauer hinuntersteigende Gestalt bemerken mußte, wenn man nicht schlief oder anderswo war als dort, wo man sein sollte.
»Hundesöhne!« schrie Achmed nach diesem Lokaltermin. »Geschlafen habt ihr! Heimlich bei den Huren wart ihr! Statt zu wachen, habt ihr in weichen Armen gelegen! Allah
Weitere Kostenlose Bücher
Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn Online Lesen
von
Sandra Regnier
,
Teresa Sporrer
,
Jennifer Wolf
,
Cathy McAllister
,
Natalie Luca
,
Jennifer Jäger
,
Melanie Neupauer
,
Katjana May
,
Mara Lang
,
Lars Schütz
,
Pia Trzcinska